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Claudia Tausend
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Frage von Judith Eckstein-De Castro, D. •

Frage an Claudia Tausend von Judith Eckstein-De Castro, D. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Tausend,

mit Sorge betrachte ich die in Deutschland nach Schutz suchenden Menschen aus Nordafrika und dem Nahen Osten. Besonders geht es mir um die Frauen und Kinder.

Bei mir verfestigte sich immer mehr der subjektive Eindruck, dass es sich bei den meisten Flüchtlingen um junge Männer handelt. Grundlage dafür waren meine persönlichen Alltagserfahrungen, sowie Bilder von Flüchtlingsunterkünften in Zeitung und Fernsehen.

Da ich mich nicht einfach auf mein Bauchgefühl verlassen wollte suchte ich belegbare Zahlen. Auf der Homepage der EU sind diese leicht zu finden (siehe Anhang). Und tatsächlich: In der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen sind 2/3 bis 3/4 aller Asylbewerber männlich. In der Gruppe unbegleiteter Minderjähriger sind es sogar 80 Prozent.

Die Frage, die ich mir stelle: Was passiert mit den Frauen? Was passiert mit den Mädchen? Werden diese einfach zurück gelassen? Sind diese etwa weniger schutzbedürftig als Männer!?

Ihre Meinung zu diesem Punkt, speziell, ob Ihre Partei dagegen etwas unternehmen will, interessiert mich sehr.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Judith Eckstein-De Castro

Quelle: http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Asylum_statistics/de
Zitat: "Die Verteilung nach Geschlecht zeigt, dass es sich bei den Asylbewerbern häufiger um Männer als um Frauen handelte. ... Bei den Asylbewerbern in den Altersgruppen der 14 bis 17-Jährigen bzw. der 18 bis 34-Jährigen war die Geschlechterverteilung ungleichmäßiger – hier waren zwei Drittel bis drei Viertel der Bewerber männlich. Betrachtet man die unbegleiteten Minderjährigen, so waren die geschlechtsspezifischen Unterschiede noch klarer; hier waren etwa vier von fünf unbegleiteten minderjährigen Asylbewerbern männlich."

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Dr. Eckstein-De Castro,

tatsächlich waren 2015 etwa 70 Prozent der Personen, die in Deutschland Antrag auf Asyl gestellt hatten, männlich. Ein Viertel davon waren aber Kinder und Jugendliche. Insbesondere in der ersten Hälfte des letzten Jahres schien es so, als würden sich Familien entscheiden, die körperlich am stärksten Mitglieder auf den sehr risikoreichen Weg nach Europa zu schicken, die den Rest der Familie dann nachholen sollen - und das zu Recht: Mehr als ein Drittel der Ertrunkenen auf der Überfahrt zwischen der Türkei und Griechenland sind Kinder unter zwölf Jahren. Alleinreisenden Frauen droht auf der Flucht oft sexuelle Gewalt.

Dies bedeutet aber nicht, dass Frauen und Kinder alleine im Kriegsgebiet gelassen werden. Laut den Vereinten Nationen ist das Geschlechterverhältnis in den teils riesigen Flüchtingscamps um Syrien herum, im Libanon, der Türkei oder Jordanien etwa, ausgeglichen.

In den letzten Monaten hat sich dies geändert, immer mehr Frauen und Kinder machen sich auf den Weg nach Europa, teils sind sie bereits in der Mehrheit der Flüchtenden. Dies bringt große Gefahren für diese Frauen und Kinder mit sich. Wir wollen deshalb Investitionen leisten in den Nachbarländern Syriens, um die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern. Wir wollen mit der Türkei zusammen die EU-Außengrenzen sichern und so verhindern, dass Menschenhändler weiterhin für viel Geld Flüchtlinge großen Gefahren aussetzen. Gleichzeitig wollen wir große Kontingente von mehreren hunderttausend Flüchtlingen pro Jahr nach Europa und Deutschland übernehmen, die somit einen sicheren Weg zu uns haben.

Mit freundlichen Grüßen
Claudia Tausend

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