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Claudia Müller
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Frage von Torsten W. •

Frage an Claudia Müller von Torsten W. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Müller.

Ich hörte einen Bericht über Schule in Lockdown-Zeiten in Estland:

- seit 1997 ist die Digitalisierung der Schulen dort beschlossen und seit 2002 wird das auch flächendeckend umgesetzt
- 85% allen Unterrichts wurde dort schon vor Corona mit digitalen Angeboten unterstützt
- 95% der Lehrer geben an, dass sie und ihre Schüler während Corona den Lehrplan vollständig umsetzen konnten (8 Wochen waren die Schulen komplett zu, jetzt wird zaghaft geöffnet, also wie bei uns)
- die größten Probleme (also die 5%, wo man ein paar Abstriche machen musste) hatte man bei Sport und Kunst (Wer hat sich hierzulande überhaupt um Sport-, Musik- und Kunstunterricht geschert in den letzten Wochen?!)
- die Schüler sagen: Es gab keine Probleme. Aber es wurde mit der Zeit etwas langweilig. Sie freuen sich, wieder in die Schule zu gehen, weil sie da ihre Freunde treffen.

Dagegen schieben wir in MV & insbsd. im Kreis VG den Mond mit der Stange. Die Esten können es sich tatsächlich leisten, vorsichtig mit der Schulöffnung zu sein und die wenigen Präsenzstunden für das Klassenleben nutzen. Den Schulstoff vermitteln sie einfach weiter digital zu Hause.

Ich möchte gern in Erfahrung bringen:

Was haben Sie gelernt aus den letzten Monaten des Lockdowns bzgl. insbesondere der Schulbildung Klasse 1 bis 6? Was planen Sie bzgl. dieses Themas zu tun bei der nächsten Virus-Pandemie, die sicherlich kommen wird, wann auch immer?

Vielen Dank für Ihre Antworten.

Frdl Gr T. W.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Wierschin,

gern möchte ich auf Ihre Frage antworten.

Für uns hat die Öffnung von Schulen und Kitas höchste Priorität. Eltern und Kinder brauchen nach anstrengenden Wochen zwischen Homeoffice, Haushalt und Fernunterricht Entlastung und verlässliche Perspektiven.
Die Krise zeigt, dass Kitas und Schulen nicht nur Bildungseinrichtungen, sondern auch wichtige Lebensorte sind. Ziel muss deshalb sein, nach den Sommerferien zu einem verlässlichen Kita- und Schulbetrieb zurückzufinden, der Infektionsschutz und das Recht auf Bildung in Einklang bringt.
Der Sommer sollte genutzt werden, damit alle Kinder und Jugendliche gut ins neue Kita- und Schuljahr starten können – mit zusätzlichem Personal, einem digitalen Update für die Schulen und klugen Konzepten für guten Unterricht und Betreuung.
Alle Kinder und Jugendlichen sollen gut ins neue Schuljahr starten können. Dafür müssen in den Sommerferien verlässliche Unterrichtskonzepte , die auch durch ein mögliches Wiederansteigen der Infektionsraten tragen. SchülerInnen, Eltern und Lehrkräfte brauchen verlässliche Stunden- und Wochenpläne, die auch abwechselnde Phasen des Präsenz-und Fernunterrichts verbindlich planen und guten Unterricht im regulären Umfang sicherstellen.

Dafür brauchen die Schulen ein schnelles Update. Wir wollen alle Lehrkräfte fit machen für den Unterricht im digitalen Zeitalter. Zu Beginn des neuen Schuljahrs braucht zudem jede Schule WLAN, Lernmanagementsysteme und sichere Messengerdienste. Wir wollen, dass jedes Schulkind bei Bedarf einen Laptop oder Tablet in der Schule ausleihen kann, damit niemand wegen fehlender Technik abgehängt wird.

Lehrkräfte sollen sich ganz auf ihre pädagogische Arbeit konzentrieren können. Damit das gelingt, wird zusätzliches Personal dringend gebraucht. IT-Fachkräfte, Lehramtsstudierende und andere außerschulische Fachkräfte können den Unterricht in multiprofessionellen Teams gerade in der Krise sehr bereichern. Dafür braucht es ausreichende Mittel, kreative Ideen und volle Rückendeckung aus der Politik, insbesondere der Landespolitik. Denn wie ihnen ja ganz sicher bekannt ist, ist Bildung Ländersache. Wieder einmal mehr zeigt sich, dass es eine starke grüne Landtagsfraktion braucht, denn als Bundestagsabgeordnete kann ich nur begrenzt direkt Einfluss auf Entscheidungswege in Mecklenburg- Vorpommern nehmen, gerade in Bereichen, die in der Landesverantwortung liegen.

Ich kann Ihnen aber versichern, wir Grüne in MV werden weiter dafür kämpfen, dass eine Öffnung von Schulen und Kitas zügig umgesetzt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Claudia Müller

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