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Diether Dehm
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Frage von Stephan W. •

Frage an Diether Dehm von Stephan W. bezüglich Umwelt

Guten Tag Herr Dehm!

Zunächst einmal möchte ich Ihnen zu Ihrer bemerkenswerten Rede am 11.02.2011 im Bundestag (TOP 23) gratulieren! Es ist wirklich jammerschade, daß sie nur so wenige Parlamentarier gehört haben!
An diese Rede möchte ich mit meiner Anfrage anknüpfen. Ausweislich des Plänarprotokolls sagten Sie:
"Sie genehmigten Atomlager bedenkenlos und unterschlagen heute noch, dass wegen der Grube Asse II wohl demnächst die Evakuierung von Hunderttausenden von Niedersachsen geplant werden muss.!"
Ich gestehe, daß diese Aussage bei die Alarmglocken schellen ließ! Gibt es nun tatsächliche Anhaltspunkte dafür, daß das "Absaufen der Asse" nicht mehr beherrschbar ist?
Ich habe im Jahr 1992 selbst die Asse besucht und war damals bereits erschüttert, wie die Atommüllfässer dort "abgeladen" wurden (sie wurden einfach aus ca. 20m Höhe in ein Loch geschüttet). Auf meine Nachfrage, was passiere, wenn dabei ein Faß beschädigt würde, wurde uns erklärt, daß der Vorteil von Salz als Lagerstätte darin läge, daß das Salz quasi um den Atommüll "herum wachse" und diesen dadurch dauerhaft einschließe.
Kann es sein, daß gerade dieser Umstand heute eine Bergung des Atommülls nahezu unmöglich macht und dadurch eine Umweltkatatsrophe für ganz Norddeutschland droht? Ist Ihre Aussage nur als "Worst Case Szenario" zu verstehen (was ja schon schlimm genug wäre) oder gibt es bereits Fakten, die konkretes Handeln erforderlich machen?

MfG

S. Walter

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Sehr geehrter Herr Walter,

Ihre Fragen nach der aktuellen Situation im Atomlager Asse, ob eine Bergung möglich und ob sofortiges Handeln geboten sei, sind Sorgen, die für die ökologische Zukunft Niedersachsens von großer Bedeutung sein werden.

Die Unionsabgeordnete Maria Flachsbarth versicherte am 10. Februar 2012, die Asse sei zwar "nicht einsturzgefährdet" es drohe aber "jederzeit das Risiko eines unkontrollierten Laugeneinbruchs". Momentan dringen nach Medienberichten täglich 12.000 Liter kontaminiertes Laugenwasser in die Stollen der Asse ein. Die Folgen für Menschen und Umwelt, wenn diese verseuchten Laugen ins Grundwasser gelängen, sind nicht abzusehen.

Obwohl partei- und gesellschaftsübergreifend Konsens über die Dringlichkeit, die ca. 126.000 Atommüllfässer in ein sicheres Endlager zu überführen, besteht, sind bisher keine angemessenen Maßnahmen getroffen worden. Weder hat Umweltminister Röttgen ein überzeugendes Konzept vorgelegt, wie die Rückholung organisiert werden könnte, noch haben sich Bund und Länder auf ein Endlager einigen können. Die Gesamtdauer der Bergungsarbeiten wird von Frau Flachsbarth auf mindestens 35 Jahre geschätzt.

Solange können die Bürgerinnen und Bürger Niedersachsens aber nicht warten. Es sind unverzüglich ernsthafte Anstrengungen zu unternehmen, geeignete Standorte für Atomendlager zu evaluieren, gangbare Bergungskonzepte zu erarbeiten und die erforderlichen Mittel bereitzustellen, um so bald als möglich mit der Rückführung des Atommülls zu beginnen.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Diether Dehm