Warum bekommen Ärzte ein zweites Kommunikationsmittel was es ihnen ermöglicht Patienten auszuschließen?
Sehr geehrte Abgeordnete Borchardt,
In meiner vorherigen Frage merkten sie an, das TIM in erster Linie der Kommunikation zwischen Praxien Kliniken und anderen Akteuren des Gesundheitswesens dienen soll.
Die Leistungserbringer haben als datenschutzkonformes Kommunikationsmittel untereinander KIM zur Verfügung gestellt bekommen, warum benötigen Leistungserbringer aus politischer Sicht neben KIM, TIM als zweites Kommunikationsmittel unter Leistungserbringern, der es in Ersterlinie ermöglichen und denn Zweck erfüllen soll Patienten mit einzubeziehen, was es dennoch aber Leistungserbringern möglich macht, es als zusätzliches Kommunikationsmittel untereinander zu beanspruchen und weiterhin Patienten auszuschließen und sich sogar vor ihnen zu verstecken/nicht finden zu lassen?
Aus Patienten Sicht hat TIM kein Nutzen, laut Beiträge sollen Patienten nur die KK, aber ihre Ärzte nicht 1x finden und kontaktieren können, sondern sich finden und anschreiben lassen, außer Ärzte erlauben es.

KIM und TIM verfolgen unterschiedliche, aber sich ergänzende Zwecke. KIM (Kommunikation im Medizinwesen) ist ein geschlossenes, hochsicheres System, das ausschließlich für den fachlichen Austausch zwischen Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern, Apotheken und weiteren Akteuren des Gesundheitswesens vorgesehen ist. Es dient dazu, sensible Gesundheitsinformationen wie Befunde oder Arztbriefe strukturiert, datenschutzkonform und nachvollziehbar auszutauschen. KIM ist also ein Werkzeug der Profis untereinander und wurde bewusst in dieser Form entwickelt, um die Datensicherheit zu gewährleisten.
TIM (TI-Messenger) soll eine andere Lücke schließen. Ziel ist es, eine schnelle, sichere und niederschwellige Kommunikation zu ermöglichen, die im Alltag dem Prinzip moderner Messenger-Dienste ähnelt. Damit können nicht nur Ärztinnen und Ärzte untereinander, sondern auch Pflegekräfte, Physiotherapeuten oder andere Gesundheitsberufe miteinander kommunizieren. Zugleich wird durch TIM perspektivisch auch die Möglichkeit geschaffen, Patientinnen und Patienten einzubeziehen.
Die von Ihnen angesprochene Einschränkung, dass Patientinnen und Patienten nicht automatisch jede Praxis anschreiben können, sondern nur dann, wenn dies von der jeweiligen Praxis erlaubt wird, ist in der Tat ein kritischer Punkt. Sie erklärt sich aus den hohen Anforderungen an den Datenschutz und die Datensouveränität der Leistungserbringer. Ärztinnen und Ärzte sollen selbst entscheiden können, ob und wie sie für digitale Anfragen erreichbar sind, um Missbrauch, Überlastung oder eine Umgehung der Terminorganisation zu verhindern.
Aus politischer Sicht ist es jedoch wichtig, dass TIM kein „zweites KIM“ werden darf, das im Kern erneut den Austausch der Leistungserbringer untereinander dominiert, während Patientinnen und Patienten außen vor bleiben. Unser Anspruch ist, dass die Digitalisierung die Versorgung transparenter, schneller und patientenfreundlicher macht. Dazu gehört, dass TIM mittelfristig auch den direkten Kontakt zwischen Versicherten und ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten ermöglicht. Selbstverständlich eingebettet in klare Regeln für Datenschutz, Erreichbarkeit und ärztliche Arbeitsbelastung.
Die CDU/CSU wird daher die Einführung und Nutzung von TIM kritisch begleiten. Maßstab bleibt, dass digitale Anwendungen echten Mehrwert für Patientinnen und Patienten schaffen und nicht bloß zusätzliche Parallelstrukturen ohne Nutzen erzeugen.