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Jürgen Trittin
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Frage von Tobias S. •

Frage an Jürgen Trittin von Tobias S. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Trittin,

ich las in einem Artikel der "Süddeutsche Zeitung", dass in Brasilien aus Zuckerrohr Alkohol herstellt, welcher als Kraftstoff für die Autos benutzt wird.
Dies hat folgende Vorteile:
1. er ist billiger als herkömmlicher Kraftstoff.
2. macht Brasilien sich unabhängig von Öl-Exporten.
3. ist er umweltfreundlicher in Bezug auf CO²-Ausstoss.
-Ist das keine Alternative für Deutschland, da der Liter nur 45 cent kostet?
-Ausserdem würde sich die Abhängikeit zu den ölproduzierenden Staaten verringern!
Mich würde interressieren, ob sich ihre Partei für die Umsetzung dieser Alternative in Deutschland einsetzten wird?
Mit freundlichen Grüßen,
Tobias Sander-Beuermann

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Sander-Beuermann,

über die Alkoholgewinnung aus Zuckerrohr zur Nutzung als Treibstoff im Verkehrssektor liegen uns widersprüchliche Berichte vor. Deshalb möchten wir auf eine abschließede Bewertung verzichten. Die GRÜNEN sind schon vor ihrer Strategie "Weg vom Öl" für eine intelligente Nutzung nachwachsender Rohstoffe eingetreten. Sie kommen als Ersatz für Erdöl in allen Wirtschaftsbereichen in Frage: für die stoffliche Nutzung (z.B. für Kunststoffe), für Kraftstoffe und für die Strom- und Wärmeerzeugung. Nachwachsende Rohstoffe führen zu mehr Versorgungssicherheit, zu mehr Umweltschutz, zu höherer nationaler Wertschöpfung und zu mehr Einkommen in ländlichen Regionen. Wir wollen, dass die 30 bis 40 Milliarden EUR, die Deutschland jährlich für Erdölimporte ausgibt, zunehmend in Nachwachsende Rohstoffe investiert werden. Dadurch können mehrere hunderttausend Arbeitsplätze geschaffen werden.

Nachwachsende Rohstoffe sind mehr als Ölpflanzen wie Raps: Alle Pflanzen und Pflanzenteile lassen sich nutzen! Das Potenzial für die wirtschaftliche Nutzung von Biomasse umfasst alle angebauten Pflanzen, ob Holz, Stroh, Ernterückstände oder biologische Abfälle. Eine Konkurrenz um Flächen beim Anbau von nachwachsenden Rohstoffen wird es dann auch nicht geben müssen, vor allem dann nicht, wenn zukünftig das Prinzip von Ganzpflanzennutzung und Nutzungskaskaden angewendet wird. Die Nutzungskaskade sieht vor, dass nach einer stofflichen Nutzung sich eine thermische anschließt.

Für die Ablösung vom Erdöl brauchen wir ein umfassendes Maßnahmenpaket, das Ansätze der Ressourceneinsparung und Ressourceneffizienz mit dem Ausbau nachwachsender Rohstoffe vereinbart. Die Strategie für nachwachsende Rohstoffe macht u.a. folgende Maßnahmen notwendig:

1. Für eine verstärkte Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen als Grundstoff in der Chemieindustrie und für die stoffliche Güterproduktion brauchen wir ein neues Förderinstrument, das ähnlich wirksam wie das EEG im Stromsektor ist.

2. Im Verkehrsbereich machen neue Verfahren eine Ganzpflanzennutzung sowie die Beimischung von Biokraftstoffen zu herkömmlichen Kraftstoffen möglich. Dadurch werden sowohl die energetische Bilanz, als auch die Anwendbarkeit von Biokraftstoffen erheblich verbessert. Diese müssen gezielt unterstützt werden.

3. Die Substitution vom Öl zur Wärmeerzeugung ist klima- und wirtschaftspolitisch von großer Bedeutung. Daher wollen wir durch eine neue gesetzliche Regelung deutlich mehr Wärme durch Erneuerbare Energien wie Nachwachsende Rohstoffe erzeugen (Regeneratives Wärmegesetz).

4. Für eine umfassende Strategie zum Ausbau Nachwachsender Rohstoffe wollen wir die Forschungsförderung in diesem Bereich weiter aufstocken und umgestalten.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Brüning
MdB Büro Jürgen Trittin