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Frage von Martina G. •

Frage an Michael Hennrich von Martina G. bezüglich Gesundheit

Wie stehen Sie zu dem Problem der fehlenden medizinischen Versorgung von Patienten mit ME/CFS (G. 93.3)?. Trotz etwa 250.000 ME/CFS-Kranken gibt es de facto keinen Zugang zu einem Minimum an ärztlicher Versorgung. Die meisten Ärzte kennen diese Erkrankung nicht und können diese nicht diagnostizieren. Dies führt zu einer hohen Dunkelziffer mit gefährlichen Konsequenzen für die Erkrankten. Trotzer eindeutiger Faktenlage (laut US-Gesundheitsbehörden wie dem Centers for Disease Control and Prevention) überwiegt in Deutschland der Irrglaube, es handle sich um eine psychische Erkrankung und es werden schädigende Therapien empfohlen (Bewegungstherapie, aktivierende Psychopharmaka). Im Extremfall kann Belastung zu langfristiger Schädigung führen (u.a. Prof. Scheibenbogen, Charité).
In den 30 Jahren meiner Erkrankung habe ich noch keinen Arzt mit minimalen Kenntnissen getroffen. Während Infekte und ständige Grippesymptome die ersten Jahre prägten, kann ich mittlerweile kaum mehr arbeiten gehen. Ich benötige immer wieder Schmerzmittel und Cortison.

Wie kann sowas in Deutschland passieren? Wieso reagieren andere Staaten auf den Forschungsstand. Die norwegische Premierministerin hat sich öffentlich entschuldigt und Besserung gelobt.

Wer kontrolliert die Ärzte bzw. deren Fachgesellschaften? Mir ist bekannt dass die Präsidentin der DEGAM absichtlich wichtige Studien ignoriert hat um ihre merkwürdige Leitlinie durchzuboxen.

Wieso gibt es kaum Forschungsgelder? Trotz eines wirtschaftlichen Schadens in zweistelliger Milliardenhöhe (US-Gesundheitsbehörde) und einem unendlichen Leid für uns und unseren Familien ist der Forschungsetat lächerlich. Vielen Dank.
Freundliche Grüße
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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau G.,

vielen Dank für Ihr Anfrage, die mich erst jetzt erreicht hat, in der Sie die Krankheit ME/CFS thematisieren.

Die von Ihnen angesprochene deutsche Leitlinie „Müdigkeit“ wird von der Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. herausgegeben. Bei der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. handelt es sich um die Vertretung der Allgemein und Hausärzte in Deutschland. Diese entwickeln unabhängig und in Eigenverantwortung Leitlinien für die Behandlung bestimmter Krankheitsbilder wie zum Beispiel ME/CFS. Der Gemeinsame Bundesausschuss, der das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland ist und unter anderem für Maßnahmen der Qualitätssicherung zuständig ist, hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Leitlinien. Wir begrüßen jedoch, dass bei der Erstellung der Leitlinien Patientenorganisationen mit einbezogen werden. So konnte die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS e.V., die die Anliegen der Erkrankten vertritt, bei einer Neuauflage, Änderungen der Leitlinie „Müdigkeit“ erreichen. So spricht die aktuelle Leitlinie vom 22. Mai 2018 keine verbindlichen Behandlungsempfehlungen mehr aus, die nicht dem auch von Ihnen geschildeten Stand der Forschung entsprechen. Weitere Informationen zu der Arbeit der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS e.V. finden Sie unter: https://www.mecfs.de/ .

In Ihrem Schreiben sprechen Sie außerdem das Problem der ärztlichen Versorgung von ME/CFS Patienten an. In der Tat gibt es in Deutschland wenige Ärzte, die sich auf das Krankheitsbild spezialisiert haben. Wie Sie angesprochen haben, leistet die Charité auf diesem Gebiet richtungsweisende Arbeit und ist deshalb sehr ausgelastet. Jedoch bietet die Charité Ärzten die Möglichkeit der Information und Beratung bei der Betreuung von Patienten mit ME/CFS an. So kann Ihnen Ihr behandelnder Hausarzt oder Internist eine Behandlung bieten, die dem derzeitigen Wissen der Klinik der Immundefekt-ambulanz der Charité entspricht.

Ich hoffe diese Informationen helfen Ihnen weiter. Ich weiß, dass die Erkrankung für Sie und Ihre Familie sehr belastend sein muss und wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Kraft und alles Gute für Ihre Zukunft.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Hennrich