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Andrea Lindholz
CSU
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Frage von Thomas D. •

Können Sie mir erklären, warum Sie gegen die Legalisierung von Cannabis sind, sich aber in keiner Weise von Alkohol distanzieren? Alkohol ist für tausende Tote und 32000 Verkehrsunfälle verantwortlich

Sehr geehrte Frau Lindholz, Alkohol ist erwiesenermaßen für mindestens 20000 Tote pro Jahr verantwortlich. Kostet den Staat jedes Jahr 57 Milliarden Euro. Ein Viertel aller Gewalttaten wird unter Alkoholeinfluss verübt. Und dennoch wird Alkohol glorifiziert und ist in den letzten Jahrzehnten sogar inflationsbereinigt preiswerter geworden. Niemand wird dafür belangt, sich für 50 Cent eine Dose Bier zu kaufen. Aber Sie sind weiterhin dafür, dass jemand, der einen Joint raucht, ein Krimineller ist. Bitte erklären Sie das sachlich und fachlich. Interessant wäre für mich in dem Zusammenhang auch, wenn Sie die Erkenntnisse des Drogenforschers David Nutt mit einbeziehen würden.

Mit freundlichen Grüßen
T. D.

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr D.,

vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Cannabiskonsum.

Wie Sie auch meinem Profil auf Abgeordnetenwatch in mehreren Antworten entnehmen können, habe ich zur Legalisierung von Cannabis eine klare Haltung: Es ist gut, dass wir den Gebrauch von Cannabis zu medizinischen Zwecken bereits gesetzlich geregelt haben. Das hilft vielen Betroffenen, die das Cannabis zu rein medizinischen Zwecken (z.B. bei der Behandlung einer Krebserkrankung) verwenden. Trotzdem gilt auch hier: Der Einsatz von Cannabis als Medizin erfolgt aus therapeutischen Gründen. Der medizinische Nutzen wird dabei von einem Arzt höher eingeschätzt als die Nebenwirkungen. Diese bleiben auch bei Medizinalcannabis nicht aus.

Es ist unbestreitbar, dass sowohl Alkohol als auch Cannabis gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Die Verbindung zwischen Alkoholkonsum und Gesundheitsproblemen ist gut dokumentiert. Die langfristigen Auswirkungen von Cannabis auf die Gesundheit sind jedoch noch Gegenstand intensiver Forschung.

Eine weitergehende Lockerung und Legalisierung lehne ich im Hinblick auf die bisher vorliegenden, wissenschaftlich nachgewiesenen gesundheitlichen Risiken (z.B. Schizophrenie, Depression oder Angststörungen als Folge des Konsums) und die Spätfolgen (z.B. auf ungeborene Kinder sowie das Erkranken an bestimmten Krebsformen) ab. Das unterstreichen auch Studienergebnisse der letzten Jahre: Es gibt keine Belege dafür, dass Cannabiskonsum unbedenklich ist. Im Gegenteil: Gerade Jugendliche sind nachweislich besonders gefährdet.

Auch die Beispiele mit vermeintlich positiven Effekten einer Legalisierung sehe ich kritisch. Die Legalisierung hat in Kanada z.B. dazu geführt, dass sich die Zahl der Erstkonsumenten im ersten Quartal nach der Legalisierung fast verdoppelt hat. Daneben hat die Legalisierung vor allem zu Beginn dort auch nicht unbedingt dazu geführt, dass der Schwarzmarkt verschwindet bzw. der organisierten Kriminalität eine Finanzierungsgrundlage entzogen wird. Vielmehr hat sich der Schwarzmarkt dort den legalen Konkurrenzangeboten zunächst angepasst.

Mit freundlichen Grüßen

Andrea Lindholz MdB

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