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Manuel Sarrazin
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Frage von Norbert R. •

Frage an Manuel Sarrazin von Norbert R. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Sarrazin,

ich bin als MINT-Interessierter verwirrt, daß Ihre Partei das Grundlastproblem der erneuerbaren Energiequellen dadurch beseitigt sehen will, daß man Strom im Stromnetz speichern kann. Ihre Parteivorsitzende Frau Baerbock behauptete im Deutschlandfunk:

"An Tagen wie diesen, wo es grau ist, da haben wir natürlich viel weniger erneuerbare Energien. Deswegen haben wir Speicher. Deswegen fungiert das Netz als Speicher. Und das ist alles ausgerechnet."

Mir sind sogenannte unterbrechungsfreie Stromversorgungen oder Schwungradanlagen als Speicher zwar bekannt, daß man aber Strom länger als Sekunden im Stromnetz speichern könnte, nicht.

Meine Fragen dazu:

Wie kann man Strom im Netz speichern? Auf welche Technologie nehmen Sie Bezug? Welcher Hersteller ist hier führend? Ist diese Technologie schon irgendwo eingeführt und im Alltag bewährt?

Mit freundlichen Grüßen

N. Rother
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Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Rother,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir in Kürze inhaltlich beantworten.

Herzliche Grüße,

i.A. Stefanie Dobbertin

Anmerkung der Redaktion
Dieser Text ist ein Standard-Textbaustein, der die Frage nicht beantwortet. Wir zählen sie daher nicht in der Statistik.
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Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Rother,

vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr kritisches Mitdenken. Der zentrale Punkt Ihrer Anfrage liegt in der Definition von Speicher. Was also ist die Funktionsweise von Speichern?

Sie gleichen temporäre Unterschiede von Stromnachfrage und -angebot aus. Dies kann durch stationäre Batterie- oder Pumpspeicher geschehen, was wohl die am weitesten verbreitete Assoziation mit dem Wort "Speicher" ist. Allerdings kann dieser Ausgleich auch durch andere sogenannte Flexibilitätsoptionen erbracht werden: z.B. Lastmanagement durch industrielle Stromverbraucher, intelligente Steuerung von Angebot und Nachfrage auf Verteilnetzebene, Umwandlung von Strom in speicherbare Energieformen/-träger (Wärme, Wasserstoff, Ethanol etc.) oder eben auch durch die Verknüpfung unterschiedlicher Regionen durch ein Stromnetz.

Bereits im Jahr 2015 hat Deutschland zusammen mit 11 europäischen Nachbarstaaten ein Abkommen zur verstärkten Kooperation für die Erhaltung der Versorgungssicherheit im Strombereich geschlossen. Hinter diesem Abkommen steckt die Idee, dass irgendwo in Europa immer die Sonne scheint bzw. der Wind weht und auch Wasserkraftwerke zum grenzübergreifenden Ausgleich beitragen können. Leidet ein Land einmal kurzfristig an einem Versorgungsengpass, kann ein anderes Land aushelfen. Voraussetzung für eine gute europäische Kooperation ist, dass die Stromnetze weiter grenzübergreifend gut ausgebaut werden. Hier hat es in den letzten Jahren bereits einige Fortschritte gegeben. Klar ist aber auch, dass mit steigendem Anteil der Erneuerbaren weiterer Ausbaubedarf besteht. Ein europäischer Netzverbund bietet also die Möglichkeit Schwankungen von Stromnachfrage und -angebot großräumig auszugleichen mit Kapazitäten, die die Möglichkeiten eines einzelnen Landes bei Weitem übersteigen. Strom hat keine Nationalität und macht auch nicht vor Grenzen halt. Nationale Bilanzen sind nur ein Instrument um etwas unsichtbares besser greifbar und regulierbar zu machen. Aber eine nationale Eigenversorgung mit Energie war, ist und wird nie möglich sein. Die Verflechtung mit unseren europäischen Nachbarn hat darum auch nichts mit dem Verlust der Energiesouveränität zu tun und schwächt auch nicht Deutschlands Wettbewerbskraft. Gerade auch im Vergleich zur aktuellen Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten aus politisch brisanten Regionen, ist ein starkes europäisches Energiesystem einer großer Sicherheitsgewinn.

Selbstverständlich behaupten wir nicht, dass Netzausbau alleine die europäische Versorgungssicherheit gewähren kann. Er ist ein Baustein von vielen in einer vielfältigen klimafreundlichen Energiewelt, die nur funktionieren kann, wenn die unterschiedlichen Flexibilitätsoptionen (s.o.) kombiniert werden. Das ist keine leichte Aufgabe. Es war in der Vergangenheit sicherlich einfacher, fossile Kraftwerke entsprechend der Nachfragesituation hoch- und runterzufahren. Aber wenn wir auch in Zukunft auf einer schönen Erde leben wollen, dann können wir nicht mehr einfach fossile Brennstoffe verbrennen und deren negative Auswirkungen auf uns und alle anderen ignorieren.

Wenn Sie sich mit der Frage, wie wir denn beabsichtigen die verschiedenen Optionen zu stärken, genauer befassen wollen, empfehle ich Ihnen unser Positionspapier zum Strommarkt: https://www.gruene-bundestag.de/themen/energie/auf-dem-weg-zu-100-prozent-erneuerbarer-energie

Mit freundlichen Grüßen,

Manuel Sarrazin