Foto von Katharina Dröge, aufgenommen im Deutschen Bundestag im Juli 2025.
Katharina Dröge
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Frage von Uwe C. •

Wie kommen Sie darauf, dass der Strompreis seit Einführung der sogenannten erneuerbaren Energien, gesunken ist?

Sie haben in der Sendung "Maischberger" behauptet, der Strompreis ist gesunken, da immer mehr Strom durch erneuerbare Energien wie Solar- und Windenergie erzeugt wird.

Erklären Sie mir bitte, weshalb dass sich dann meine Stromrechnung, trotz immer größer werdenden Anteil der Wind- und Solarenergie, in den letzten 15 Jahren in etwa verdoppelt hat, obwohl ich auch noch regelmäßig zum günstigsten Anbieter gewechselt bin?

Foto von Katharina Dröge, aufgenommen im Deutschen Bundestag im Juli 2025.
Antwort von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Lieber Herr C.

vielen Dank für Ihren Nachricht und Ihre kritische Nachfrage zur Entwicklung der Strompreise. Tatsächlich ist es so, dass die Preise durch erneuerbare Energien deutlich gesunken sind und perspektivisch weiter sinken werden. Durch den Merit-Order Effekt, einen Mechanismus des Strommarktes, ist für den Strompreis entscheidend, welches Kraftwerk die letzte benötige Kilowattstunde liefert. Das sind heute häufig noch teure Gaskraftwerke. Deswegen war in der Gaskrise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine der Strompreis besonders hoch, eben weil teure Gaskraftwerke den Preis an der Börse setzten. Die Aussicht, dass die Erneuerbaren die Strompreise in Zukunft weiter senken, ist allerdings gut. Weil die Märkte mit mehr erneuerbaren Energien rechnen, liegt der Großhandelspreise für Strom, der in drei Jahren geliefert wird, bereits jetzt etwa 20 Prozent unter den aktuellen Preisen.

Die Endkundenpreise bestehen wiederum nur zur Hälfte aus diesem Börsenpreis. Die andere Hälfte sind Steuern, Abgaben und vor allem Netzentgelte. Netzentgelte stellen eine Umlage der Modernisierungskosten der Stromnetze an alle Nutzer*innen des Netzes dar. Da unser Stromnetz und unser Strommarkt noch nicht flexibel genug für die erneuerbaren Energien sind, müssen sie umgebaut werden. Wind und Sonne produzieren Strom wetterabhängig und dezentral. Unsere Infrastruktur stammt aber noch aus Zeiten großer, zentral gesteuerter Kohle- und Atomkraftwerke. Der Netzausbau und die Modernisierung der Infrastruktur verursachen Kosten, die heute über die Netzentgelte bezahlt werden. Das sind langfristige Investitionen, die sich auszahlen werden.

In den letzten Jahren haben wir wichtige Schritte gemacht: Die EEG-Umlage wurde 2022 abgeschafft, wir fordern nun auch, dass die Stromsteuer für alle abgesenkt wird. Dennoch haben Sie recht: Die Preisvorteile der erneuerbaren Energien müssen bei Ihnen unmittelbarer ankommen. Dafür brauchen wir endlich einen flexibleren Strommarkt mit dynamischen Tarifen, bei denen Sie direkt von günstigen Wind- und Sonnenstunden profitieren können. Wir brauchen Direktvermarktungsmodelle und intelligente Netze, die Angebot und Nachfrage besser aufeinander abstimmen. Und wir müssen die Netzentgelte reformieren, damit die Kosten fairer verteilt werden.

Viele Grüße

Team Dröge

 

 

 

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