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Sabine Bätzing-Lichtenthäler
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Frage von Cornelia D. •

Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Cornelia D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Bätzing,

in Ihrem Interview in der Rhein-Zeitung, Wirte streiten mit Bätzing http://rhein-zeitung.de/on/08/08/14/rlp/t/rzo461125.html?a haben Sie folgende Aussage getroffen:

Bätzing: Beim Gesund­heits­schutz darf der Staat ein­schrei­ten, wenn er auch dafür sorgt, dass der Wett­bewerb nicht ver­zerrt wird. In Irland ist die Zahl der Herz­infarkte um 40 000 Fälle gesun­ken. dieses Ziel sollten wir uns auch setzen.

Können Sie bitte mitteilen auf welcher Studie bzw. Pressemitteilung diese Zahlen sich berufen und wann diese veröffentlicht wurde?

Oder ist das wieder eine Zahl, die Sie aus dem Stehgreif aus der Luft gezaubert haben um die Ängste der Nichtraucher zu schüren?

Mit freundlichen Grüßen

Cornelia Dittrich

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Dittrich,

anlässlich des diesjährigen "Tages der offenen Tür" fand eine Umfrage zu dem mit hoher Emotionalität diskutierten Thema "Nichtraucherschutz" statt. Auf die Frage, "Sind Sie für ein Rauchverbot ohne Ausnahmen in der Gastronomie in Deutschland?" haben 904 Bürger mit "Ja" und nur 336 Bürger mit "Nein" geantwortet. Dieses Umfrageergebnis, das im Übrigen mit anderen Befragungen zum Thema korrespondiert, stellt ein klares Indiz für die positive Haltung eines überwiegenden Teils der deutschen Bevölkerung zum Nichtraucherschutz durch Rauchverbote dar.

Wie Sie an anderer Stelle feststellen, "verfolgen Sie sehr viele Artikel, die sich auf dieses Thema beziehen, da Sie gegen ein Rauchverbot sind." Ich verzichte daher auf die Nennung einzelner Publikationen, insbesondere des Deutschen Krebsforschungszentrums und WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle.

Die gesundheitlichen Gefahren des Passivrauchens sind nicht nur in einer Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen dokumentiert, auch das Bundesverfassungsgericht hat in der Begründung seines Grundsatzurteils vom 30. Juni 2008 darauf Bezug genommen. Passivrauchen schadet der Gesundheit, es erhöht das Risiko für Kreislauf-, Lungen- oder auch Krebserkrankungen. Viele der im Tabakrauch enthaltenen Substanzen gelten als krebserregend. Damit ist Tabakrauch der bedeutendste und gefährlichste vermeidbare Innenraumschadstoff. Über diese Tatsachen sollte jeder mündige und "rauchfähige" Bürger Bescheid wissen. Die Politik hat es sich zur Aufgabe gemacht, an dieser Aufklärung mitzuwirken. Das hat nichts mit dem "Schüren von Ängsten" zu tun. Wenn Sie mit den Patienten einer Lungenklinik gesprochen haben, werden Sie vielleicht verstehen, warum ich die von Ihnen vertretene Auffassung, "die Angst der Nichtraucher sei unbegründet", nicht teile.

Irland war am 29. März 2004 das erste Land Europas, das eine vollständig rauchfreie Gastronomie einführte. In einer Studie haben Wissenschaftler in zeitlicher Korrelation zu diesem Rauchverbot die Häufigkeit der registrierten Herzinfarkte ermittelt. Dabei haben sie festgestellt, dass im Zeitraum vom 29.03.2004 bis 28.03.2005 in einer spezifischen Region Irlands im Vergleich zum Vorjahr die Anzahl der Herzinfarkte um 14,5% gesunken ist. Die Forscher haben ihre Ergebnisse auf einem internationalen Kardiologenkongress im September 2007 vorgestellt ( http://spo.escardio.org/abstract%2Dbook/presentation.aspx?id=52605 ). Die Auswirkungen von Rauchverboten auf die Verringerung der Herzinfarktraten, die zum Teil mit über 15% angegeben werden, sind auch Gegenstand einer Sonderausgabe der "Prävention - Zeitschrift für Gesundheitsförderung", die sich mit der aktuellen epidemiologischen Evidenz diverser internationaler Studien beschäftigt. Einer Hochrechnung zufolge kommt es in Deutschland jährlich zu etwa 280.000 Herzinfarkten. Für eine Reduzierung der Herzinfaktanzahl in Deutschland infolge von Rauchverboten kann es naturgemäß noch keine validen Daten geben. Im Rahmen der in den Räumen der Rhein-Zeitung live geführten Diskussion habe ich, Bezug nehmend auf die Studienergebnisse aus Irland, die in Deutschland rechnerisch bestehende Möglichkeit einer Senkung der jährlichen Herzinfarkte um 40.000 Fälle ausdrücken wollen. Ich freue mich darüber, dass Ihre Frage mir Gelegenheit gibt, dies klarzustellen.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Bätzing

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