Was werden Sie im Forschungsausschuss konkret unternehmen, um die Erforschung von ME/CFS gezielt zu fördern?
Sehr geehrte Frau Müller,
herzlichen Glückwunsch zur Berufung in den Forschungsausschuss des Deutschen Bundestags.
Ich möchte Sie auf die schwerwiegende, bisher weitgehend vernachlässigte Erkrankung ME/CFS hinweisen, von der über 620.000 Menschen in Deutschland betroffen sind. Die Krankheit geht mit einer drastisch eingeschränkten Lebensqualität einher, viele Betroffene sind dauerhaft arbeitsunfähig oder pflegebedürftig.
Trotz dieser hohen Prävalenz wird ME/CFS in der medizinischen Forschung kaum berücksichtigt. Es fehlen dringend notwendige Investitionen in Grundlagenforschung, Diagnostik und Therapien.
Daher meine Frage: Was werden Sie im Ausschuss konkret unternehmen, um die Erforschung von ME/CFS gezielt zu fördern?
Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und freue mich auf Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Timo S.

Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank, dass Sie mich hier auf Abgeordnetenwatch zum Thema ME/CFS anschreiben und auf die schwierige Situation der Betroffenen in Deutschland hinweisen. Ich teile Ihre Einschätzung, dass diese Erkrankung in der medizinischen Forschung bislang zu wenig Beachtung gefunden hat, obwohl sie mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität verbunden ist. Als Bündnisgrüne im Forschungsausschuss setzen wir uns aktiv für Verbesserungen ein.
Lange Zeit wurden ME/CFS und ähnliche Erkrankungen politisch vernachlässigt. Erst mit unserer bündnisgrünen Regierungsbeteiligung wurden diese Themen endlich auf die politische Agenda gesetzt. Dadurch konnten wir bedeutende finanzielle Mittel für Forschung und Versorgung mobilisieren. Insgesamt wurden so über 200 Millionen Euro für die Erforschung von Long Covid, ME/CFS und verwandten Krankheitsbildern bereitgestellt.
Auch nach dem Regierungswechsel engagieren wir uns weiterhin mit Nachdruck für die Belange der Betroffenen. In der Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie haben wir beispielsweise darauf gedrängt, die Themen Long Covid, ME/CFS und Post-Vac-Syndrome explizit im Arbeitsauftrag zu berücksichtigen.
Im Forschungsausschuss haben wir zudem eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe zu vernachlässigten Erkrankungen ins Leben gerufen, in der ME/CFS einen Schwerpunkt bildet. Zusätzlich fördern wir die internationale Vernetzung der ME/CFS-Forschung und den Austausch zwischen Forschungsinstitutionen.
Nicht zuletzt behalten wir die sozialen Aspekte im Blick: Bürokratische Hürden bei der Beantragung von Erwerbsminderungsrente oder Pflegegrad spiegeln die mangelnde Sensibilität des Systems wider. Wir setzen uns dafür ein, die Kriterien zur Anerkennung von Erwerbsminderung und Pflegebedarf zu überarbeiten und an die Bedürfnisse von Betroffenen anzupassen.
Als Mitglied des Forschungsausschusses werde ich mich außerdem dafür einbringen, weitere Expert*innenanhörungen zu diesem Thema zu veranstalten und die Forschungsförderung für ME/CFS stärker zu priorisieren. Ich weiß, dass für die Betroffenen jeder Tag zählt und schnelle Fortschritte notwendig sind.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Müller