Das Bild zeigt Martin Stümpfig, einen Mann mit kurzen dunklen Haaren, der lächelt. Martin Stümpfig trägt ein grünes Hemd und einen dunkelblauen Blazer
Martin Stümpfig
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Harald K. •

Frage an Martin Stümpfig von Harald K. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Stümpfig,

Sie kennen sicherlich die Lobbyorganisation des öko-industriellen Komplexes mit dem Namen Agora. Auf der Internetseite (https://www.agora-energiewende.de/de/themen/-agothem-/Produkt/produkt/76/Agorameter/) findet man überwiegend postfaktisches Geschwafel, aber auch ein ganz interessantes, ständig aktualisiertes Diagramm zur Energieerzeugung in annähernd Echtzeit. Dieses sogenannte Agorameter zeigt auch rückwirkend die permanent erzeugte elektrische Leistung nach Kraftwerkstypen getrennt. Anhand eines Datums, dem 19.2.2018 18:00Uhr werden folgende Daten offensichtlich: Gesamtbedarf: 72,495GW; Wind Offshore: 0,063GW; Wind Onshore: 0,68GW; Solar: 0GW, d.h. Wind und solar gesamt: 0,743GW oder anders ausgedrückt, es fehlen 71,752GW bzw. etwa 99% sogenannter Ökoenergie zur Vollversorgung, und das bei über 28000 Windrädern mit einer Gesamtnennleistung von über 50GW plus 42GW installierte Solarleistung. Die „Grünen“ wollen in den nächsten Jahren aus der fossilen und kerntechnischen Erzeugung einerseits komplett aussteigen, andererseits den Stromverbrauch durch den Umstieg auf Elektrofahrzeuge massiv erhöhen. Bitte erläutern Sie, wie Sie als Energieexperte der „Grünen“, an Tagen wie dem 19.2.2018 die Stromnachfrage im Land in den kommenden Jahren sicherstellen wollen?

Mit freundlichen Grüßen

H. K.
Ansbach

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr K.,

vielen Dank für Ihre persönliche Nachricht. Ihre Ausführungen zur Situation im deutschen Stromnetz vom 19.02.2018 treffen in der Tat zu. Am vergangenen Montag hatten wir einen Tag der sogenannten Dunkelflaute, das sind wenige Tage im Jahr in denen die Erneuerbaren Energien nur zu einem sehr geringen Teil zur Energieversorgung beitragen. Wir Grünen haben stets betont, dass wir für diese wenigen Stunden im Jahr flexible Kraftwerke z.B. flexibile Biogasanlagen und auch Gaskraftwerke, die dann den benötigten Strom erzeugen.

Auch im Jahr 2017 hatten wir vom 16. - 25.1 eine längere Phase mit nur wenig erneuerbaren Energien. Es war für die Eneregieversorgung trotzdem kein Problem - wir exportierten sogar noch Strom. Sorgen, dass die Lichter ausgehen, brauchen wir nicht zu haben.

Welche Technologie uns in fünf bis 20 Jahren zusätzlich zur Verfügung stehen, werden wir sehen. Die für die geringen Phasen der Dunkelflaute benötigten Reservekraftwerke werden von der Bundesetzagentur festgelegt und sind ausreichend vorhanden. Aber auch hier gilt es, es müssen die klimafreundlichsten Technologien eingesetzt werden. Jede Kilowattstunde die durch Sonne und Wind erzeugt wird, schafft Wertschöpfung in unserem Land und spart wertvolle Ressourcen wie Öl und Gas, die wir fast ausschließlich importieren müssen. Augenscheinlich ist aber dennoch, dass in Deutschland auch am 19.02.18 kein Kapazitätsproblem hatte, es wurde Strom exportiert. Die Versorgungssicherheit ist also gesichert.

Zur Elektromobilität: Ja, wir GRÜNEN setzen uns für einen Ausstieg aus der fossilen Antriebstechnik bis 2030 ein. Bei einem kompletten Umstieg auf Elektro-PKW hätten wir einen Mehrbedarf von 20-30 %. Da die Batterien der Autos flexibel geladen werden können, wäre dies kein Problem, da wir immer mehr Zeiten haben, in denen Strom im Überfluß vorhanden ist.

Gegenfrage: Wir haben bereits heute in Bayern eine Zunahme der Durchschnittstemperatur um 1,5 °C. Bayern hat im Vergleich zu 1990 seine CO2 Emissionen um lediglich 7,6 % gesenkt. Wie schaffen wir 40 % Reduktion bis 2020 bzw. 55 % bis 2030, wenn wir nicht klar auf Erneuerbare Energien setzen?

Mit freundlichen Grüßen
Martin Stümpfig Abgeordneter des Bayerischen Landtag

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