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Daniela Wagner
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Frage von Andreas T. •

Frage an Daniela Wagner von Andreas T. bezüglich Recht

Sehr geehrte Frau Wagner,

wie erklären Sie sich die Entwicklung, die Herr Mertens (Landesvorsitzender Polizeigewerkschaft NRW) beschreibt, dass zunehmend Bereiche in Großstädten zu "No-Go-Areas" werden?
Seine Aussage dazu: „Es gibt Bereiche, in die Polizisten nicht alleine reingehen, sondern nur in größeren Teams. Solche Bereiche gibt es mittlerweile in fast allen NRW-Großstädten. Hier müssen wir klare Präsenz zeigen und deutlich machen, dass jeder, der in diesem Land wohnt, sich an Recht und Gesetz zu halten hat.“ *
Was sind ihrer Meinung die Faktoren die zu diesen Situationen führen und welche Pläne verfolgt dabei ihre Partei sowie Sie persönlich, diese Bezirke, die zunehmend durch Clan-Strukturen "beherrscht werden"*, wie die Welt schon 2016 geschrieben hat, wieder in den Griff zu bekommen?

Mit freundlichen Grüßen
A. T.

*https://www.welt.de/politik/deutschland/article175792225/Michael-Mertens-GdP-in-NRW-Gibt-Bereiche-in-die-Polizisten-nicht-alleine-gehen.html?wtrid=socialmedia.socialflow....socialflow_twitter
A. T.
*https://www.welt.de/politik/deutschland/article154174175/Berlins-Unterwelt-ist-verloren-an-die-arabischen-Clans.html

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr T.,

zuerst möchte ich Ihnen für Ihre Anfrage bezüglich des Themas Innere Sicherheit recht herzlich danken. In unserem Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2017 haben wir klargemacht, dass die früheren Einsparungen bei der Polizei sich jetzt rächen und ein schwerer Fehler waren.

Für motivierte Polizeiarbeit braucht es neben moderner Technik vor allem mehr Personal mit guten Qualifikations-und Karrierechancen sowie familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Denn mehr Personal mit guter Ausstattung und eine optimierte internationale Zusammenarbeit der Polizei, die nicht zwei Millionen Überstunden vor sich herschiebt, sind zwar nicht so billig wie Gesetzesverschärfungen, verbessern aber direkt die Sicherheitslage.

Organisierte Kriminalität ist vielfältig und, wie im Banden- und Rockerbereich, international verflochten und stark nach außen abgeschottet. Das erfordert besondere Bekämpfungskonzepte. Ein Fokus ist dabei auf die Abschöpfung illegaler Gewinne sowie auf eine länderübergreifende Polizeizusammenarbeit zu legen. So lässt sich auf künftige Bedrohungen zielgerichteter und flexibler als durch Gesetzesänderungen reagieren.

Nur ein starker Rechtsstaat gewährleistet Sicherheit. Es ist ein gefährlicher Irrweg, auf Gefährdungen der inneren Sicherheit mit immer weitergehenden Einschränkungen unserer Bürgerrechte zu reagieren. Die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun detaillierte Eckpunkte zur inneren Sicherheit vorgelegt. Wir stehen für einen starken Rechtsstaat, der Sicherheit gewährleistet und nicht denjenigen auf den Leim geht, die mühsam erkämpfte Freiheitsrechte abbauen wollen. Wir wollen die Aufgaben von Polizei, Bundespolizei und Nachrichtendiensten neu bestimmen und das Nebeneinander von Strukturen beenden.

Wir wollen die Polizei stärken und neu organisieren. Auch bei der Analyse der Bedrohungslagen und bei der Gefahrenabwehr geben wir Polizeiarbeit den Vorzug vor Geheimdiensttätigkeit. Dafür braucht es personelle Stärkung, modernste Ausstattung und gute Polizeiarbeit aus einer Hand. Gute Polizeiarbeit basiert auf der Achtung der Menschenrechte und der Minimierung von Gewalt. Sie ist europäisch und international gut vernetzt. Terroristen und andere Täter arbeiten grenzüberschreitend: Deshalb wollen wir gemeinsame Ermittlungsteams bei Europol in der Terrorismusbekämpfung stärken.

Für uns ist Prävention ein wirksames Mittel zur Gewährleistung der inneren Sicherheit. Denn Prävention kann, was keine Technik, keine Kamera dieser Welt kann: Demokratie stärken und Straftaten im Vorfeld verhindern. Mit einer Präventionsstrategie für Deutschland wollen wir gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Radikalisierung und Gewalt dort bekämpfen, wo sie entstehen. Daran sollen in einem strukturiertem Dialog Bund, Länder, Kommunen und zivilgesellschaftliche Institutionen in einem bundesweiten Präventionszentrum gemeinsam arbeiten. Rollenklarheit zwischen allen Akteuren ist dabei ebenso zentral wie eine solide und dauerhafte Förderung der vielfältigen, engagierten Zivilgesellschaft.

Mit freundlichen Grüßen
Daniela Wagner