Das Foto zeigt eine Portraitaufnahme von Tabea Rößner vom Juni 2021.
Tabea Rößner
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Rainer W. •

Frage an Tabea Rößner von Rainer W. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Rößner,

unter starker Initiativkraft Ihrer Partei wurde vor wenigen Jahren das Flaschenpfand für Plastikflaschen eingeführt. Als Normalbürger denkt man, dass das Plastik der Flaschen nach der Rückgabe eingeschreddert wird und als Grundstoff für neue Plastikprodukte dient.

Nun kam mir zu Ohren, dass diese Flaschen (u.a. in Rheinland-Pfalz) aber schlichtweg verbrannt werden. Deswegen möchte ich Ihnen gerne zwei Fragen stellen:

1. Ist das im Sinne der damals ursprünglichen Initiativkraft der Grünen?

2. Laut der bekannten Professorin Dr. oec. troph. Carola Strassner der FH Münster führten 2009 täglich 68% der Deutschen mindestens eine Plastikflasche Wasser mit sich. Ungarn liegt weltweit auf Platz 2 mit 53%, Frankreich auf Platz 3 mit 41%. Meinen Sie nicht, daß es an der Zeit ist, die umwelt-belastende Produktion von Plastikflaschen für normales Trinkwasser mit anderen politischen Mitteln zu begegnen? Dies vor dem Hintergrund des vielerorts leckeren trinkbaren Kranwassers in Deutschland?

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Winters

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Winters,

zunächst möchte ich mich entschuldigen, dass ich erst jetzt auf Ihre Frage antworte.

Die Novelle der Verpackungsverordnung, die die rot-grüne Bundesregierung eingeführt hat, hatte zum Ziel, dass mindestens eine Quote von 80% aller Getränke in Mehrweg- oder ökologisch vorteilhaften Einweggetränkeverpackungen vertrieben werden. Dieses Pflichtpfandsystem führte zu einem Rückgang zu umweltschädlichen Dosen, die unter einem hohen Ressourcenverbrauch hergestellt werden und häufig in der Landschaft entsorgt wurden. Die Erhöhung des Mehrweganteils reduzierte nachweisbar die Ressourceneffizienz.

Neue Untersuchungen zeigen, dass nur noch 50 Prozent aller Getränke in Mehrwegverpackungen abgefüllt werden. Es besteht also dringender Handlungsbedarf, den auch die Bundesregierung sieht, aber nicht aktiv danach handelt.

Näheres können Sie der Kleinen Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion entnehmen, deren Antworten uns im Dezember zugegangen sind:
http://www.dorothea-steiner.de/cms/default/dokbin/399/399939.ka_staerkung_der_mehrwegquote_bei_getrae.pdf

Konkret zu Ihren Fragen: Es ist nicht im Sinne der GRÜNEN, dass Mehrweg-Plastikflaschen energetisch verwertet werden. Das stoffliche Recycling ist dem vorzuziehen, gerade bei sortenreinen Stoffen wie den PET-Flaschen. Genaue Zahlen, welcher Prozentsatz stofflich verwertet wird, liegen uns leider nicht vor. Generell ist das über Pfand gesammelte PET sortenrein und daher viel wert. Zu Flaschen verarbeitet wird aber wenig, meist wird "downgecycelt", also weniger hochwertige Produkte wie Parkbänke hergestellt.

Sie haben Recht: Es wäre am umweltschonendsten, wenn im Normalfall das Trinkwasser aus der Leitung getrunken werden würde. Es ist bestens kontrolliert und meistens von sehr guter Qualität. Dieser Umweltverbrauch ist eigentlich eine große Verschwendung, das Wasser - ob Mineral- oder Tafelwasser - in Flaschen abzufüllen, quer durch die Republik zu fahren, per Auto nach Hause zu fahren, und alles wieder retour in die Verwertung bzw. Wiederabfüllung zu bringen. In der Marktwirtschaft bestimmt die Nachfrage jedoch in hohem Maße das Angebot. Die Politik kann zwar aufklären und einen Rahmen setzen, aber die Produktion und den Verkauf nicht verbieten. Frankreich hat eine andere Trinkkultur. Dort wird kaum Sprudel wie hier sondern vor allem stilles Wasser getrunken und das meistens aus dem Wasserhahn.

Herzliche Grüße

Tabea Rößner

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