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Lisa Badum
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Martin K. •

Warum werden trotz Stromknappheit sollen PV Betreiber < 10 KWp den überschüssigen Strom nicht einzuspeisen?

Grade im letzten Jahr ist das Thema PV in allen deutschen Haushalten angekommen.
Die Hürden dabei sind emens und die Kosten für die Umrüstung eines alten Hauses groß.
Trotzdem gibt es Leute die sich der Herrausforderung stellen.

Anstatt das der überschüssige Strom sinnvoll verwendet wird, werden Zähler ausgetauscht, damit sie nur in eine Richtug zählen. Der Bereiter eine PV Anlage bekommt bestenfalls 6 Cent pro KW/h und muss aber nächstes Jahr mit 40-50 Cent Pro Kw/h zahlen.

Alle Betreiber einer PV Anlage haben einen Smart-Meter. Über diesen lässt sich die Einspeisung sehr genau steuern.
Warum werden diese dezentralen Stromproduzenten nicht wie in anderen Ländern genutzt?

In einigen Skandivavischen Ländern und Holland kann man den Strom den man Tagsüber einspeist Nachts wieder aus dem Netz holen (Kostenlos) . Verbraucht man mehr zahlt man.

Warum gibt es in Deutschland nicht diese Regel ?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr K.

der Solarausbau in Deutschland ist in der Vergangenheit viel zu langsam vorangekommen. Bürokratische Hürden, langwierige Genehmigungsverfahren und sinkende Vergütungen haben immer mehr – insb. private –  Anlagenbetreiber*innen vor einer Investition zurückschrecken lassen. 

Für uns Grüne ist klar: Um das ambitionierte Ziel von 80 % Erneuerbarer Energie bis 2030 zu erreichen, müssen wir dezentral produzierten Solarstrom wieder attraktiv machen. Dazu haben wir mit dem Energiewende-Beschleunigungspaket eine Vielzahl an Maßnahmen auf den Weg gebracht.

Das EEG 2023 misst dem Ausbau der Solarenergie einen deutlich höheren Stellenwert zu. Die überfällige Anpassung der Zubaukorridore und höhere Vergütungssätze bieten langfristige Planungssicherheit. Mit der Novelle des Energiesicherungsgesetzes (ENSig) sind künftig PV-Anlagen bis zu einer Bruttonennleistung von 30 Kilowatt steuerbefreit. Der von der Unionsregierung eingeführte Deckel der maximalen Stromproduktion, die sogenannte 70-Prozent-Regel, entfällt. 

All diese Maßnahmen werden vor allem einer Aufgabe gerecht: fossile Energieträger sukzessive vom Markt zu verdrängen. Dafür muss möglichst viel Solarstrom in das Stromnetz fließen. Das von ihnen angesprochene Net-Metering, wie es z.B. in den Niederlanden praktiziert wird, ist dafür nur bedingt geeignet. 

Beim Net-Metering werden Anlagen so ausgelegt, dass der Solarstrom dem ungefähren Jahresverbrauch des Haushalts entspricht. Rein rechnerisch wird dieser damit stromautark und die Stromkosten sinken auf null. Das reizt vor allem eine Optimierung des Eigenverbrauchs an. Das Manko: Insgesamt wird weniger in das Stromnetz eingespeist. Das hat in den Niederlanden in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen bei der Netzstabilität geführt. Stattdessen haben wir uns in der Ampel-Koalition für einen Weg entschieden, der die Bedingungen für den Eigenverbrauch verbessert und Volleinspeisung im Besonderen anreizt.

Auch die technischen Voraussetzungen sind aktuell noch nicht gegeben. Zwar verfügen die meisten modernen Anlagen, wie sie richtig beschreiben, über intelligente Stromzähler. Der Einbau eines solchen Smart-Meters ist jedoch aktuell noch nicht verpflichtend, der Bedarf zum Nachrüsten hoch. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat deshalb 2020 den sogenannten Smart Meter Rollout gestartet. Die Messstellenbetreiben müssen in den kommenden drei Jahren 10% Pflicht-Einbauten durchführen. Die Rücklaufsperre als etabliertes System macht bis dahin genau nachvollziehbar, wieviel Strom ins Netz eingespeist und entnommen wird.

Ich bin überzeugt, dass wir in den vergangen Monaten wichtige Hebel in Bewegung gesetzt haben, um endlich mehr Tempo beim Solarausbau zu machen. Ob die Maßnahmen und das aktuelle Design zu unserem Ziel – 80%-Erneuerbare bis 2030 – den Bedürfnissen der Bürger*innen und den aktuellen technischen Rahmenbedingungen passen, werden wir kontinuierlich evaluieren. 

Mit besten Grüßen

Lisa Badum 

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