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Steffen Bilger
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Frage von Karl B. •

Frage an Steffen Bilger von Karl B. bezüglich Verkehr

Sehr gehrter Herr Bilger !

Betreff : S21

Meinen sie auch, dass beim Scheitern von S 21 Stuttgart vom DB-Fernverkehr " abgeschnitten " wird? (Der Orientexpress z.B. verkehrte schon vor unserer Geburt -Viele Internationale Züge machen auch heute Halt in Stuttgart.) Sind Sie der Meinung , dass auf der NBS Wendlingen-Ulm sogenannte Leichtgüterzüge verkehren werden? ( Die Logistigzentren, die diese Züge ordern könnten, sind schon lange " auf der grünen Wiese " angesiedelt- z.Bs. Perfekter Standort in Vaihingen-Enz. Sind Sie sich sicher, dass der DB-Regionalverkehr mit S 21 besser wird? ( in Karlruhe Hbf besteht ein Durchgangsbahnhof, trotzdem enden alle IRE-RE und RB in Karlsruhe Hbf. warum wohl? ) Ich könnte sie noch mit vielen ähnlichen Fragen belästigen, Sie haben mein Absicht schon durchschaut. Sehr geehrter Herr Bilger, glauben Sie mir bitte, ich habe schon Wahlkampf für die CDU gemacht. Leider verliert Ihre Partei nicht nur einen Stammwähler . Ich habe mich durch Fachliteratur zum Thema S 21 kundig gemacht, bin deshalb nicht von "Scharfmachern " fremdgesteuert. Bitte überdenken Sie die Fachargumente von K21. Viele Grüsse von einem Bürger, der nie gedacht hätte, dass die CDU wissentlich falsche Argumente gebraucht, um gewisse Interessen durchzusetzen.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Birkenmaier,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfragen zu Stuttgart 21.

Ich kann Ihrer rhetorischen ersten Frage nur zustimmen: Selbstverständlich wäre Stuttgart nicht vom DB-Fernverkehr abgeschnitten, wenn Stuttgart 21 nicht gebaut würde. Auch bei dem so genannten Alternativ-Modell „Kopfbahnhof 21“ könnte Stuttgart an die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm angeschlossen werden. Soweit ich weiß, bezweifelt dies auch keiner ernsthaft. Vielmehr handelt es sich bei der Anbindung über Stuttgart 21 aus meiner Sicht um die bestmögliche Alternative. Ein Durchgangsbahnhof hat eben einfach mehr Vorteile für den zügigen Bahnverkehr, als ein Kopfbahnhof.
Zu „K 21“ ist außerdem zu sagen, dass sich derzeit bezeichnenderweise keine ernstzunehmende politisch etablierte Kraft dafür einsetzt. Die Grünen haben sich gegen die geplante Neubaustrecke ausgesprochen – und sich somit vom „K 21“-Konzept verabschiedet.

Die Neubaustrecke wird in der Tat in erster Linie eine Schnellstrecke für den Personenverkehr. Da haben Sie ebenfalls recht. Trotzdem können hier tatsächlich auch bestimmte Güter transportiert werden. Das ist aber nicht der interessante Punkt. Durch diese neue Bahntrasse für eine schnelle Städteverbindung Stuttgart-München werden auf der bisherigen Strecke Kapazitäten für den Güterverkehr frei. Somit ist diese Neubautrasse auch für den Güterverkehr interessant. Der Schwerpunkt liegt aber tatsächlich beim Personenverkehr. Die gewonnen 28 Minuten zwischen Stuttgart und Ulm werden die Verlagerung auf den ökologischeren Verkehrsträger Schiene einen Schub geben. Er macht die Bahnfahrt zwischen den großen süddeutschen Metropolen (München-Stuttgart-S-Flughafen/Messe-Karlsruhe) deutlich attraktiver.

Ja, ich bin mir sicher, dass der Regionalverkehr durch Stuttgart 21 besser wird. Unter http://www.das-neue-herz-europas.de/ueberblick/21gruende/default.aspx können Sie sehen, wie der Regionalverkehr profitiert. Allein viele Fahrtzeiten verbessern sich massiv – vom leichteren Umsteigen ganz zu schweigen. Durch die vollständige Neuordnung des Bahnknoten durch Stuttgart 21 wird zum Beispiel die Fahrt aus meiner Heimatstadt Ludwigsburg nach Esslingen anstelle von 30 Minuten nur noch 16 Minuten dauern, zum Flughafen statt 41 Minuten nur noch 17 Minuten. Die landesweiten Direktverbindungen werden auch ansonsten deutlich zunehmen. Es mag sein, dass dies in Karlsruhe derzeit anders ist. Für Stuttgart ist aber das Geschriebene vorgesehen: Der Stuttgarter Hauptbahnhof wird auch im Regionalverkehr ein Durchgangsbahnhof, kein Endbahnhof.

Wie Sie sehen, sieht die Lage doch nicht so düster aus. Ich bin von Stuttgart 21 auch als Verkehrspolitiker vollkommen überzeugt. Das Schöne ist dabei für mich aber auch, dass es sich bei Stuttgart 21 eben nicht nur um ein lokales und sinnvolles Verkehrsprojekt handelt. Es ist auch eine großangelegte Innenstadt-Erneuerung: Die Stadt Stuttgart wird nicht mehr durch die großen Kopfbahnhof-Gleisanlagen geteilt, es entsteht ein vollkommen neuer Stadtteil mitten in der Innenstadt und dazu eine schöne Parkanlage. Daneben gibt es noch viele weitere gute Gründe für Stuttgart 21.

Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, wurden in über zehn Jahren rund 60 Alternativen beleuchtet und wieder verworfen, ehe am Ende Stuttgart 21 als beste Variante übrig blieb. Der neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Dr. Rüdiger Grube, hat im Verkehrsausschuss des Bundestages dazu deutlich gesagt, dass Stuttgart 21 sowohl aus verkehrlichen als auch aus wirtschaftlichen Gründen ein vernünftiges Projekt ist. Dem kann ich mich nur anschließen.

Lassen Sie mich abschließend noch anmerken, dass ich viele Parallelen zwischen der Diskussion heute und Diskussionen in den 70er und 80er Jahren über die Neubaustrecke Stuttgart-Vaihingen-Mannheim sehe. Von dieser haben mir viele Menschen im Raum Vaihingen berichtet. Heute freut sich jeder über diese Strecke, während sie damals abgelehnt wurde.
Für mich ist klar, dass es viele ernstzunehmende Argumente gegen Stuttgart 21 gibt. Aber am Ende überwiegen für mich die guten Argumente dafür.

Selbstverständlich würde ich mich sehr freuen, wenn Sie der Union auch weiterhin gewogen bleiben und einmal wieder für die CDU Wahlkampf machen würden.

Wenn Sie noch mehr Fragen zu Stuttgart 21 haben, können Sie mir diese gerne auch direkt unter steffen.bilger@bundestag.de zusenden.

Mit freundlichen Grüßen

Steffen Bilger MdB

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