Wie wollen sie ein faires, bezahlbares Rentensystem schaffen, wenn das Renteneintrittsalter nicht von der Lebenserwartung abhängig gemacht wird? In meinem Kopf kann das langfristig nicht funktionieren

Die Lebenserwartung steigt keinesfalls für alle gleich stark an. Sie ist sozial sehr ungleich verteilt. Eine einfache Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung wird der Komplexität des Sachverhalts deshalb nicht gerecht. Zudem darf nicht vergessen werden, dass das Renteneintrittsalter seit dem ersten Weltkrieg fast 100 Jahre lang bei 65 Jahren gelegen hat und die Lebenserwartung in dieser Zeit unglaublich zugenommen hat. Dennoch hat lange Zeit niemand es als ungerecht empfunden, dass das Renteneintrittsalter konstant geblieben ist. Viel entscheidender als das gesetzliche Renteneintrittsalter wird in Zukunft außerdem das reale durchschnittliche Renteneintrittsalter sein. Dafür ist es vor allem wichtig, dass möglichst viele Menschen es überhaupt gesund und in Arbeit bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter schaffen und dass ein relevanter Teil derjenigen, die auch danach noch in der Lage dazu sind, freiwillig weiterarbeitet. Dafür sind Schritte wie bessere Prävention und Reha (sowie Früherkennung), die Möglichkeit eines unterstützten Tätigkeitswechsels bei erkennbaren Problemen, alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen, flexiblere Optionen des Weiterarbeitens (beispielsweise hinsichtlich der Dauer und der Stundenzahl) sowie die Beseitigung bürokratischer Hemmnisse zielführender als eine reine Anhebung des gesetzlichen Eintrittsalters.