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Christian Lindner
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Frage von Traudl H. •

Frage an Christian Lindner von Traudl H. bezüglich Recht

Vielen Dank für Ihre rasche Antwort,

Vorweg: Mir ist wichtig darauf hinzuweisen, dass ich keine Frage zum Kammerzwang gestellt habe. Immer wieder erlebe ich, dass das Thema meiner Fragen – der Meisterzwang – nicht oder nur stiefmütterlich von meinem Gegenüber wahrgenommen wird. Daher diese kurze Bemerkung. Im Übrigen halte ich beide Themen für wichtig. Dafür, dass ich hier ausschließlich den Meisterzwang thematisiere, bitte ich um Verständnis!

Herr Lindner, ich gehe davon aus, dass Sie mit der Bestellung von Dr. Guido Westerwelle zum Bundesaußenminister und der von Dirk Niebel zum Entwicklungshilfeminister einverstanden sind. Ich denke – bitte korrigieren Sie mich – dass Sie diesen und anderen Ministern Ihr Vertrauen aussprechen die jeweiligen Aufgaben zu erledigen. Diese Menschen haben also gewissermaßen die „Zulassungsbeschränkungen“ überwunden. Daraus resultiert meine Frage:

Sie, als Teil der Gesetzgebung, vertrauen ungelernten Niederländern soweit, dass Sie die Auftragsabwicklung in Deutschland – etwa einer Elektro-Installation, oder einer Dacheindeckung, und anderem, im Rahmen der Dienstleistungsrichtlinie zubilligen. Wo liegt nun die Einschränkung, vor der Sie mir als gelernter Zimmerin dies Vertrauen verweigern? Also das Problem der Zulassungsbeschränkung für in Deutschland lebende meisterfreie Handwerker einerseits, während Sie allen andern (EU-) Europäern die Gewerbefreiheit einräumen. Was ist der Kristallisationspunkt an dem sich hier Ihr Vertrauen von Nicht-Vertrauen scheidet? Ich verstehe es nicht und bitte Sie an dieser Stelle um eine Verständnishilfe.

Ich fühle mich in meinen Fähigkeiten, meinem Enthusiasmus und der Bereitschaft mich mit meiner Arbeit für das Gemeinwesen einzusetzen missachtet. Was sind Ihre Vorschläge, um dies konkret und zeitnah aus Ihrer Position heraus anzugehen? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihre ausgesprochen hohe Antwortbereitschaft.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Hoppe, sehr geehrter Herr Beuter,

vielen Dank für Ihre erneute Anfrage über abgeordnetenwatch.de vom 30. November bzw. 1. Dezember 2009. Da Sie beide das Thema Meisterbrief ansprechen, erlaube ich mir, Ihre Fragen zusammen zu beantworten:

Ohne Zweifel ist und bleibt der Meisterbrief ein Qualitätsmerkmal für die Verbraucher. Ich begrüße aber dennoch, dass die letzte Handwerksrechtsnovelle den Meisterzwang für zahlreiche Bereiche aufgehoben hat. Die entsprechenden Wirkungen sind zu evaluieren. Danach wären dann - auch vor dem Hintergrund des europäischen Dienstleistungsmarktes - weitere Schritte hinsichtlich einer Liberalisierung bzw. Senkung von Markteintrittshürden zu diskutieren.

Allerdings möchte ich Sie noch auf einen weiteren Aspekt aufmerksam machen, der bislang nicht angesprochen wurde und den ich in der Diskussion für relevant halte: So steht der Meisterbrief nicht nur für Qualität, sondern auch für betriebswirtschaftlichen Erfolg. Dies zeigt unter anderem die niedrige Insolvenzquote im Handwerk, die rund 50 Prozent unter dem Durchschnitt in der Gesamtwirtschaft liegt. Dies ist in meinen Augen ein klares Indiz dafür, dass die Meisterausbildung eine stärkere Krisenfestigkeit mit sich bringt. Sie ist insofern nicht nur Grundlage für hohe fachliche Qualifikation, sondern zugleich für wirtschaftliche Stabilität und nicht zuletzt -- auch dies zeigen die Zahlen -- für eine höhere Ausbildungsbereitschaft.

Für Fragen im Detail empfehle ich Ihnen die Kontaktaufnahme mit unserem mittelstandspolitischen Experten der FDP-Bundestagsfraktion, Klaus Breil, MdB.

Mit freundlichen Grüßen
Christian Lindner

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