Udo Wolf
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Frage von Sabine K. •

betrachten Sie Menschen, die einem Medikament, dass nur eine Notfallzulassung hat, skeptisch gegenüberstehen als Verschwörungstheoretiker?

Udo Wolf
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Kammer,

die Antwort auf Ihre Frage lautet: Nein. Skepsis gegenüber neuen Medikamenten ist nicht nur verständlich, sie ist auch ebenso wie die Skepsis gegenüber Einzeldiagnosen von Ärztinnen und Ärzten sinnvoll. Wer sich Sorgen macht muss sich informieren, auch eine zweite Arztmeinung einholen, gegebenenfalls selbst wissenschaftliche Studien zu Rate ziehen. Allerdings boomen derzeit auch wieder gefährliche Verschwörungstheorien. Davor ist zu warnen.

Es ist unschwer zu erraten, dass sich ihre Frage um die aktuellen Auseinandersetzungen rund um die Impfungen gegen das Covid-19 Virus dreht. Die Studien-Lage zur Wirksamkeit der empfohlenen Impfstoffe für die Altersgruppen über 18 Jahre ist mittlerweile eindeutig: Bei ausgesprochen wenig Nebenwirkungen wirken die Impfstoffe in einem aussergewöhnlich hohen Maße gegen schwere Krankheitsverläufe und den Tod. Ich kann also, nach intensiver Befassung mit dem Thema das Impfen mit einem der zugelassenen Impfstoffe nur sehr empfehlen. Die Ständige Impfkommission (StiKo) ist ein politisch unabhängiges Gremium, dass nach wissenschaftlichen Kriterien entscheidet und empfiehlt. Es gibt für mich auch nach Prüfung der Entscheidungskriterien keinen Grund an diesen Empfehlungen zu zweifeln. Allerdings bin ich schon seit Beginn der Impfungen der Meinung, dass auch Impfungen gegen Covid-19 so schnell wie möglich und in der Regel von den Hausärztinnen und Hausärzten vorgenommen werden sollten. Dort existiert ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient, besondere Kenntnis über Vorerkrankungen und Risiken von Nebenwirkungen im konkreten Fall. Hier kann im persönlichen Gespräch am Besten aufgeklärt werden und letztlich ist die Entscheidung über die Verabreichung und Einnahme eine Medikaments, einer Impfung eine individuelle zwischen Arzt und Patient.

Leider gibt es aber auch unter Impfgegnern nicht wenige, die das Covid-19 Virus oder dessen Gefährlichkeit leugnen und stattdessen Verschwörungstheorien anhängen oder gar verbreiten. Ähnlich wie bei der Klimakatastrophe wird behauptet, das sei alles eine Erfindung finsterer Mächte aus Politik, Medien und Wirtschaft. Oft wird das mit rassistischen und antisemitischen Ressentiment verbunden. Das ist gefährlich. Das hat mit verständlicher Skepsis und Sorge nichts zu tun. Es ist der Nährboden für Rechtsextreme und Rechtspopulisten, also jene die mit Hilfe von Verschwörungstheorien in der Geschichte Deutschlands und Europas größte Verbrechen vorbereitet und begangen haben.

Die Pandemie ist keine Erfindung von bösen Mächten, sie ist real und gefährlich. Über Einzelmaßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie lässt sich unter Demokratinnen und Demokraten trefflich streiten. Manche Eindämmungsmassnahme war für mich unverhältnismäßig, manche Vorsorge die zu mehr Resilienz (Widerstandsfähigkeit) der öffentlichen Daseinsvorsorge geführt hätte kam mir zu kurz. Dass die Patente für die zugelassenen Impfstoffe nicht freigegeben sind finde ich fahrlässig und falsch, bedeutet es doch, dass die Produktion von Impfstoffen für die Länder des benachteiligten Südens nicht ausreicht. Je höher weltweit die Impfquote sein wird, umso schneller können wir die Pandemie in den Griff bekommen und auf Grundrechtseinschränkungen verzichten. Aber das alles sind Fragen nicht ob sondern wie die Pandemie am Besten bekämpft wird ohne allzuviel gesellschaftliche Kollateralschäden zu provozieren. 

Bitte sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt über das Impfen.

Mit freundlichen Grüßen 

Udo Wolf