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Petra Olschowski
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Felix S. •

Frage an Petra Olschowski von Felix S. bezüglich Verkehr

Ich habe Fragen an Landtagskandidaten in Stuttgart.
Wie stehen Sie im Jahr 2021 zu Stuttgart 21?
Wäre es für die Stadtentwicklung nicht ein Vorteil, wenn der Kopfbahnhof erhalten wird, damit bei einer Verkehrswende doppelt bis 3 mal so viele Züge wie heute nach Stuttgart fahren können?
Ist die Verbindung von Stuttgart mit dem Umland nicht wichtiger, als die Bebauung der heutigen Bahnfläche?
Zeigt nicht die Corona-Pandemie, dass es sinnvoll ist, die Fahrgäste auf mehr Bahnsteige und Züge zu verteilen?
Wie bewerten Sie das Tragen der Masken in Bus und Bahn? In meinem Zug sitzt ein Fahrgast, der behauptet, dass die Verteilung der ausgeatmeten Luft im Raum durch die Maske viel gefährlicher sei, als bei ungehinderter Nasenatmung. Da Politik hier Beschlüsse fasst, haben Sie oder Ihre Partei sich sicher dazu sachkundig gemacht. Wie bewerten Sie diese Aussage? Kann ich der widersprechen oder sollte die Politik dies noch mal prüfen?
Ein Bekannter will wegen der Maskenpflicht sich ein Auto kaufen trotz optimaler Busverbindung. Corona scheint den ÖPNV so schwer zu schaden. Es nutzen wieder mehr Menschen das viel gefährlichere Auto und dem ÖPNV brechen die Fahrgeldeinahmen weg. Sollten auch die Steuereinnahmen dauerhaft geringer ausfallen, befürchte ich massive Einschränkungen im Angebot, statt der notwendigen Verkehrswende. Wie sieht ihre Strategie aus, die Corona-Pandemie zu überwinden und die Verkehrswende zu erreichen? Ist die Impfung die einzige Lösung oder gibt es andere Wege sich gegen Infektionen zu schützen, wie die Stärkung des Immunsystems mit orthomolekularer Medizin?
Da wir wieder mehr Sonnenlicht haben frage ich mich, ob bei Abstand unter freien Himmel (u.a. Bahnsteige und Haltestellen) eine Maskenpflicht schädlich ist, weil diese verhindert, dass unter der Haut des verdeckten Gesichtsbereiches Vitamin D gebildet wird, ein Vitamin, von dem wir nur genug haben, wenn wir viel Haut der hoch stehenden Sonne ausetzen?

Mit bestem Gruß, Felix Staratschek

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Staratschek,

vielen Dank für Ihre spannenden Fragen.

Stuttgart 21 war ein zentrales und strittiges Thema bei der Landtagswahl
2011. Über viele Jahre hinweg habe ich persönlich gegen das Bahn- und
Bauprojekt protestiert. Bei einer Volksabstimmung zur finanziellen
Beteiligung des Landes hat sich die Mehrheit der Menschen in Stuttgart
und in Baden-Württemberg allerdings gegen einen Ausstieg aus dem Projekt
entschieden. Als Demokratin muss ich und müssen wir das akzeptieren.
Deshalb wird Stuttgart 21 jetzt seit mehreren Jahren gebaut und soll
nach Angaben der Deutsche Bahn 2025 in Betrieb gehen. Bauherrin von
Stuttgart 21 ist die Deutsche Bahn AG. Das Land ist Projektpartner und
beteiligt sich mit 931 Mio. Euro freiwillig an der Finanzierung.
Stuttgart 21 wurde einst als „bestgeplantes Projekt der deutschen
Eisenbahngeschichte“ bezeichnet. Selbst die härtesten S21-Befürwortet
müssen zugeben: Davon kann heute wirklich keine Rede mehr sein. Es muss
jetzt darum gehen, Mängel zu beseitigen, Engpässe aufzulösen und die
Verbindung zum Umland zu sichern. Dafür setzen wir uns als Grüne ein.

Zum Thema Masken: Die genormten und wissenschaftlich getesteten
medizinischen Masken (sogenannte OP-Masken oder FFP2/KN95-Masken) bieten
einen zuverlässigeren und höheren Schutz. Weil in letzter Zeit die Zahl
der besonders ansteckenden Mutationen des Virus immer weiter steigt, ist
es angebracht, diesen zuverlässigen Schutz zu nutzen - um sich selbst
und andere zu schützen. Dies gilt besonders an Orten, an denen viele
Menschen zusammenkommen und Mindestabstände teilweise nicht eingehalten
werden können. Genau dies gewährleistet die Verpflichtung zum Tragen
einer medizinischen Maske im ÖPNV, im Einzelhandel und am Arbeitsort.
Wichtig war uns dabei immer, dass solche Gebote zumutbar und medizinisch
unbedenklich sein müssen. Bei einer Normalbelastung stellt die
Wissenschaft ganz überwiegend fest, dass die Nutzung solcher Masken
keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen hat. Allerdings ist der
Atemwiderstand bei Atemschutzmasken mit dem Standard FFP2/KN95
tatsächlich erhöht. Deshalb war es uns wichtig, die einfacheren
OP-Masken in allen Bereichen als geeignete Mund-Nasebedeckung
zuzulassen. Bei diesen ist der Atemwiderstand kaum erhöht. Außerdem
bleiben Kinder unter 6 Jahren zudem grundsätzlich von der Maskenpflicht
befreit und Kinder unter 14 Jahren dürfen weiterhin auch die sogenannten
Alltagsmasken verwenden. Zudem kann im Einzelfall, bei entsprechenden
gesundheitlichen Gründen, eine Befreiung von der Maskenpflicht mittels
Attest beantragt werden. Eine Verschlechterung der Luft durch die Filter
einer Maske sind nicht nachgewiesen. Dennoch ist es wichtig die Maske
regelmäßig zu wechseln, um eine Bakterienbildung zu verhindern.

Bei der Verkehrswende sehen wir durch die Pandemie tatsächlich eine
teilweise negative Entwicklung. Mehr Menschen steigen vom ÖPNV in den
privaten PKW um. Dies hat unser Grüner Verkehrsminister Winfried Hermann
aufgegriffen und eine Initiative unter der Fragestellung „Rückfall in
alte Muster? Mobilitätswende nach der Corona-Krise“ mit hunderten
Expert*innen initiiert, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Zudem
hat das Verkehrsministerium finanzielle Unterstützungen bereitgestellt.
Unter anderem den im September mit 125 Mio. Euro ausgestatteten
Rettungsschirm für Verkehrsverbünde. Die Verkehrswende mag somit durch
die Pandemie verlangsamt sein, steht aber auf keinen Fall still und wird
nach der Krise wieder umso schneller vorangetrieben. Weitere
Informationen hierzu finden Sie unter:

https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/oepnv-rettungsschirm-start-der-zahlungen-an-die-verkehrsverbuende/
https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/wie-kann-die-mobilitaetswende-nach-corona-gelingen/

Mit den besten Grüßen

Petra Olschowski

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