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Wolfgang Seidel
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Frage von Wolfi S. •

Frage an Wolfgang Seidel von Wolfi S. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Seidel,
ich habe Fragen zu drei Themenfeldern an Sie:
Wie ist Ihre Meinung zur derzeitigen Situation im Tierschutz in Bayern. Ist er ausreichend oder liegen doch noch viele Dinge im Argen.
Was wollen Sie den Immobilien-Spekulanten in München bzw. Bayern entgegensetzen.
Bayern ist ja überwiegend ländlich geprägt und seine Bevölkerung lebt und bewahrt das traditionelle Brauchtum.
Aus meiner Sicht ist ja das bairische Urvolk - ich spreche hier von Altbaiern und Schwaben - ein buntes Mischvolk aus ansässig gewordenen Römern und zugewanderten Stämmen aus allen Himmelsrichtungen.
Wie ist ihre Meinung zu Traditionen u. Brauchtums Pflege.? Ohne Vereinnahmung von Politik. Nur Spaß und Freude.
Vielen Dank für die Beantwortung

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Schmid,

Tierschutz

Beim Tierschutz liegen in Bayern, durch die immer weiter zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft, immer mehr Dinge im Argen. Ich unterstütze hier nicht den Bauernverband sondern die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL). Die hochindustrielle Landwirtschaft ist nicht nur schlecht für das Tierwohl, sondern auch schlecht für die Konsumenten, unsere Landschaft und Natur. Massentierhaltung und Monokulturen zerstören auch den Boden, Magerwiesen und die Artenvielfalt. Weiterhin ist diese Art von Landwirtschaft, die auch noch hoch subventioniert wird, eine der Fluchtursachen. Mit solchen industriell hergestellten Produkten, die auch noch subventioniert werden, können Landwirte in Afrika nicht mithalten. Sie werden niederkonkurriert und vernichtet.

Im Gegensatz zur CSU bin ich für eine finanzielle Unterstützung von Tierheimen durch den Freistaat Bayern. Die finanzielle Situation ist bei vielen Tierheimen besorgniserregend.

Wohnen

Das Beispiel Wien zeigt, dass es wohnungspolitisch auch anders geht als in München. Hier wurde laufend der öffentliche Wohnungsbau ausgebaut und auch laufend neue Sozialwohnungen gebaut, die auch konsequent in der Öffentlichen Hand verblieben sind. Im meistens durch die SPD regierten München hingegen wurden lange städtische Grundstücke und Immobilien meistbietend verkauft. Sogar viele Sozialwohnungen sind in privater Hand, und die Sozialbindung läuft aus. Zuletzt wurden auch noch, vom durch die CSU regierten Freistaat Bayern, die ganzen GBW-Wohnungen verhökert. Verkauft wurde hier nicht nur ein großer Wohnungsbestand, sondern auch erhebliche Baurechtsreserven. Diese verheerende Politik in der Vergangenheit hat ein großes Problem geschaffen. Eine völlige Fokussierung auf eine aktive Entwicklung Münchens zur Metropolregion verschärft den Mangel an bezahlbaren Wohnraum zusätzlich. Große Teile der Bevölkerung haben weniger Geld in der Tasche als in den 90er Jahren, die Altersarmut nimmt zu, die Mieten hingegen steigen unerbittlich.

Es müssen nicht alle Arbeitsplätze Deutschlands und Bayerns in München sein. Wir brauchen auf Bundes- und Landesebene wieder eine stärkere Förderung einer polyzentrischen Entwicklung und eine Partizipation der Bevölkerung in der Breite bei Wohlstandszuwächsen. Die Metropolregion München, ohne bezahlbaren Wohnraum, zum Platzen zu bringen und dafür andere Regionen zu entvölkern ist auch ein Irrweg.

Einen größenwahnsinnigen Drehkreuzwettbewerb zwischen den Flughäfen München und Frankfurt am Main, mit dem Wunsch nach immer mehr Startbahnen, lehne ich ab.

Wir brauchen ein ambitioniertes öffentliches Wohnungsbauprogramm für Sozialwohnungen, aber auch für bezahlbaren Wohnraum für Normalverdiener. Zusätzlich muss die öffentliche Hand auch Bestandswohnungen erwerben um in einzelnen Wohnobjekten eine völlige Durchgentrifizierung zu verhindern. Ich bevorzuge eine Nachverdichtung und Entwicklung in die Höhe einer Neuversiegelung von neuen Gebieten. Wir werden aber letztendlich beides mit Augenmaß brauchen. Eine Bebauung öffentlicher Grünflächen, wie es die Stadt zum Beispiel bei der Unnützwiese, vorhatte lehne ich ab. München muss wohnlich und lebenswert bleiben und darf nicht zur Betonwüste und Heimat von einer gefühllosen Architektur werden.

Ich unterstütze eine echte Mietpreisbremse. Bei einem weiteren verbleibenden Wohnungsmangel sorgt aber diese lediglich für günstigere Wohnungen für Besserverdienende. Diese werden nämlich bei den privaten Vermietern häufig bevorzugt. Die komplexe Situation, was den komplexen Wohnungsmarkt in München angeht, benötigt komplexe Lösungen. Ich hoffe hier zumindest einen kleinen Teil davon verständlich umrissen zu haben.

Kultur

Freude macht mir vor allem die in der Bayerischen Kultur vorhandene Aufmüpfigkeit gegen die Großkopferten. Man findet diese auch in der durchaus sozialkritischen volkstümlichen Musik. Ich mag bayerische Kultur und Brauchtum. „Fensterln“ im CSU-Überwachungstaatsmodus gehört für mich allerdings nicht dazu.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Seidel