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Frage von Ulrich D. •

Frage an Ernst Dieter Rossmann von Ulrich D. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Dr. Rossmann,

seit dem starken Zustrom von Flüchtlingen im Jahr 2015 helfe ich Flüchtlingen beim Deutschlernen, derzeit in einer Flüchtlingsunterkunft in Göttingen. Wie ich dabei feststellte, können die arabischsprachigen Flüchtlinge und die Flüchtlinge aus Afghanistan wesentlich besser die einzelnen Sprachstufen der angebotenen Deutschkurse bewältigen als beispielhaft Flüchtlinge aus Somalia, Eritrea oder Äthiopien. Als entscheidenden Grund für diesen Unterschied konnte ich ausmachen, dass bei "Youtube" von Muttersprachlern ausführliche Videos in Arabisch oder Farsi/Dari für Afghanistan angeboten werden, die in einer Vielzahl von Lektionen die deutsche Sprache und Grammatik erklären. So können Flüchtlinge auf verständliche Weise das aufarbeiten, was sie in den angebotenen Kursen mit deutschen Lehrkräften nicht verstanden haben. Meine Frage an Sie ist nun die, ob es nicht möglich wäre, solche Lektionen auch in Somali für Somalia, Tigrinya für Eritrea oder Amharisch für Äthiopien anzubieten (ich habe nur den Überblick für diese Sprachen, sicherlich wären auch weitere Sprachen sinnvoll). Es müssten sich doch sicherlich Leute finden lassen, die zugleich ihre Muttersprache und die deutsche Sprache gut beherrschen und die deutsche Sprache dann in Videos verständlich erklären können. Wie ich feststellte, treten die Flüchtlinge aus den angesprochenen Ländern quasi auf der Stelle, insbesondere wenn sie nicht einmal einen Helfer haben (!), während Afghaner oder arabisch sprechende Personen die deutsche Sprache wesentlich schneller erlernen.

Mit freundlichen Grüßen
C. von Clausbruch

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Sehr geehrter Herr Cramer von Clausbruch,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 16. Februar 2020, die mich über abgeordnetenwatch.de erreicht hat. Bevor ich auf Ihre Frage antworte, möchte ich mitteilen, dass ich Ihr Engagement in der Unterkunft für Geflüchtete in Göttingen großartig finde. Gerade in diesen Zeiten, in denen rechter Terror entsetzliches Leid verursacht, ist es wichtig, dass wir Menschen, die in unserem Land Schutz suchen, helfen und damit deutlich machen, dass die Zivilgesellschaft stärker ist.

Für Ihren Hinweis mit den Youtube-Videos will ich mich bedanken. Inzwischen habe ich mit meiner Kollegin Ulrike Bahr, die in der SPD-Bundestagsfraktion Berichterstatterin für Grund- und non-formale Bildung ist, gesprochen. Sie wird sich ihrerseits informieren und Möglichkeiten ausloten. Tatsächlich gibt es derzeit keine staatlichen Stellen, die solche Youtube-Videos etwa auf Tigrinya anbieten. Es sind stattdessen Einzelpersonen oder Vereine bzw, kleinere Institutionen, die solche Videos produzieren. Ein Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=qLfTYMOCRgw

Als Ehrenvorsitzender des Deutschen Volkshochschul-Verbandes werde ich zudem die KollegInnen in Bonn, wo unser Verband seinen Sitz hat, von Ihrer Anfrage in Kenntnis setzen. Vielleicht gibt es hier Möglichkeiten, Youtube-Videos, wie Sie sie vorschlagen, zu drehen.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Informationen weiterhelfen konnte, und danke nochmals herzlich für Ihr Schreiben.

Mit freundlichen Grüßen
Ernst Dieter Rossmann

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Sehr geehrter Herr Dr. Cramer von Clausbruch,

Sie hatten mir am 16. Februar via abgeordnetenwatch.de eine Anfrage in Sachen Deutschlernen via Youtube-Videos geschickt.

Anbei finden Sie eine ergänzende Information, die mich als Ehrenvorsitzenden des Deutschen Volkshochschul-Verbandes e.V. (DVV) erreicht hat.

Mit freundlichen Grüßen

Ernst Dieter Rossmann

Ergänzende Information des DVV (Bonn) an Ernst Dieter Rossmann – mit Bitte um Weiterleitung an Herrn Dr. Cramer von Clausbruch:

Sie haben auf die Anfrage eines Bürgers über abgeordnetenwatch.de reagiert, der darauf aufmerksam macht, dass der Deutschspracherwerb von Zugewanderten durch Hilfestellung in der Herkunftssprache sinnvoll unterstützt werden kann. Die Empfehlung, Lehrvideos auf Tigrinya, Somali und Amharisch zu produzieren, haben Sie an Herrn Aengenvoort weitergeleitet.

Ich möchte Sie informieren, dass wir mit dem vhs-Lernportal und der App Einstieg Deutsch als DVV zwei digitale Deutschlernangebote herausgeben, die zumindest einen Teil der angesprochenen Sprachen bedienen.

Das vhs-Lernportal bietet einen vollumfänglichen digitalen Integrationskurs auf den Niveaustufen A1-B1 nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) und ist als einziges digitales Lehrwerk vom BAMF für den Integrationskurs zugelassen. Darüber hinaus findet sich auf der Plattform ein berufssprachlich orientierter Deutschkurs, der das Zielniveau B2 (GER) ausweist, sowie ein ABC-Deutschkurs, der in das lateinische Alphabet und die Laut-Buchstaben-Beziehungen des Deutschen einführt.

Bis zum Zielniveau B1 (GER) sind alle Kurse durch Übersetzung von Menü, Interface und sämtlichen Informationstexten in die 18 häufigsten Herkunftssprachen von Zugewanderten in Deutschland unterstützt, u.a. auch in Tigrinya. Im Anhang finden Sie einen Screenshot von Lektionsübersicht und Inhaltsverzeichnis auf Deutsch und Tigrinya zur Anschauung.

Alle Kurse sind tutoriell betreut und können von Kursleitenden ebenso genutzt werden wie von Lernenden ohne Kurs, die beispielsweise Wartezeiten überbrücken oder nach dem Kurs noch weiterlernen möchten. Das Angebot wird von der Zielgruppe sehr gut angenommen. Zu Beginn des Jahres 2020 zählten wir 160.000 registrierte Deutschlernende auf der Plattform. Das vhs-Lernportal ist optimiert für die Nutzung auf mobilen Endgeräten und in der jetzigen Form seit Herbst 2018 online.

Die App Einstieg Deutsch wurde vom DVV bereits im Winter 2015-16 veröffentlicht und wurde in erster Linie für Geflüchtete konzipiert, die ohne Kurs im Selbststudium Deutsch lernen möchten. Die mündliche Kommunikation in typischen Alltagssituationen steht im Mittelpunkt. Mit der App eignen die Lernenden sich die wichtigsten Wörter, Phrasen und Wendungen an: Sie hören Dialoge und sprechen die formelhaften Sequenzen nach, üben sie ein und variieren sie. Es wird bewusst auf eine Grammatikvermittlung verzichtet. Das Lernprogramm für Einsteiger ist intuitiv bedienbar und in zehn Sprachen übersetzt, darunter Somali und Tigrinya. Unter folgendem Link finden Sie ein YouTube-Video auf Tigrinya, das die App Einstieg Deutsch vorstellt und erläutert.

App Einstieg Deutsch sowie alle Deutschlern-Apps zum vhs-Lernportal sind kostenlos über den App Store und den Google Play Store erhältlich. Beide Projekte wurden bzw. sind gefördert vom BMBF.

Wir bieten für Lehrkräfte wie Freiwillige in der Flüchtlingsarbeit weitere Materialien und Schulungen zu unseren digitalen Lernangeboten an.

Wir freuen uns, wenn Sie diese Informationen an den Petenten weiterleiten, und stehen für Rückfragen sehr gerne zur Verfügung!