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Britta Haßelmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Georg W. •

Frage an Britta Haßelmann von Georg W. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Frau Haßelmann,

Ich habe Fragen zur aktuellen Finanzkrise.
Ich bekomme es in meiner unmittelbaren Umgebung, durch Diskussionen mit Freunden und
Debatten im Internet mit, das die Leute durch die aktuelle Finanzkrise immer mehr das Vertrauen in unser Geldsystem verlieren.

Nun aber zu meinen Fragen: Warum versteht die Politik, die Wirtschaft und ein Großteil der Medien nicht, dass ein Geldsystem, in dem Geld gehortet werden kann (das kann sonst mit keinem anderen Gegenstand auf dieser Welt ohne das er verrottet oder das Lagerkosten entstehen) und erst wieder gegen Zinsen und Zinseszinsen in den Umlauf gebracht werden muss, einfach nicht funktionieren kann?
Warum wird nicht gesehen, dass dieses Geldsystem mit dafür verantwortlich ist, dass der Unterschied zwischen Arm und Reich stetig wächst?
Im Prozess der Geldschöpfung, Giralgeldschöpfung, um präziser zu sein, steckt schon das Grundproblem – lassen Sie mich das kurz erklären: Die Geschäftsbanken schöpfen Geld in dem Sie Kredite vergeben und auf diesen Krediten muss Geld, nämlich Zinsen, bezahlt werden. Doch dieses Geld ist ja noch gar nicht geschöpft! Das heißt ein Marktteilnehmer, sei es ein Unternehmer, der Staat oder die Bürger selber MÜSSEN sich verschulden um diese Zinsen aufzubringen. Diese Zinsen sind aber wieder rum Schuldgeld auf die Zinsen bezahlt werden müssen….
Warum wird diese Problematik nicht öffentlich diskutiert?
Sollten nicht grade die Grünen, die behaupten eine nachhaltige Politik zu betreiben, im monetären Sektor fundamentale Fragen stellen?

Sollten Sie mit der Problematik noch nicht so vertraut sein, so rate ich Ihnen sich folgendes Referat von Prof. Dr. Senf anzuschauen:

http://www.buergerinitiative-grundeinkommen.de/volkswirtschaftliche-zusammenhaenge

Vielen Dank und viele Grüsse

Georg Weisfeld

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Weisfeld,

besten Dank für Ihre Mail und verzeihen Sie die späte Antwort.

Die Finanzmarktkrise hat ihren Ursprung in den USA und der dortigen Praxis, minderwertige Kredite (subprime) an Immobilienkäufer nicht bei den Banken zu lassen, sondern diese zu verkaufen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, spielen Sie auf dieses Phänomen an. Banken müssen ausgegebene Kredite mit Eigenkapital unterlegen. Diese Mittel sind dann gebunden, es können keine weiteren Kredite mehr vergeben werden. Um das zu umgehen haben die Banken begonnen die Kredite weiterzuverkaufen. So konnten sie noch mehr Darlehen vergeben. Die Risiken aus diesen Geschäften wurden durch die Weiterverkäufe immer undurchschaubarer. Solange aber alle glaubten, dass diese forcierte Kreditvergabe gutgehen würde, hat das System funktioniert. Als aber immer mehr der ursprünglichen Kredit ausfielen brach das System zusammen - der Beginn der gegenwärtigen Finanzkrise.

Zwei Faktoren waren für die Praxis hautpverantwortlich: Niedrige Zinsen in den USA und der blinde Glaube der Finanzmarktakteure an den Wert der Kredite. Die laxe Kreditvergabe und die schlechte Aufsicht waren der Ausgangspunkt für die internationale Finanzkrise.

Wir Grünen setzen uns für eine strikte und umfassende Regulierung der Finanzmärkte ein. Auf das Geldsystem werden wir dabei nicht verzichten wollen und können, obwohl Sie dort das Grundübel der aktuellen Entwicklung vermuten.

Mit freundlichen Grüßen
Britta Haßelmann

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