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Jürgen Trittin
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Frage von Christian w. •

Frage an Jürgen Trittin von Christian w. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Abgeordneter,

welchen genauen Sinn verfolgt Ihre Partei mit der sehr starken Steuererhöhung und der Abschaffung der Einfamilienhäuser?
Wie genau wird damit die Erde gerettet indem man Armen Leuten den letzten Kreuzer wegnimmt?
Warum angagieren sich die Grünen nicht in einem großen Aufforsten und Waldbestände schützen?
Weder von Ihrer Partei noch von der Greta Bewegung habe ich etwas von Bäume Pflanzen gehört sondern nur eine Steuer-Erhöhung die wem genau nutzen soll?

Allein Bäume sind wie wir alle wissen in der Lage große Massen CO2 abzubauen..

Für welche Bevölkerungsgruppe macht Ihre Partei genau Politik wenn ich fragen darf?

Was habe ich als nicht reicher Mensch davon ihre Partei zu wählen?
Außer das ich dann hohe Steuern zahlen muss, niemals ein eigenes Haus haben dürfte und damit lebenslang Miete zahlen müsste und auch keinen grüneren Planeten erhalte weil keine Bäume aufgeforstet werden die das Klima retten würden..
?
Würde mich über eine Antwort freuen vielen Dank
Mit freundlichen Grüßen
Christian Winkelmann

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Winkelmann,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.

Wir wollen keine Einfamilienhäuser verbieten. Diese Behauptung ist schlichtweg falsch. Die eigenen vier Wände sind für viele Menschen wichtig, dazu gehört auch das Einfamilienhaus und das wird es auch in Zukunft geben – genauso wie Reihenhäuser, Mehrfamilienhäuser und Mietshäuser. Was aber wo steht und gebaut wird, das entscheiden die Kommunen vor Ort, abhängig davon, was in der jeweiligen Kommune nötig und möglich ist. Als Grüne unterstützen wir den Erwerb von Wohneigentum, setzen uns für günstige Mieten ein und fördern auch Sanierungen und ökologisches Bauen.

Bezüglich des Schutzes von Waldbeständen, kann ich Sie ebenfalls guten Gewissens beruhigen, schließlich setzen wir uns als Grüne hier bereits seit unserer Gründung aktiv für den Schutz unserer Artenvielfalt ein – dazu gehört selbstverständlich auch der Schutz von Wäldern. Zu unseren Forderungen gehört hier deshalb auch ein Sofortprogramm für länderübergreifende Naturschutzmaßnahmen, der naturnahe Umbau von Wäldern, als auch zwei Prozent der Landesfläche für Wildnis zu schützen und dafür einen Wildnisfonds von 500 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Sollte Sie das Thema weiter interessieren, verweise ich Sie hiermit gerne auf unseren Flyer mit unseren Forderungen zum Schutz der Biodiversität, den Sie hier nachlesen können: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/publikationen/broschueren_und_flyer/flyer160x105_biodiversitaetr2aufl-web.pdf.

Und zur Frage der Steuern: Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen werden mit unseren Plänen deutlich mehr Geld in der Tasche haben.

Durch die Anhebung des Grundfreibetrages und die Erhöhung des Spitzensteuersatzes werden 98 Prozent der Menschen in unserem Land entlastet – und zwar nicht die Bestverdiener und Superreichen. Das gilt auch für die Benzinpreisdebatte. Diese Debatte ist schlichtweg bizarr – schließlich wurde der CO2 Preis von 25 Euro pro Tonne von der Bundesregierung beschlossen. Alexander Dobrindt hat sogar 45 Euro vorgeschlagen. Dass genau jene Koalitionspolitiker*innen jetzt die steigenden Benzinpreise kritisieren ist Heuchelei. Dazu kommt, dass wir Grüne all jenen einen Ausgleich verschaffen wollen, die
zusätzliche Kosten nicht durch umweltgerechtes Verhalten vermeiden können – anders als andere Parteien! Wir wollen, dass die Einnahmen aus dem CO2-Preis genutzt werden, um die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz zu senken. Und wir gehen hier noch weiter: Alle Einnahmen, die aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten kommen, wollen wir pro Kopf in Form eines Energiegeldes an die Bürgerinnen und Bürger zurückgeben. Bei einem CO2-Preis von 60 Euro würde eine dreiköpfige Familie ein Energiegeld von jährlich 300 Euro bekommen. Wenn man unterstellt, dass diese Familie jeden Tag 16 Kilometer Fahrweg hat, dann hätte sie nach unserem Modell netto sogar noch ein Plus.

Alle jährlichen Mehrkosten wollen wir dann einmal jährlich erstatten. Diejenigen, die ihr Verhalten nicht grundlegend ändern können – zum Beispiel Menschen mit längeren Fahrwegen auf dem Land – müssen so unterstützt werden, dass sie sich diesen Weg auch weiter leisten können.

Wir reden hier nicht nur über Klimaschutz, wir setzen ihn auch sozial ausgewogen um.

Ich hoffe Ihnen hiermit weiter geholfen zu haben und wünsche Ihnen alles Gute!

Mit besten Grüßen

Jürgen Trittin