MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Klaus Buchner
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Frage von Stefan D. •

Frage an Klaus Buchner von Stefan D. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Prof. Buchner,

was sagen Sie als Spitzenkandidat des Bündnisses GUT und Physiker der TU München von den Plänen der CDU, die Atomkraftwerkstechnologie wieder hervorzuholen, obwohl sich die deutsche Bevölkerung aus gutem Grund dagegen entschieden hat ?

Noch zur Bundestagswahl hat unser CDU-Spitzenkandidat im sächsischen Wahlkreis 152 behauptet, die CDU beabsichtige niemals, wieder auf Atomkraft zu setzen, das sei nur Hetze. Als er jetzt nach der Wahl in der Zeitung zur Rede gestellt wurde, reagierte er mit Schweigen.

Übrigens hat dieser Kandidat im Bundestagswahlkampf 2005 auf keine einzige Frage bei kandidatenwatch geantwortet, dafür war er sich wohl zu fein. Was halten Sie persönlich von der Möglichkeit für jeden Bürger mit PC, im Internet mit geringem Aufwand Fragen an jeden Kandidaten stellen zu können und ihn auf Herz und Nieren zu prüfen ?

Solange es Bürgerentscheide in Deutschland so schwer haben, wäre eine gute Beteiligung Zeichen einer funktionierenden Demokratie. Sehen Sie das ähnlich ?

Kennen Sie mit ihrer Lebenserfahrung eine einzige der etablierten großen Parteien, die sich durch verlässliche Politik auszeichnet ?

Könnten Sie für die Landtags-Wähler die wesentlichen Gründe wiederholen, warum Sie in Sachsen-Anhalt auf keinen Fall neue Atomlraftwerke haben wollen, wie "sicher" sie auch angeblich konstruiert sind.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Spaarmann

MdEP Prof. Dr. Klaus Buchner
Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Spaarmann,

GUT lehnt Atomkraftwerke strikt ab. Einer unserer Bündnispartner, die ÖDP, hat bei der EU-Kommission eine offizielle Anhörung erwirkt, die die illegalen Fördermittel deutscher AKWs in Frage stellt, welche im sog. "Atomkompromiss" der letzten Bundesregierung vertraglich festgeschrieben wurden. Es ist eine Verzerrung des Wettbewerbs mit schlimmen Folgen, dass die AKW-Betreiber jedes Jahr rund 2 Milliarden Euro Zuschüsse erhalten, und dass der Staat mit unseren Steuergeldern das Haftpflichtrisiko übernimmt. Denn bei einem Super-Gau ist der geschätzte Schaden etwa 10 Billionen Euro. Von den Betreibern sind aber nur 2,5 Milliarden Euro abgedeckt.

Heute werden etwa 30% unseres Stroms in AKWs erzeugt. Allein durch billige und schnell zu verwirklichende Stromspar-Maßnahmen könnte man auf alle deutschen AKWs verzichten. Ein Beispiel: Die Bereitschaftsstellungen in Elektrogeräten (Stand By) verbrauchen unnötig viel Strom. Viele Geräte haben den Ausschalter an den unmöglichsten Stellen. Durch vernünftig installierte Ausschalter kann man zwei AKWs abschalten. Solange aber die Verflechtung der großen Energiekonzerne (E-on, RWE, Vattenfall, EnBW) mit der Bundesregierung so eng ist wie heute, wird sich hier nichts ändern. Der Ex-Wirtschafts- und Energieminister Werner Müller war vor seiner Ministertätigkeit und ist heute auch nach seinem wichtigen politischen Amt wieder in einem dieser Unternehmen in leitender Position.

Wenn wir nicht heute anfangen, im großen Stil auf die Produktion von Kraft-Wärme-Kopplung, Fotovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpen, Windkraft und Biomasse umzusteigen, können wir in 10 Jahren die Energiepreise nicht mehr bezahlen. Die Umstellung hat den angenehmen Nebeneffekt, dass wir unabhängig von Rohstoffimporten sind.

Trotz dieses Energie-Engpasses, den wir bald erleben werden, müssen wir den Atom-Ausstieg schnellstmöglich vollziehen. Denn die angeblich so sicheren deutschen AKWs sind in den letzten Jahren mehrmals nur knapp an einer großen Katastrophe vorbeigekommen. Und wie wollen wir garantieren, dass der radioaktive Müll sicher aufbewahrt wird? Dazu muss man wissen, dass Plutonium 242 eine Halbwertszeit von 370 000 Jahren hat. Dieses Material wird in unseren AKWs tonnenweise erzeugt. Aber schon wenige Millionstel Gramm reichen aus, um einen Menschen zu töten. Deshalb müssen wir den Atommüll für Jahrmillionen sicher von allen Lebewesen wegschließen. Das ist länger, als es den "homo sapiens", also den heutigen Menschen gibt.

Diskussionen mit Kandidaten und Abgeordneten sind meiner Meinung nach nicht nur sinnvoll, sondern unbedingt nötig, wenn wir eine echte Demokratie leben wollen. Heute werden Abgeordnete durch Interessensverbände und durch Bürgeraktionen stark beeinflusst. Ich wünsche mir mehr direkte Kontakte zwischen den Wählern und ihren Abgeordneten, damit weniger Entscheidungen getroffen werden, die nur einer kleinen Zahl einflussreicher Personen nützen. Der PC ist dafür sicher ein geeignetes Mittel.

Ich würde mich nicht in einer kleinen Partei engagieren, wenn ich eine der etablierten Parteien nur halbwegs akzeptieren könnte. Die bisher im Landtag vertretenen Parteien müssen ständig Rücksichten gegenüber Konzernen und Interessensverbänden üben.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Buchner