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Gustav Herzog
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Frage von Christoph R. •

Frage an Gustav Herzog von Christoph R. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Herzog,

wie stehen Sie zur Legalisierung von Cannabis bzw der Entkriminalisierung? Die letzten Jahre haben gezeigt, das eine Prohibition die Probleme nur vergrößert. Eine Droge wie Cannabis darf man nicht unterschätzen bzw verharmlosen aber im Vergleich zu den legalen Suchtmitteln (Nikotin, Alkohol) richtet Sie gleich bzw sogar weniger Schaden an. Warum kriminalisieren Sie Hunderttausend Menschen jährlich? Gerade Junge! Mit all den schrecklichen Folgen! Sie zerstören mit der Repression mehr als Sie helfen. Es kostet den Staat bzw den Steuerzahler auch mehr ( Polizei, Justiz, Gefängnis etc.), womit das Argument " durch eine Legalisierung muss die Allgemeinheit für Cannabiskonsumenten zahlen" auch lächerlich ist.
Sämtlichen negativen Auswirkungen ( höherer THC Wert, kein Jugendschutz, Kosten, verunreinigtes Cannabis etc.) kann durch eine kontrollierte Abgabe entgegen gewirkt werden. Der Staat hätte die Kontrolle, die organisierte Kriminalität wird bekämpft und der einzelne Konsument ist besser geschützt! Alles 100 mal Fortschrittlicher als jetzt, denn seien Sie mal ehrlich, der Konsum und die Verfügbarkeit steigt, die Prohibition ist gescheitert und bringt nichts als Ärger und Leid. Eigentlich ist es absolut traurig das man in einem Rechtsstaat des 21. Jahrhunderts , Bürger wegen sowas drangsaliert und selbst das Land, das den "War on Drugs" erfunden hat, Fortschrittlicher ist als unser Land.

Ich freue mich auf Ihre Antwort und verbleibe mit freundlichen Grüßen

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SPD

Sehr geehrter Herr R.,

besten Dank für Ihre Frage. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter hat sich kürzlich dafür ausgesprochen, den Erwerb und Besitz von Cannabis zu entkriminalisieren. Die Argumente dafür – allen voran die Eindämmung organisierter Kriminalität - sind gerade aus Sicht der Strafverfolgungsbehörden gut nachvollziehbar und auch ich verschließe mich nicht davor.

Trotzdem bin ich nicht dafür, den Kauf und Konsum von Cannabis "einfach so" zu legalisieren. Zu viele Gespräche mit Ärzten, Drogenberatungsstellen in meinem Wahlkreis und auch mit (ehemaligen) Konsumenten haben mir bestätigt, dass Cannabis absolut nicht das harmlose Genussmittel ist, als das es von den Befürwortern einer Freigabe dargestellt wird.

Trotzdem kann ich mir gut vorstellen, dass es differenziertere Gesetzentwürfe geben kann, denen ich zustimmen könnte. So z. B. Regelungen, die Käufer von Kleinmengen weiter entkriminalisieren. Ebenso denkbar sind in einem sehr eng gesteckten Rahmen regionale Modellversuche zur kontrollierten, legalen Abgabe an Erwachsene. Nach einer Evaluation der gesundheitspolitischen Erkenntnisse aus solchen Modellversuchen könnte je nach Ergebnis die Legalisierung ernsthaft debattiert werden.

Mit freundlichen Grüßen,

Gustav Herzog