Gabriela Heinrich, SPD-Bundestagsabgeordnete für Nürnberg-Nord
Gabriela Heinrich
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Frage von Adam N. •

Warum Impfpflicht für alle, wenn fast alle Corona-Toten Vorerkrankungen hatten? Warum entscheidet nicht der Arzt nach Untersuchung? Warum Impfpflicht für alle, wenn fast alle Corona-Toten Vorerkrank

Gabriela Heinrich, SPD-Bundestagsabgeordnete für Nürnberg-Nord
Antwort von
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Sehr geehrter Herr N.,

das Risiko eines schweren Verlaufs infolge einer Infektion steigt im Falle von Vorerkrankungen und im Alter. Diese „Risikogruppe“ ist sehr groß. Schätzungsweise 36,5 Millionen Menschen in Deutschland haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf – mehr als die Hälfte der Bevölkerung ab 15 Jahren.

Gleichwohl lässt sich der Verlauf im Einzelfall nicht vorhersagen. Auch jüngere Menschen und Menschen ohne bekannte Vorerkrankung können im Krankenhaus landen, wenn sie sich infizieren – vor allem, wenn sie nicht geimpft sind. Eine Impfung ist für Alle der beste Schutz vor dem Risiko eines schweren Verlaufs. Deswegen empfiehlt die Ständige Impfkommission auch jüngeren und gesunden Menschen die Impfung. Denn: Auch ohne Vorerkrankung überwiegt der Nutzen den Risiken der Impfung.

Bei der Debatte um eine allgemeine Impfnachweispflicht sind verschiedene Vorschläge in der Diskussion, darunter auch ein risikoorientierter Ansatz mit einer Impfpflicht nur für über 50-Jährige. Damit würde einerseits das steigende Risiko im Alter berücksichtigt. Andererseits – und da sieht man schon die Abgrenzungsprobleme – hat ein gesunder 50-Jähriger wahrscheinlich kein wesentlich höheres Risiko des schweren Verlaufs als jemand mit 49 Jahren. Oder als jemand mit 28 Jahren und einer Vorerkrankung.

Wobei Vorerkrankung nicht gleich Vorerkrankung ist. Verschiedene Vorerkrankungen haben verschiedene Risiken und sind bei jedem Menschen auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Deutliches Übergewicht ist zum Beispiel ein Risikofaktor, auch für Unter-50-Jährige. Wenn man den risikoorientierten Ansatz ernst nimmt, müsste dann aber für eine praktische Umsetzung das ganze Land erstmal gewogen werden, um überhaupt zu wissen, wer unter eine Impfnachweispflicht fallen würde. Und zwar wiederholt, denn jemand könnte ja zu- oder abnehmen und dadurch dann zu einer neuen Risikobewertung kommen.

Mir erscheint der Ansatz nicht als praktikabel und sinnvoll. Sinnvoller erscheint im Falle einer Impfnachweispflicht für Erwachsene daher die Anlehnung an die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission. Zumal diese die Nutzen und Risiken einer Impfung auf wissenschaftlicher Grundlage untersucht und nur dann eine Impfempfehlung abgibt, wenn eine Impfung für die Betroffenen vorteilhaft erscheint.

Mit freundlichen Grüßen

Gabriela Heinrich

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