Was haben Sie in der Vergangenheit persönlich bzw. im Rahmen Ihrer Partei konkret zur Einführung von Tempo 100 auf deutschen Autobahnen getan? Was tun Sie aktuell? Was planen Sie für die Zukunft?
Sehr geehrte Frau Gräßle,
ich bin Teil von „Omas for Future“ und mache mir Sorgen um die Zukunft unseres wunderbaren Planeten.
Politik hat die Pflicht, Bedingungen zu schaffen bzw. zu fördern, die die Belastung des Globus mit klimakritischen Gasen reduzierten.
Ein sofort umsetzbarer Hebel ist Tempolimit 100 auf Autobahnen.
- Laut Umweltbundesamt (UBA) würden so jährlich etwa 5,4 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente eingespart (etwa das CO₂-Äquivalent von 262.000 durchschnittlichen deutschen Haushalten).
- Auf der A4 hat die Einführung von Tempo 100 die Zahl der Unfälle halbiert. Untersuchungen zeigen, dass nach der Einführung eines Tempolimits die Zahl der Verletzten und Getöteten deutlich zurückging.
- Die Umstellung ist praktisch kostenlos.
- Die Fahrzeit Hamburg–München (795 km) würde sich für die meisten Fahrer im realen Verkehrsfluss kaum verlängern. Nur bei optimalen Bedingungen u. bisher schneller Fahrweise könnte man theoretisch eine Verlängerung um etwa 10–30 Minuten erwarten.

Sehr geehrter Herr A.,
Ein generelles Tempolimit von 100 km/h auf deutschen Autobahnen lehne ich ab. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Verkehrssicherheit:
Die deutschen Autobahnen gehören bereits heute zu den sichersten Straßen der Welt. Unfallstatistiken zeigen, dass die meisten schweren Unfälle nicht auf den unbeschränkten Abschnitten der Autobahn geschehen, sondern auf Landstraßen. Moderne Fahrassistenzsysteme, bessere Infrastruktur und gezielte Tempolimits an unfallträchtigen Streckenabschnitten tragen weit mehr zur Sicherheit bei als ein pauschales Limit von 100 km/h. - Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit:
Deutschland ist eine Export- und Pendlernation. Viele Unternehmen, insbesondere im Logistik- und Dienstleistungsbereich, sind auf effiziente und schnelle Transporte angewiesen. Ein starres Tempolimit von 100 km/h würde längere Fahrzeiten verursachen, die Produktivität senken und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts schwächen. - Individuelle Freiheit:
Für viele Bürgerinnen und Bürger steht die Möglichkeit, auf geeigneten Abschnitten schneller als 100 km/h zu fahren, für ein Stück individueller Freiheit und Eigenverantwortung. Eingriffe in diese Freiheit sollten nur dann erfolgen, wenn sie nachweislich notwendig und verhältnismäßig sind. - Klimaschutz:
Ein allgemeines Tempolimit wird häufig mit dem Klimaschutz begründet. Der Beitrag zum CO₂-Einsparen durch ein Limit von 100 km/h wäre jedoch vergleichsweise gering. Wesentlich wirksamere Hebel liegen in der Modernisierung des Fahrzeugbestands, der Förderung alternativer Antriebe, dem Ausbau des ÖPNV sowie Investitionen in Schiene und Digitalisierung. - Pragmatische Lösung statt Ideologie:
Bereits heute gilt auf rund einem Drittel der Autobahnen ein Tempolimit. Dort, wo es die Verkehrsdichte, Unfallhäufigkeit oder Lärmschutz erfordern, werden Geschwindigkeiten gezielt begrenzt. Diese flexible, an der Situation orientierte Regelung ist sinnvoller als ein pauschales Limit, das alle gleichermaßen trifft – auch auf modernen, sicheren und wenig befahrenen Strecken.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Inge Gräßle