Guten Tag Herr Koob, wie kann es sein, dass die CDU immer wieder auf den selbsternannten "Plagiatsjäger" hereinfällt, obwohl dieser rechtskräftig wegen "übler Nachrede" verurteilt ist?
Bei dem Plagiatsjäger reicht eine einfache Recherche.
Im konkreten Fall: Was spricht gegen eine Wahl von Frau Brosius-Gersdorf?
Nichts, oder?
1. Frau Brosius-Gersdorf steht für Grundrechte und Verfassungsintegrität.
2. Ihre Positionen zum Abtreibungsrecht sind rechtswissenschaftlich fundiert und gesellschaftlich mehrheitsfähig.
3. Frau Brosius-Gersdorf hat ihre Doktorarbeit nachweislich selbst geschrieben.
4. Selbst die katholische Kirche hat ihre Vorwürfe zurückgenommen und um Entschuldigung gebeten.
5. Sie ist für den 2. Senat nominiert – dort geht es u. a. um Parteiverbote, nicht um Abtreibung.
6. In Deutschland ist die Justiz (noch) unabhängig. Wer sie diffamiert, gefährdet dies.

Sehr geehrter Herr M.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre klaren Anmerkungen zur öffentlichen Diskussion rund um die Wahl von Frau Prof. Dr. Brosius-Gersdorf.
Sie sprechen einen wichtigen Punkt an: Die Bewertung juristischer Qualifikation und persönlicher Integrität muss auf sorgfältiger, sachlicher Grundlage erfolgen – nicht auf Basis pauschaler Vorwürfe oder einseitiger Kampagnen. Auch ich halte nichts davon, Einzelpersonen oder ihre wissenschaftliche Arbeit ohne belastbare Grundlage öffentlich zu diskreditieren. Das gilt unabhängig davon, von wem solche Vorwürfe ausgehen.
Gleichzeitig ist festzuhalten: Die Wahl zur Verfassungsrichterin im Bundestag ist geheim und erfordert eine Zweidrittelmehrheit – ein extrem hohes Quorum, das gerade in der heutigen Zusammensetzung des Parlaments nur durch breite politische Verständigung erreicht werden kann. Das Parlament hat in dieser Frage kein gutes Bild abgegeben. Nach dem erklärten Verzicht von Frau Brosius-Gersdorf hat daher ein geordnetes und unaufgeregtes Verfahren zur Besetzung der offenen Stellen im Herbst Priorität.
Die von Ihnen genannten fachlichen Argumente sind für viele Kolleginnen und Kollegen zweifellos relevant – ebenso wie die politische Tragfähigkeit im Gesamtgefüge einer Wahlentscheidung.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Koob