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Frage von Volker U. •

Frage an Gustav Herzog von Volker U. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Abgeordneter,

dem aktuellen Mitteilungsblatt (September 2017) der Kreisverwaltung Kaiserslautern konnte ich entnehmen, daß auf dem Arbeitsmarkt Kaiserslautern der Anteil der atypisch Beschäftigten in 2016 auf 43% angestiegen sei, während der Bundesdurchschnitt lediglich bei 20,7% liegen würde. Wie erklären Sie sich diese gravierende negative Differenz in Ihrem Wahlkreis und was gedenken dagegen zu unternehmen? Vielen Dank für Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

V. U.

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Sehr geehrter Herr U.,

vielen Dank für Ihre Frage. Der Blick auf die Zahlen, die in dem Mitteilungsblatt veröffentlich wurden, hat auch mich erstmal sprachlos gemacht. Ich nehme bei meinen vielen Wahlkreisterminen und Bürgersprechstunden in Kaiserslautern Stadt und Landkreis die Situation ganz anders wahr. Nicht eklatant viel besser als im Land oder bundesweit, aber auch nicht so viel schlechter.

Deshalb habe ich mich zum einen bei der Agentur für Arbeit direkt nach den Hintergründen erkundigt und zum anderen die Originalzahlen der Hans-Böckler-Stiftung Tabelle für Tabelle studiert. Des Rätsels Lösung und die diesmal wirklich miteinander vergleichbaren Zahlen sehen wie folgt aus:

In dem Artikel werden statistisch gesehen Äpfel mit „Äpfel plus Birnen“ vergleichen. Der Artikel besagt, der Bundesdurchschnitt 2016 für atypische Beschäftigung betrage gut 20%. Diese Zahl bezieht sich auf eine Statistik des Bundesamtes für Statistik. In dieser Tabelle ist 100% die Zahl ALLER bundesweit abhängig UND selbstständig Erwerbstätigen. Die Selbstständigen werden in Gänze als NICHT atypisch beschäftigt gerechnet, atypische Beschäftigung (befristet, Teilzeit, geringfügig, Leih- und Zeitarbeit) aber nur für die Gruppe der abhängig Beschäftigten ausgewiesen. Aber der Prozentsatz von gut 20% bezieht sich trotzdem auf ALLE zusammen.

Im Gegensatz dazu erhebt die Studie der Hans-Böckler-Stiftung ihre Relationen nur zwischen abhängig Beschäftigten (100% bundesweit) und den davon atypisch Beschäftigten (39,6% bundesweit).

Also wurden Zahlen aus unterschiedlichen Studien in einen Zusammenhang gebracht, der nicht korrekt ist aufgrund der unterschiedlichen Bezugsgrößen. Warum das in dem Artikel gemacht wurde, kann ich nicht erklären.

Nachfolgend liste ich deshalb für Sie ausschließlich die Zahlen der Hans-Böckler-Stiftung für 2016 auf - aufgeschlüsselt nach Deutschland, Rheinland-Pfalz, Kaiserslautern Stadt und Kaiserslautern Land:

Erhebungsgebiet Absolute Zahl aller abhängig Beschäftigten Davon atypisch Beschäftigte in %

Deutschland 36.514.855 39,6%
Rheinland-Pfalz 1.644.630 42,6%
Kaiserslautern Stadt 61.215 42,7%
Kaiserslautern Landkreis 30.565 43,7%

Fazit 1: Unsere Region Stadt und Landkreis Kaiserslautern liegt statistisch im Durchschnitt von Rheinland-Pfalz, im Vergleich zum Bundesdurchschnitt 3% drüber. Nicht, wie im Artikel unterstellt 22% drüber!

Fazit 2: Egal, ob bundesweit oder regional: Die Anzahl der atypisch Beschäftigten ist ganz entschieden zu hoch! Um die 40% ist nicht hinnehmbar. Viele dieser Beschäftigungsverhältnisse sind nicht auf Wunsch der Arbeitnehmer*innen so, sondern mangels anderer Möglichkeit. Da wollen wir als SPD mit vielen konkreten Maßnahmen in unserem Wahlprogramm gegen angehen. In Stichworten geht es uns um folgende Reformen:

- Abschaffung der sachgrundlosen Befristung
- Rückkehrrecht von Teilzeit- in Vollzeitbeschäftigung
- Vollständige Rückführung von Leih- und Zeitarbeit auf ihre Kernfunktion zur Deckung von außerordentlichen Produktionsspitzen
- Gleiche Vergütung von Stammbelegschaft und Leihartnehmern vom ersten Tag (!) an
- Berufsbegleitende Qualifizierung, Förderung von Weiterbildung
- Stärkung der Tarifbindung

Fazit 3: Nur eine SPD-geführte Bundesregierung kann auf diesem und vielen anderen Gebieten für mehr Gerechtigkeit, gute Arbeit und anständige Löhne sorgen!

In diesem Sinne mit freundlichen Grüßen,

Ihr Gustav Herzog