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Dirk Kienscherf
SPD
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Frage von Nadine E. •

Was sind die aktuellen politischen Vorgehensweisen, um Betroffenen von Post Covid, Post Vac und ME/CFS zu unterstützen? Was wird getan, um nach Behandlungen, Therapien, Medikamenten etc. zu forschen?

Hallo Herr Kienscherf, warum wird nicht mehr für die Versorgung von PostCovid, PostVac und ME/CFS Betroffenen getan?Wissen Politiker*innen nicht, dass Zeit eine große Rolle beim Verlauf der Erkrankung spielt?Der Zustand von Betroffenen verschlechtert sich zunehmend und die Chance auf Heilung wird geringer.Wir, Betroffene und ihre Angehörigen brauchen Ihre Unterstützung.Sie haben die Macht, die Stimme und die Kraft, die den Betroffenen fehlt.Bitte nutzen Sie diese, so dass hundertausende Menschen nicht ihr Leben lang ans Bett gebunden sind.Es gibt Möglichkeiten: das Medikament BC007, Immundadsorption etc..Bitte sorgen Sie dafür, dass Aufklärungskampagnen starten, so dass die Ärzt*innen Odysee, das ständige Rechtfertigen/ Erklären, der Kampf, um eine Versorgung etc. endet und die Versicherungen unterstützen.Auch die Pflegeversicherung muss greifen.Nicht jede*r hat ein soziales Netzwerk.Ich bin eine verzweifelte Partnerin eines Post Covid Erkrankten und bitte Sie Stellung zu beziehen.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau E.,

vielen Dank für Ihre engagierte Frage. Die SPD-Bürgerschaftsfraktion und unsere Gesundheitspolitikerinnen und -politiker nehmen Long-Covid und die Myalgische Enzephalomyelitis /das Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS) sehr ernst und die Unterstützung der Betroffenen ist uns sehr wichtig. Dazu nutzen wir die Möglichkeiten, die uns im Rahmen der parlamentarischen Arbeit zur Verfügung stehen.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat sich schon sehr früh mit einem Antrag (Drs. 22/ 4791) in der Hamburgischen Bürgerschaft für eine gute Versorgung von Long-Covid Patientinnen und Patienten eingesetzt und den Hamburger Senat gebeten, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten um die Versorgung von Long Covid – Betroffenen zu kümmern. Der Gesundheitsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft hat sich ebenfalls mit der Thematik befasst. Siehe dazu Drs. 22/6538. Die zuständige Hamburger Behörde hat der Hamburgischen Bürgerschaft über ihre Aktivitäten berichtet. Siehe dazu Drs. 22/8859 . Als Long-Covid wird ein Syndrom beschreiben, dass sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann und teilweise auch einer ME/CFS ähnelt. Hierbei handelt es sich aber um Folgen einer Infektion mit Sars-CoV-2 . Als Folge einer Impfung (Post-Vac) ist Long Covid vom zuständigen Paul-Ehrlich Institut nicht beschrieben, das möchte ich hier einmal klarstellen.

Der aktuelle Wissensstand zur Beratung und Betreuung von Patient:innen mit Long/Post-COVID wurde Mitte August 2022 in einem klinisch-praktischen Leitfaden, der S1-Leitlinie Long/ Post-COVID der zuständigen Fachgesellschaft veröffentlicht[1]. Im Rahmen dieser Leitlinie wurde auch ein Zugang zu Heilmitteln bzw. Rehabilitation beschrieben. Die Deutsche Rentenversicherung (Bund) hat inzwischen reagiert und spezielle Angebote organisiert[2].  Da es zurzeit keine Behandlung gibt, die die Ursache von Long Covid selbst bekämpft, können auch keine spezifischen Behandlungsstrukturen ausgebaut werden. Das Ziel der Behandlung ist es bislang, die Beschwerden zu lindern. Der Zugang zu den erforderlichen – patientenindividuell sehr unterschiedlichen – Beratungs- und Behandlungsleistungen (ambulant und stationär) erfolgt über die hausärztliche Versorgung. Die Bereitstellung entsprechender Kapazitäten erfolgt durch die Kassenärztlichen Vereinigungen. In Hamburg und an vielen weiteren Orten wurden bereits verschiedene Angebote entwickelt und etabliert. Dies wurde in der Drucksache 22/8859 näher ausgeführt.

Auf der Grundlage der bisherigen Beratung, die auch ganz aktuell am 26.10.22 wieder im Gesundheitsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft im Rahmen der laufenden Selbstbefassung zu Corona mit Fragen zur Versorgung von Long-Covid und ME/CFS - Betroffenen stattgefunden hat, kommen wir zu dem Ergebnis, dass parlamentarisch aktuell keine weiteren Handlungsoptionen bestehen. Fortbildungsangebote für Medizinerinnen und Mediziner müssen und sollten im Rahmend er Selbstverwaltung (Kammern) organisiert werden. Die Forschung obliegt den Universitäten und Universitätskliniken. In Hamburg ist dies das Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE). Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion hat die dortigen Forschungsaktivitäten in einer Schriftlichen Keinen Anfrage abgefragt. Die Ergebnisse zu den Forschungsaktivitäten am UKE können sie in der Drs. 22/6180 nachlesen. Das UKE führt darüber hinaus zahlreiche weitere Studien mit Bezug zu Covid-19 Infektionen durch, wodurch ein sehr breiter Themenbereich abgedeckt wird. Ein Überblick steht unter https://www.uke.de/forschung/aktuelles/covid-19-forschung-im-uke/index.html zur Verfügung.

Weitere Informationen zu Long-Covid finden Sie im Rahmen des Informationsangebots der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA. Hier: www.longcovid-info.de

Wir fördern zudem die Selbsthilfestrukturen für Betroffene in Hamburg über die Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen (KISS). Seit 2016 besteht die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS, die sich im Rahmen der SARS-CoV-2-Epidemie um einen ärztlichen Beirat verstärkt hat. Sie ist – nach eigenen Angaben – über das ME-CFS Portal in Kooperation mit KISS die größte Online-Selbsthilfegruppe im Deutschsprachigen Raum für Menschen die an ME/CFS oder LongCovid (ME/CFS) erkrankt sind. Die KISS Hamburg unterstützt zudem seit Mai 2022 die Gründung einer Gruppe für Angehörige von an ME/CFS Erkrankten.

Ich hoffe, dass diese Informationen nützlich für Sie sind.

Mit freundlichen Grüßen

Dirk Kienscherf

 

[1] https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/020-027l_S1_Post_COVID_Long_COVID_2022-08.pdf

[2] https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Home/Post-Covid-Themenseite/Post_Covid_node.html

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