Hakan Demir
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SPD
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Frage von Johann W. •

Wie geht die SPD mit dem Ergebnis um? Wie wird die SPD gegen die AfD ankämpfen können? Wie möchte die SPD die Demokratie schützen?

Sehr geehrter Herr Demir,

für die SPD war diese Wahl eindeutig eine Niederlage gewesen. Hingegen hat die rechtsextreme AfD ihr Ergebnis verdoppelt (!) und sich zur „Arbeiterpartei“ entwickelt, obwohl die Maßnahmen gegen das einfache Volk wäre.

Wir brauchen dringend Investitionen in die Infrastruktur. Das Gesundheitswesen muss schnell verbessert werden. Laut des Plans der CDU wird allerdings der Haushalt um 120 Milliarden € geschrumpft und somit sind Investitionen nicht möglich. Wenn diese Regierung nicht funktioniert, wird die AfD bei der nächsten Wahl mit 28% ankommen und das kann das Ende der Demokratie bedeuten.

Ich habe Angst vor einer AfD-Regierung. Ich kenne Menschen sowohl Deutsche als auch Menschen mit Migrationshintergründen, die aktuell am Überlegen sind, ernsthaft das Land zu verlassen, weil die AfD immer stärker wird. Wie kann die SPD sorgen, dass unsere Demokratie vor der AfD geschützt wird? Wie sind die Aussichten eines AfD-Verbots?

Ich freue mich auf Ihre Antwort

Hakan Demir
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau W.,

danke für Ihre Frage.

Ich teile Ihre Sorgen. Es haben sich bereits hunderte Bürger:innen an mich gewandt, die wie Sie die Gefahr durch die AfD sehen. Die AfD und ihre Vertreter:innen vertreten rechtsextreme und verfassungsfeindliche Positionen. Der programmatischen Ausrichtung der AfD liegt ein national-völkisch geprägtes Verständnis des Volksbegriffs zugrunde, der Menschen aufgrund rassistischer und biologistischer Kriterien in ihrer Wertigkeit unterscheidet. Ihre Mitglieder und die ihrer Jugendorganisation „Junge Alternative“ stehen im offenen und engen Austausch mit rechtsextremen Kreisen. Es ist richtig, dass der Verfassungsschutz in Bund und in den Ländern die AfD als gesichert rechtsextrem einstuft.   

Auch die Möglichkeit einen Antrag auf Prüfung der Verfassungskonformität einer Partei beim Bundesverfassungsgericht zu stellen, ist wesentlicher Bestandteil unserer wehrhaften Demokratie. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes haben den Artikel 21 als Lehre aus dem Nationalsozialismus geschaffen. Sie haben uns damit eine Maßnahme an die Hand gegeben, wenn die Antidemokraten in Deutschland wieder erstarken. Als Sozialdemokratie stehen wir in der Tradition des Kampfes gegen den Faschismus und an der Seite der Millionen Menschen aus der Zivilgesellschaft, die deutlich gemacht hat: „Nie wieder ist jetzt!“.      

In den vergangenen Monaten kamen die Kreml-Verbindungen, die Vertreibungspläne von Migrant:innen und Deutschen sowie die Wahlen von gesichert rechtsextremen Akteuren hinzu. Die Millionenfache „Remigration“ von Menschen kommt der Abschaffung der Demokratie gleich. 100 Rechtextreme arbeiten für Bundestagsabgeordnete der AfD. Nach dieser Bundestagswahl sind es noch mehr. Wir haben eine ehemalige Richterin und ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann, die in Untersuchungshaft sitzt. Ihr wird vorgeworfen ein Teil der Reichsbürger-Gruppe um Heinrich VIII. Prinz Reuß zu sein und das Ziel gehabt zu haben, eine bewaffnete Stürmung des Bundestags, um Abgeordnete festzunehmen und einen Systemsturz herbeizuführen. Die rechtsextreme AfD, ihre Mandatsträger:innen und deren Mitarbeiter:innen beziehen jährlich Hunderte Millionen Euro aus Steuergeldern. Damit finanziert der Staat indirekt ein rechtsextremes Netzwerk, dessen Mitglieder tagtäglich unsere Demokratie schwächen und in ihrer Existenz bedrohen.              

Daher ist es an der Zeit, eine Prüfung über die Verfassungskonformität der AfD einzuleiten. Wir haben keine andere Möglichkeit, uns gegen Demokratiefeinde zu wehren, die demokratische Strukturen nutzen, um sie letztendlich zu zerstören. Wir müssen diese Möglichkeit jetzt nutzen. Deswegen habe ich mich bereits letztes Jahr dem fraktionsübergreifenden Gruppenantrag im Bundestag angeschlossen, einen Antrag auf Überprüfung der Partei beim Bundesverfassungsgericht zu stellen. Das gilt für mich auch weiterhin. Auch in dieser neuen Wahlperiode und mit der neuen Koalition steht für mich fest: Ich unterstütze weiterhin den AfD-Verbotsantrag. Auch die SPD hat auf dem Bundesparteitag solch ein Prüfverfahren beschlossen.                

Ein Parteiverbotsverfahren ist eine Möglichkeit, ein weiteres Erstarken der AfD und ihres rassistischen Gedankenguts zu verhindern. Doch die Hürden für ein Parteiverbotsverfahren sind hoch, das hat der Umgang mit der NPD gezeigt. Der Unterschied ist: Die AfD ist, anders als die NPD, keine bedeutungslose Partei. Sie ist in der Lage, ihre menschen- und verfassungsfeindliche Ideologie umzusetzen, das zeigen nicht zuletzt die sehr hohen Umfragewerte und auch Wahlergebnisse.                            

Rechtsextremismus, Rassismus und Hass haben bei uns keinen Platz. Darüber kann nicht verhandelt werden. Deswegen haben wir ein breites Bündel an Maßnahmen, um dagegen anzukämpfen: Dazu zählen u.a. die Verschärfung des Waffenrechts, die Überwachung von rechtsextremistischen Finanzströmen, die Entfernung von Verfassungsfeinden aus dem öffentlichen Dienst, Ausbau von Beratungs- und Ausstiegsstellen, Stärkung von politischer Bildung. Es ist meiner Meinung nach besonders wichtig, Mittel in der Demokratieförderung und Präventionsarbeit aufzustocken. Bildungsarbeit darf nicht am Geld scheitern, hier müssen wir weiter nachhaltig in unsere Demokratie investieren. Es ist gut, Sie bei dem Einsatz gegen Rechtsextremismus an unserer Seite zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Hakan Demir

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