Frage an Andreas Jung von Armin G. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Jung,
Wie stellen Sie sich die Privatisierung der Bahn vor?
Dazu gibt es nun zwei Überlegungen: die erste ist verkehrpolitischer, die zweite ist wirtschaftlicher Art. Wie stehen Sie zu den beiden folgenden Punkten:
Zum ersten:
Privatisierung heißt in erster Linie, daß nicht mehr verkehrspolitische Erwägungen, sondern Rendite-interessen darüber entscheiden, wo investiert wird und wo nicht, welche Strecken wie oft befahren werden und welche nicht. Ob das in Zeiten von "Klimaschutz" und "Energiesparen" sinnvoll ist?
Zur zweiten:
Die Bahn ist ein Unternehmen, das aufgebaut wurde aus Steuermitteln der Bürger. Sie gehört uns! Der im letzten jahr eingefahrene Gewinn müsste Herrn Steinbrück doch gefallen haben. Wenn die Bahn nun privatisiert werden muß, um EU-Auflagen oder was auch immer zu erfüllen, meinetwegen. Aber dann bitte mit Verstand: Die Bahn bekommt die Mitarbeiter, das Know how und die Züge zum Handelswert. Die Gleise und Anlagen kann sie dann mieten oder pachten oder kaufen. So bleiben die Anlagewerte, die sich auf bis zu 180Mrd€ beziffern, in der Hand der Bürger, die sie finanziert haben.
Wie stehen Sie dazu?
Sehr geehrter Herr Günther,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht und Entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihnen heute erst darauf antworte.
Zwischenzeitlich hat der Bundestag die Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG beschlossen. Künftig soll es zwei Unternehmen der Bahn geben. Die Bahninfrastruktur bleibt - wie Sie es ebenfalls gefordert hatten - vollständig im Bundesbesitz, Güter-, Fern- und Regionalverkehr werden in einer Aktiengesellschaft zusammengeführt und zu 24,9 Prozent privatisiert. Der Bund hält jedoch auch hier die Aktienmehrheit.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen hiermit weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Jung