Portrait von Ernst Dieter Rossmann
Ernst Dieter Rossmann
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Ernst Dieter Rossmann zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Sven R. •

Frage an Ernst Dieter Rossmann von Sven R. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Dr. Rossmann,

laut Hamburger Abendblatt

"In einer Klasse in Elmshorn ist beinahe jeder zweite Schüler durch die schriftliche Prüfung gefallen."

https://www.abendblatt.de/region/pinneberg/article229399440/Abitur-Corona-Elmshorn-Klasse-schreibt-schlechtes-Abi-durchgefallen-Klausur.html

Sie als Bundestagsabgeordneter u.a. für Elmshorn, stimmen Sie den Vorwürfen der Eltern zu, wie bewerten Sie die Reaktion der Schule?

Portrait von Ernst Dieter Rossmann
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Richter,

herzlichen Dank für Ihr Schreiben vom 28. Juni 2020, in dem Sie die Abitur-Durchfallquote an der Elmshorner Waldorfschule ansprechen. Es ist wichtig, dass wir uns damit beschäftigen, wie gravierend die durch die Corona-Pandemie entstandenen Nachteile für die Abiturient*innen sind.

Allerdings muss ich Sie darauf hinweisen, dass Ihre Anfrage nichts mit einer bundespolitischen Kompetenz zu tun hat, sondern es sich anderweitig um eine Angelegenheit der Landes- und Lokalpolitik handelt.

Meine folgenden Ausführungen stehen ebenfalls unter dem großen Vorbehalt, dass ich nicht alle Einzelheiten und Hintergründe kenne und mich deshalb auch in der fachlichen und politischen Bewertung sehr zurück halte. Deshalb nur einige Anmerkungen eher allgemeiner Art:

Im Fall der Elmshorner Waldorfschule werden unterschiedliche Zahlen verbreitet. In mehreren Medienberichten heißt es in Berufung auf Elternberichte, 13 der 28 Schüler*innen, und somit fast die Hälfte des Jahrgangs, hätten das Abitur nicht bestanden. Auf der Webseite der Schule unter werden jedoch - nach Berücksichtigung einiger Nachprüfungen - andere Zahlen genannt: „19 von ursprünglich 28 angemeldeten Schülern haben die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) erlangt“. Fünf weitere Schüler hätten den schulischen Teil der Fachhochschule erreicht. Zwei Schüler seien vom weiteren Prüfungsverlauf zurückgetreten und zwei weitere hätten weder das Abitur noch den schulischen Teil der Fachhochschule bestanden.

Schulen sind verpflichtet, die Schüler*innen bestmöglich auf die jeweiligen Abschlussprüfungen vorzubereiten. Auch während der Pandemie stehen Möglichkeiten des digitalen Lernens zur Verfügung und Lehrer*innen müssen, soweit wie möglich, weiter den Stoff vermitteln und für die Schüler*innen bei Fragen erreichbar sein. Werden diese Anforderungen nicht erfüllt, halte ich Beschwerden für angemessen.

Die Berichte der Eltern über mangelnde Initiative vonseiten der Schule kann ich nicht selbst beurteilen. Sie sollten aber natürlich von den zuständigen Stellen ernsthaft geprüft und gegebenenfalls aufgenommen werden. Berichte über eine schlechte Qualität des Homeschoolings gibt es momentan an vielen Stellen. In Anbetracht dessen, wie unvorbereitet Schulen und Lehrer*innen von der Corona-Pandemie getroffen wurden, ist dies auch durchaus verständlich. Leidtragende sind jedoch am Ende die Schüler*innen, deren Abschlussnoten auf dem Spiel stehen.

Bei Waldorfschulen gibt es nach meiner Kenntnis die besondere Situation, dass die Vornoten aus den letzten vier Halbjahren nicht ins Abitur mit eingerechnet werden und somit nur die finalen Prüfungsergebnisse zählen. Durch diese besondere Regelung haben die Abiturprüfungen bei Waldorfschüler*innen deutlich mehr Gewicht als bei Absolvent*innen staatlicher Schulen. Da Waldorfschulen über Benotung und Unterrichtsmethodik bis zum Abitur autonom entscheiden und Waldorflehrer*innen keine staatliche Ausbildung benötigen, ist diese Regelung meiner Ansicht nach gerechtfertigt.

Für viele Abschlussschüler*innen, deren Unterricht während der Corona-Pandemie stark eingeschränkt war, stellten die Abiturprüfungen in diesem Jahr eine besonders große Herausforderung dar. Dennoch konnten einige der Nachteile bundesweit ausgeglichen werden – so meldeten einige Bundesländer, darunter auch Schleswig-Holstein, trotz Corona einen etwas besseren Abiturdurchschnitt als im letzten Jahr.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen konnte und bedanke mich noch einmal herzlich für Ihre Anfrage.

Mit freundlichen Grüßen

Ernst Dieter Rossmann