Frage von Kai D. •

Welche Anreize wollen Sie setzen, damit Kleinsparer vermehrt in den Kapitalmarkt investieren?

Sehr geehrter Herr Brodesser,
gemäß Global Wealth Report sind allein im Jahr 2024 die Privatvermögen in Nordamerika um 11,4 % gewachsen, wohingegen in Europa lediglich ein Wachstum um 0,4 % zu verzeichnen war. Dies liegt hauptsächlich daran, dass in Nordamerika Geldanlagen in den Kapitalmarkt deutlich verbreiteter sind als in hierzulande. Wie wollen Sie die Anlage in den Kapitalmarkt insbesondere für Kleinanleger attraktiver machen, damit Menschen sich hierzulande eine private Altersvorsorge aufbauen können. Warum wird der Sparerpauschbetrag nicht deutlich erhöht - in den 1990er lag dieser zeitweise bei 6.000 DM? Was halten Sie von einer möglichen Spekulationsfrist, so dass man ab einer gewissen Haltedauer gar keine Kapitalertragssteuer auf Kapitalerträge zählen muss. Wie wollen Sie Anreize setzen, dass Kleinsparer vermehrt in den Kapitalmarkt investieren?
Mit freundlichen Grüßen

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CDU

Sehr geehrter Herr D.,

die von Ihnen beschriebene Situation ist genau unser Ansinnen als Union. Wir wollen den Kapitalmarkt für Kleinanleger attraktiver machen aus mehreren Gründen:

Einmal für unsere Gesellschaft insgesamt. Der Geldbedarf für die vielen Infrastrukturmaßnahmen, die unser Land so dringend braucht, lässt sich alleine mit staatlichem Geld, sprich Steuereinnahmen, gar nicht decken. Daher sind private Investitionen dringend erforderlich. Dies können einerseits institutionelle Investoren sein. Andererseits sind die Deutschen Sparweltmeister mit riesigen Beträgen auf ihren Sparkonten mit allerdings nur geringer Verzinsung. Hier bietet der Kapitalmarkt, wie sie richtig feststellen, enorme Chancen am Wachstum teilzuhaben. Dies wollen wir fördern. 

Frage 1: Wie wollen Sie die Anlage in den Kapitalmarkt insbesondere für Kleinanleger attraktiver machen, damit Menschen sich hierzulande eine private Altersvorsorge aufbauen können?

Antwort:

Unser Ziel ist es, die private Altersvorsorge zu stärken – und dafür braucht es einen leichteren Zugang zum Kapitalmarkt. Der Staat muss endlich die Voraussetzungen schaffen, dass auch Kleinanleger vom langfristigen Vermögensaufbau durch Aktien, ETFs oder Fonds profitieren können.

Wir setzen uns deshalb für folgende Maßnahmen ein:

Finanzbildung von Anfang an: Kapitalmarktkompetenz muss bereits in Schulen vermittelt werden. Jeder Mensch in Deutschland sollte verstehen, wie er mit langfristigen Sparformen Vermögen aufbauen kann.

Daher wollen wir mit der staatlich geförderten Frühstart-Rente ab dem 6. Lebensjahr ein niedrigschwelliges Anlageangebot den Einstieg schon in jungen Jahren initialisieren. Junge Leute und damit auch ihre Eltern sollen damit die Wirkungen des Kapitalmarktes frühzeitig praktisch erfahren. Dies soll über digitalen Strukturen schnell, günstig und digital einrichtbar sein – ganz ohne hohe Hürden oder Bürokratie.

Frage 2: Warum wird der Sparerpauschbetrag nicht deutlich erhöht – in den 1990er-Jahren lag dieser zeitweise bei 6.000 DM?

Antwort:

Das ist eine berechtigte Kritik. Der Sparerpauschbetrag ist erst in den letzten Jahren auf 1.000 € pro Person angepasst worden, sollte aber angesichts der Inflation und der gestiegenen Bedeutung privater Kapitalanlagen immer wieder hinterfragt und gegebenenfalls angepasst werden.

Frage 3: Was halten Sie von einer möglichen Spekulationsfrist, sodass man ab einer gewissen Haltedauer keine Kapitalertragssteuer mehr zahlen muss?

Antwort:

Ich halte eine Wiedereinführung der Spekulationsfrist für eine interessante und prinzipiell sinnvolle Idee – sofern sie langfristiges Investieren fördert und keine Hintertür für kurzfristige Steuervermeidung wird. Hier gibt es natürlich unterschiedliche politische Sichtweisen und Ansatzpunkte, die aber aktuell nicht oberste Priorität bei der aktuellen Koalition hat. Ein Modell, bei dem Kapitalerträge nach einer Haltedauer von 10 Jahren steuerfrei sind – oder schrittweise geringer besteuert werden –, würde insbesondere Buy-and-Hold-Anleger belohnen, die keine Spekulanten sind, sondern fürs Alter vorsorgen. Gleichzeitig muss sichergestellt sein, dass solche Regelungen sozial ausgewogen sind und nicht nur Besserverdienende entlasten.

Frage 4: Wie wollen Sie Anreize setzen, dass Kleinsparer vermehrt in den Kapitalmarkt investieren?

Antwort:

Wir brauchen einen Kulturwandel – und dafür auch konkrete Anreize:

*             Einführung der Frühstart-Rente wie skizziert.

*             Einführung eines staatlich geförderten Aktienbasierten-Sparplans für Geringverdiener, bei dem der Staat z. B. jährlich einen Zuschuss auf kleine Sparraten leistet.

*             Gebührenfreie oder vergünstigte Sparpläne für bestimmte Bevölkerungsgruppen über öffentlich zertifizierte Plattformen oder Banken.

*             Integration von Kapitalmarktprodukten in die staatliche Altersvorsorge: Denkbar ist eine verpflichtende, aber individuell gestaltbare Kapitaldeckungskomponente innerhalb des Rentensystems und eine Fortentwicklung der Riester-Rente

Unser Ziel ist klar: Jeder Mensch in Deutschland soll die Möglichkeit haben, mit kleinen Beträgen am langfristigen Vermögenswachstum teilzuhaben – unabhängig von Herkunft oder Einkommen.

 

Mit freundlichen Grüßen

Carsten Brodesser

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