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Dorothee Bär
CSU
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Frage von Winfried S. •

Frage an Dorothee Bär von Winfried S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

» Nebeneinkünfte » “Warum haben Sie gerade gegen Transparenz gestimmt?”
Abgeordnete flüchten vor Reporter.

Sehr geehrte Frau Bär,

wie können Sie mir begründen wieso eine Transparenz bei den Nebeneinkünften nicht wahrgenommen werden soll, da ja demokratisch gewählte Bundestagsabgeordnete unbeeinflußt entscheiden sollen?

Wir Bürger müssen die Abgeordneten doch im Blick behalten, oder?

Wenn ich das in der Presse lese ist das ein Eingeständnis dafür, dass es weiterhin eine Lobby - Politik geben wird. Mithilfe von Ihnen.

Oder auf fränkisch gesagt "Erscht äs Maul aufgärisse un dan ön Koupf zwische die Schultär varsteckelt".

Ich wünsche Ihnen einen freudigen Wahlkampf.
Es grüßt
Winfried Streit

ps. .. und ich mische jetzt erst richtig mit.

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Streit,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich Ihnen gerne beantworte. Ich würde mich aber freuen, wenn Sie mich besonders als Bewohner aus meinem Wahlkreis, direkt anschreiben würden.

Mein Kollege, Bernhard Kaster, hat in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag zu diesem Thema die Argumente sehr deutlich zusammengefasst:

Wir wollen den gläsernen Abgeordneten genauso wenig wie den gläsernen Bürger. Wir brauchen aber aus guten Gründen beim Abgeordneten mehr Transparenz als bei anderen Personen. Die Bürger sollen wissen: Steht beim Abgeordneten das Mandat noch im Mittelpunkt? Sie sollen wissen: Gibt es Einkünfte, die Interessen beeinflussen könnten? Hierfür brauchen wir klare Regelungen. Wir haben zwar klare Regelungen, aber wir brauchen Erweiterungen.

70 Prozent der Mitglieder des Deutschen Bundestages haben neben ihrem Mandat keinerlei Nebeneinkünfte.
Es gibt eine sehr interessante und, wie ich finde, ermutigende Analyse der Parlamentszusammensetzung nach der beruflichen Herkunft. Hiernach gibt es in unserem Parlament 15,5 Prozent Selbstständige aus den Bereichen Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft. Es gibt 15,9 Prozent freiberuflich Tätige, also Rechtsanwälte, Notare, Ärzte, Apotheker und Ingenieure. Wir in der Union begrüßen diese Zusammensetzung ausdrücklich.
All diese Kolleginnen und Kollegen, die sich dazu entschieden haben, ihre eigene Berufs- und Lebensbiografie für vielleicht zwei oder drei Legislaturperioden zu unterbrechen – das ist bei über 50 Prozent der Kollegen so –, müssen doch selbstverständlich Wege finden, wie ihr Betrieb, ihr Büro oder ihre Kanzlei für eine bestimmte Zeit noch weiterlaufen können.

Deswegen werden wir als Koalition keiner Regelung zustimmen, die es diesen Berufsgruppen weiter erschwert oder sogar unmöglich macht, sich um ein Bundestagsmandat zu bewerben.

Zudem: Bei den Angaben über Nebeneinkünfte handelt es sich um Bruttozuflüsse; sie sind daher oft schwer miteinander vergleichbar. Ich will an dieser Stelle auch erwähnen, dass Zuflüsse aus vielen sogenannten Nebentätigkeiten fast nie mit dem eigentlichen Arbeits-, Personal- und Zeitaufwand gleichzusetzen sind, weil es sich um Zuflüsse handelt, die aus Betrieben fließend gemeldet werden und die nur dank personeller Umorganisationen zustande gekommen sind.

So sieht die Wirklichkeit bei den Nebentätigkeiten und Nebeneinkünften hier im Deutschen Bundestag aus. Von schlimmsten dunklen Interessenvermischungen – diese grundsätzliche Unterstellung hört man ja teilweise heraus – kann jedenfalls keine Rede sein. Darauf dürfen wir hier im Deutschen Bundestag auch ein wenig stolz sein.

Ich hoffe, dies beantwortet Ihre Fragen und wünsche Ihnen gesegnete Weihnachtstage.

Viele Grüße, Ihre Dorothee Bär

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