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Carsten Träger
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Frage von Thomas H. •

Der Dual-Fluid-Reaktor: Löst dieses Konzept Endlagerproblemder Vergangenheit und Energieproblem der Zukunft?

Sehr geehrter Herr Träger,

da der Raum hier begrenst ist nur kurz die Frage, wie die Bundesregierung in Form des zuständigen Ministeriums zum Konzept des Dual-Fluid-Reaktors stehet? Und wenn die getroffenen Annahmen des IFK Berlin bzw. der Dual-Fluid-Inc. stimmen, warum die Forschung dahingehend nicht unabhängig unterstütz oder überprüft werden? Sollte das Konzept tragfähig sein sind derartig viele Probleme gelöst oder abgemildert, dass es ein echter "Gamechanger" in der Energiepolitik wäre. Und warum überlässt man das Feld dann dem Gefolge der "AfD"? Gibt es dazu Überlegungen ???

Viele Grüsse
Thomas H.

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Sehr geehrter Herr H.,

die Dual-Fluid-Forschung ist, wenn man ihre Befürworter hört, geradezu eine Lösung für alle Probleme. Unsere Atomabfälle würden aufgebraucht und müssten nicht Millionen Jahre, sondern höchstens 300 Jahre sicher verwahrt werden und würden auch noch in ein schwächer strahlendes Uran-Isotop umgewandelt. Gleichzeitig hätte es durch die Eigenschaften der Flüssigkeit einen natürlichen Abschaltprozess, so dass Kernschmelzen praktisch ausgeschlossen werden können.

Aber wie in fast allen Fällen, wenn etwas zu schön klingt um wahr zu sein, ist es auch hier.

Leider funktioniert diese Technologie im Moment nur auf dem Papier. Es wurden noch keine Probereaktoren gebaut, welche die theoretischen Ideen praktisch beweisen könnten. Das kanadische Unternehmen Dual Fluid Energy Inc. bemüht sich gerade um eine kommerzielle Umsetzung. Aber selbst die optimistischsten Stimmen rechnen mit so einem Probereaktor erst im Jahre 2034 und mit der kommerziellen Umsetzung in 2050 - und das alles mit der Maßgabe, dass es überhaupt funktioniert.

Ich gebe gerne zu, dass ein solcher Wunder-Reaktor ein Game-Changer wäre, allerdings selbst unter den positivsten Umständen erst in 30 Jahren. Wir müssen aber hier und heute die Energiewende schaffen und nicht unsere Hoffnung auf eine mögliche Technologie in 30 Jahren setzen - zumal wir mit den Versprechungen der Kernenergie-Befürworter so unsere Erfahrungen gemacht haben: Ich erinnere daran, dass wir mittlerweile seit Jahrzehnten im europäischen Verbund am Verfahren der Kernfusion forschen. Leider bisher ohne konkreten Nutzen, obwohl der Durchbruch laut Aussagen immer wieder unmittelbar bevorstehen sollte. Oder erinnern wir uns daran, dass ein so genannter GAU angeblich so unwahrscheinlich ist, dass er - wenn überhaupt - nur im Abstand von mehreren Hundert Jahren stattfinden könnte - wir haben bisher schon drei erlebt. Ich könnte weitere Beispiele nennen...

Meine Fraktion und ich haben uns dafür entschieden, dass wir aus dieser Hochrisikotechnologie so schnell wie möglich aussteigen. Das Kapitel "Nutzung der Atomenergie" zur Stromerzeugung wird sich im Jahr 2023 endgültig schließen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Carsten Träger

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