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Matthias W. Birkwald
DIE LINKE
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Frage von Daniel S. •

Frage an Matthias W. Birkwald von Daniel S. bezüglich Senioren

Sehr geehrter Herr Birkwald,

welche Zukunftsvision haben Sie über 2025 hinaus, in Bezug auf die Veränderung der Arbeitswelt, technisch wie soziologisch, und die daraus resultierenden Forderung zum Rentenniveau und Finanzierungsmöglichkeiten?
Halten Sie die von der Linken geforderten 53% noch für realistisch (eher mehr)?
Welche zusätzlichen Maßnahmen sehen Sie (Robotersteuer, KI-Steuer...)?

Beste Grüße aus Zollstock
D. S.

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Antwort von
DIE LINKE

Lieber Herr S.,

DIE LINKE. will weiterhin das Rentenniveau für Alle anheben, denn das Ziel, den Lebensstandard im Alter zu sichern, wurde in den vergangenen 15 Jahren systematisch zerstört. Und zwar mit Hilfe der Beitragssatzbegrenzung und den drei Kürzungsfaktoren: dem Nachhaltigkeitsfaktor, dem Nachholfaktor und dem sogenannten Riesterfaktor. Dahinter verbergen sich komplizierte Berechnungen und Rückwirkungen. Denn heute steht bei der herrschenden Politik einerseits im Vordergrund, die Beiträge zur Rentenversicherung zu stabilisieren bzw. zu begrenzen – die Arbeitnehmer*innen sollen ja schließlich „riestern“ und die Arbeitgeber*innen sollen nicht stärker belastet werden – und andererseits die Ausgaben zu drosseln. Mehrausgaben im einen Jahr führen deshalb automatisch zu niedrigeren Rentenerhöhungen im Folgejahr.

Wer echte Teilhabe der Älteren will, muss also endlich die Kürzungsfaktoren aus der Rentenanpassungsformel streichen und wieder zu einem Rentenniveau von 53 Prozent wie im Jahre 2000 zurückkehren.

Für eine Rentnerin oder einen Rentner, der nach 45 Jahren Durchschnittsverdienst aktuell 1.281 Euro Rente netto im Monat bezieht, wären das dann immerhin 128 Euro mehr Rente im Monat. Das Rentenniveau zu erhöhen, fordern auch die Gewerkschaften und alle Sozialverbände; der Paritätische Wohlfahrtsverband und der Sozialverband Deutschland fordern ebenfalls 53 Prozent Rentenniveau. Das würde in den kommenden Jahren die Renten der älteren Generation stabilisieren und wachsen statt sinken lassen. Dieser Weg würde zugleich auch die Jüngeren davon überzeugen, nicht nur auf die Höhe ihrer Beiträge zu schielen, sondern mit einem Blick auf die jährliche Renteninformation zu sehen: Die gesetzliche Rente ist sicher – und zwar deutlich sicherer als jede privat finanzierte Zusatzversicherung. Die Deutsche Rentenversicherung hat kürzlich errechnet, dass beispielsweise verheiratete Männer und Frauen, die 2040 in eine gesetzliche Rente gehen, noch mit einer Rendite von 3,3 Prozent rechnen können. Das sind Werte von denen man bei Riesterverträgen nur träumen kann!
Eine moderate jährliche Beitragserhöhung würde zusammen mit einem Ende der unsinnigen Riesterförderung finanzielle Spielräume für diese Große Rentenreform eröffnen. Denn damit könnte das Rentenniveau angehoben, die Regelaltersgrenze wieder von 67 auf 65 gesenkt und eine armutsfeste Erwerbsminderungsrente geschaffen werden. Das sind aktuell die wichtigsten Herausforderungen.

Ich hoffe, dass Sie das LINKE Rentenkonzept, das mit verschiedenen Bausteinen zu einer für Alle höheren und gerechteren Rente kommen will, überzeugt hat!

Wenn Sie sich noch genauer einlesen wollen, empfehle ich Ihnen die Publikation "Solidarische Mindest­rente statt Altersarmut - Das Rentenkonzept der Partei und der Bundestagsfraktion DIE LINKE", die Sie hier downloaden können: https://www.matthias-w-birkwald.de/de/article/1167.solidarische-mindestsrente-statt-altersarmut.html

Unsere ausführliche Position zur Zukunft der Arbeit im Zuge der Digitalisierung kann ich Ihnen leider aufgrund der Komplexität nicht in dieser Kürze darstellen. Aber wir haben uns hier sehr viel Mühe gegeben, diese wichtigen Fragen zu beantworten
https://www.arbeitenviernull.de/fileadmin/user_upload/160608_RM_Die_Linke.pdf

Mit freundlichen Grüßen aus Berlin,

Matthias W. Birkwald

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