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Simone Strohmayr
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Frage von Marcus S. •

Sehr geehrte Frau Strohmayr, Meine Frage / Anregung lautet: Warum zieht Deutschland es nicht in Betracht, die Wechselstrom-Höchstspannungsebene von derzeit 400kV auf 765 kV zu erhöhen?

Damit ließe sich deutlich mehr elektrische Energie auf "herkömmlichen Wege" vom Norden in den Süden transportieren. 765 kV ist international etabliert und entsprechende Komponenten, wie Transformatoren, Schalter, Netzschutzgeräte etc. sind erhältlich.

Vielen Dank, freundliche Grüße.

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Sehr geehrter Herr S.

das deutsche Übertragungsnetz ist auf 220 kV und 380 kV ausgelegt. Ein Umstieg auf 765 kV würde massive Investitionen in neue Leitungen, Umspannwerke und Schaltanlagen erfordern, da bestehende Anlagen nicht einfach auf die höhere Spannung umgerüstet werden können. 

Die Übertragungskapazität wird in Deutschland vorrangig durch Netzoptimierung und Verstärkung bestehender Leitungen (z. B. von 220 kV auf 380 kV) sowie durch den Ausbau von Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) gesteigert. Diese Maßnahmen sind oft wirtschaftlicher und technisch sinnvoller als ein kompletter Wechsel auf eine höhere Wechselspannungsebene.

Höhere Spannungen erfordern größere Mastabstände, höhere Masten und breitere Trassen, was zu erheblichen Eingriffen in Landschaft und Umwelt führen würde. Die Akzeptanz in der Bevölkerung wäre voraussichtlich noch geringer als bei 380-kV-Leitungen.

Für den großräumigen Transport hoher Leistungen über weite Strecken setzt Deutschland zunehmend auf HGÜ-Technik, die noch höhere Übertragungsleistungen mit geringeren Verlusten ermöglicht – unabhängig von der Wechselspannungsebene. 

Mit freundlichen Grüßen 

Dr. Simone Strohmayr 

 

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