MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Klaus Buchner
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Frage von Felix S. •

Frage an Klaus Buchner von Felix S. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Dr. Buchner!

Ich sehe, Sie sind politisch Ökologe und beruflich Physiker. Da können Sie vielleicht meine Frage beantworten. Wie kann künftig die Energieversorgung sichergestellt werden angesichts des Klimawandels und des http://www.peakoil.de ?

Welche Bedeutung hat die CO²-freie Atomkraft?

Wieviele neue Kohlekraftwerke sind nötig?

Wie kann eine für alle bezahlbare Energieverorgung aussehen?
Das wird ja derzeit in den Medien oft angesprochen.

MfG. Felix Staratschek

MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Staratschek,

danke für Ihre Anfrage. Zunächst: Das Ende des bezahlbaren Öls und der Klimawandel sind sicher die großen Herausforderungen unserer Zeit. Wenn wir keine schnellen Lösungen finden, werden nicht nur enorme soziale Probleme entstehen. Auch der Weltfriede ist in Gefahr.

Zu Ihren Fragen: Atomkraft ist keineswegs klimafreundlich. Denn beim Uranabbau, bei der Anreicherung und beim Bau der AKW werden viele Klimagifte freigesetzt. Man bedenke: Für den Betrieb eines einzigen großen Kernkraftwerks muss jedes Jahr rund eine halbe Million Tonnen radioaktives Gestein abgebaut werden! Nicht vergessen werden darf, dass in den AKW das Klimagift Krypton 85 entsteht, und dass der Bau eines AKW mehrere Milliarden Euro verschlingt, die besser für Klimaschutzmaßnahmen ausgegeben würden. Deshalb kann man wirklich nicht behaupten, dass die AKW klimafreundlich sind.

Atomstrom ist auch keine Lösung für die steigenden Energiepreise. Heute ist zwar Atomstrom billig. Das ist aber nur wegen der hohen Subventionen so (Steuerbefreiung für Uran und Plutonium, steuerfreie Rückstellungen von 35 Milliarden Euro ohne die nötigen Absicherungen, völlig unzureichende Haftpflicht). Wir zahlen also Alle mit unseren Steuern für die Kernenergie und tragen deren unversichertes Risiko.

Wenn wir Kohlekraftwerke vermeiden wollen, die Unmengen von Klimagiften freisetzen, dann bleiben uns nur das Stromsparen und die konsequente und schnelle Umstellung auf erneuerbare Energien. Das ist möglich: Heute schon wird an manchen Tagen in Deutschland mehr Strom durch Windenergie als durch Atomkraft erzeugt. Der Bundesverband Windenergie hält bis zum Jahr 2020 eine Verdoppelung der Stromerzeugung in inländischen Windkraftanlagen für möglich. Das bedeutet 80 Milliarden Kilowattstunden jährlich. Nach den Plänen der Bundesregierung kommt bis 2030 noch einmal so viel aus Offshore-Windanlagen dazu. Zum Vergleich: Alle deutschen AKW zusammen haben im vergangenen Jahr nur 133 Milliarden kW geliefert.

Aber was tun wir, wenn kein Wind weht? Solarstrom wird zwar mittelfristig eine große Rolle spielen. Im Augenblick ist er aber noch sehr teuer. Deshalb werden in den nächsten Jahren andere Kraftwerke im Vordergrund stehen, z.B. gasbetriebene Kraftwerke, möglichst mit Kraft-Wärmekopplung, Wasserkraft und Geothermie. Diese können zum Teil sehr schnell hochgefahren werden, wenn die Windkraft ausbleibt.

An vielen Stellen wird noch sehr viel Strom vergeudet, z.B. in Elektromotoren älterer Bauart, bei Stand-By-Schaltungen, in der Kühl- und Gefriertechnik, bei der Beleuchtung usw. Hier können in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren 30-40% unseres heutigen Stromverbrauchs eingespart werden.

Wir müssen den Umbau unserer Energieversorgung sofort angehen. Denn wenn die Energiepreise weiter steigen, bleibt dafür immer weniger Geld übrig. Deshalb halte ich die Politik der im Landtag vertretenen Parteien für unverantwortlich.