Setzen Sie sich dafür ein, Bundesministerien/-behörden von Bonn nach Berlin zu verlegen, um Ressourcen zu sparen, Ineffizienzen abzubauen und Prozesse zu beschleunigen?
Sehr geehrter Herr de Vries, 35 Jahre nach der Wiedervereinigung haben nach wie vor einige Bundesministerien ihren Hauptsitz und alle anderen zumindest ihren Nebensitz in der alten Bundeshauptstadt Bonn. Selbiges gilt für nachgeordnete Bundesbehörden, die ebenfalls ihren (Zweit-)Sitz in/um Bonn haben, wie der Staatsschutz des Bundeskriminalamtes. Die räumliche Trennung sorgt für Doppelarbeit, Ineffizienzen und vor allem erhebliche personelle und finanzielle Mehrbelastungen. Setzen Sie sich dafür ein, dass diese Bundesministerien/-behörden gänzlich in die Bundeshauptstadt verlegt werden, um Ressourcen zu sparen, Prozesse zu beschleunigen und die Wiedervereinigung faktisch zu vollenden?

Sehr geehrter Herr S.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage über Abgeordnetenwatch. Ihre Frage spricht eine seit Jahren kontrovers diskutierte Thematik an und ich kann ihre Bedenken gut nachvollziehen. Im Koalitionsvertrag mit der SPD haben wir uns jedoch klar zum Berlin-Bonn- Gesetz mit einer Zusatzvereinbarung zur Stärkung des internationalen Standortes in Bonn bekannt. Der Standort wird damit als bundespolitisches Zentrum gesichert. Mir ist bewusst, dass sich ein Großteil der Bevölkerung eine komplette Verlagerung nach Berlin wünscht, mit der Begründung der Kosten- und Effizienzgewinne. Jedoch darf man die Bedeutung Bonns als „zweite Hauptstadt“ und als Standort für internationale Organisationen und dem damit verbunden wirtschaftlichen Nutzen für die Region nicht außer Acht lassen, denn insbesondere durch Sitze wie der UNO, der UNESCO und der Deutschen Welle in dieser Region, hat Bonn weiterhin eine hohe Bedeutung als politisches Zentrum und auch als internationales Verbindungsbüro. Zahlreiche Institutionen sind eng mit Bonner Strukturen vernetzt und verfügen über funktionierende Netzwerke und Fachkräfte. Ein Umzug der vielen Beamtinnen und Beamten mit ihrer Familie und deren Unterbringung oder Ersetzung geben weder der momentane Wohnungs- noch der Arbeitsmarkt in Berlin her, ebenso wenig wie dazu benötigte Büroräume. Durch die fortgeschrittene Digitalisierung wird das Arbeiten aus verschiedenen Standorten leichter und Dienstreisen entbehrlicher, was langfristig auch Kosten minimiert. Die Kosten, die ein Umzug nach Berlin mit sich bringen würde, ständen daher in keinem Verhältnis zu einem Weiterbetrieb, bedenkt man auch die potenziellen massiven wirtschaftlichen Folgen für die Stadt Bonn.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph de Vries