Niklas Wagener, hier im Wald fotografiert.
Niklas Wagener
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Martin A. •

Hallo Herr Wagener, wie soll die CO2-neutrale Mobilität auf dem Land aussehen?

Ich habe den Eindruck, bei den Grünen gibt es nur Berlin, Hamburg, München... Wie kommt der Bürger aus dem Spessart zur Arbeit, zur Schule, Freizeit und Kultur in in die Ballungszentren? Wo kommt der Strom dafür her (Zukauf aus Frankreich Atomstrom oder Polen, Kohle?) Wo kommen die Rohstoffe für die Batterien her (Kongo - Kobalt, Silizium aus Chile). Wie kommt der Strom zum Laden der Autos an die Wohnhäuser in den Spessart? Wie soll das funktionieren, wenn die Pendler abends nach Hause kommen und alle Ihre E-Autos an die Steckdose hängen?

Niklas Wagener, hier im Wald fotografiert.
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr A.,

 

die Bahn ist das Rückgrat der Mobilitätswende – gerade in ländlichen Räumen. Wir werden daher den ÖPNV und die Schiene in der Fläche ausbauen, Strecken reaktivieren und mit dem Deutschland-Takt Bahnfahren attraktiver machen. Bahnhöfe wollen wir zu Mobilitätsstationen aufwerten und die Kombination von Fahrrad und Bahn verbessern.

 

Allerdings werden viele Menschen – auch im Spessart – weiter ein Auto benötigen. Die Förderung der E-Mobilität unterstützt gerade dort den Umstieg, wo das Auto auch auf lange Sicht unverzichtbar ist. Mit einer Solaranlage auf dem Dach, einem Stromspeicher im Keller und einer Wandladestation in der Garage kann das E-Auto praktisch und preiswert aufgeladen werden. So bringen wir die Antriebswende weg vom Verbrenner voran.

 

Unser Energiegeld und eine Senkung der EEG-Umlage sorgen dafür, dass die Verteuerungen durch einen CO2-Preis sozial verträglich ausgeglichen werden. Wer auf dem Land lebt, wenig verdient und etwa weit zur Arbeit pendeln muss, bekommt außerdem einen Klimabonus für den Kauf eines – auch gebrauchten – E-Autos oder für den Tausch der alten Öl- oder Gasheizung mit einer erneuerbaren.

 

Zu Ihrer Frage nach den Rohstoffen für die Batterien: Genauso wie in Verbrenner-Autos werden auch in E-Autos Rohstoffe eingesetzt, die unter problematischen Bedingungen abgebaut werden. Damit produzierende Unternehmen dem Schutz von Umwelt und Menschenrechten nachkommen, braucht es ein wirksames Lieferkettengesetz. Der Ressourceneinsatz für E-Autos wird zudem zunehmend besser: Forschung und Wissenschaft zeigen, wie Akkus künftig mit anderen Rohstoffen hergestellt werden. Schon heute sinkt der Anteil des bedenklichen Kobalts. Manche Hersteller wollen bald ganz darauf verzichten.

 

Recyclingverfahren funktionieren bereits gut, es braucht aber strengere Vorgaben, damit mehr Akkus recycelt werden. E-Autos haben eine bessere Ökobilanz. Zwar benötigt die Akkuproduktion viel Energie, doch beim Betrieb fällt die Klimabilanz der Stromer deutlich besser aus. Mit steigendem Ökostrom-Anteil wächst dieser Vorsprung zum Verbrenner weiter.

 

Der globale Wettbewerb um die Technologien von morgen ist in vollem Gange. „Made in Germany“ soll künftig nicht nur für Qualität und Innovation, sondern auch für nachhaltige Spitzenprodukte und Prozesse stehen – seien es E-Autos, klimaneutraler Stahl oder saubere Batterien. Wir wollen national und auf europäischer Ebene erreichen, dass sich in allen Branchen ein Wettbewerb um die klimafreundlichsten Lösungen entwickelt. Das Ziel: Unternehmen bei uns zu halten, gute Arbeit zu sichern, neue Arbeitsplätze zu schaffen und vor allem Klimaschutz sozial verträglich zu gestalten.

 

Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen damit gut beantworten. Selbstverständlich stehe ich aber auch für weitere Rückfragen zur Verfügung, z.B. auch im persönlichen Gespräch.

Mit freundlichen Grüßen,

Niklas Wagener

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