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Andrej Hunko
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Frage von Leo B. •

Frage an Andrej Hunko von Leo B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Hunko,

Wie ich gerade in diversen Zeitungen lese, waren Sie in der Ost-Ukraine und haben dort Herrn Sachartschenko getroffen. Leider kann ich weder auf Facebook, noch auf Twitter Ihre Meinung zu dem Treffen finden. Auch die Zeitungen zitieren nur Ihren Kollegen Gehrcke, nicht aber Sie.

Wie war das Treffen? Welchen Eindruck haben Sie von dem "Separatistenführer"? Haben Sie Einschätzungen über die Bevölkerung und ob sie die Novarossia-Bewegung unterstützen oder nur dulden?

Des Weiteren habe ich folgendes gelesen: Wenn man in der Region Hilfsgüter verteilen möchte, müsse man auch mit der „realen Macht" dort reden, sagte Gehrcke weiter.

Wie passt das zu der immer wieder betonten strikten Ablehnung gegenüber der Regierung in Kiew?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Büsch,

vielen Dank für Ihre Fragen. Das Gespräch von Wolfgang Gehrcke und mir mit Alexander Sachartschenko war nur sehr kurz und wir haben im Wesentlichen über die Umsetzung des Minsker Abkommens gesprochen, das kurz vorher abgeschlossen wurde. Wir hatten kein Treffen mit Sachartschenko geplant, wollten uns dem Gespräch aber auch nicht verweigern. Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, mit allen Seiten zu reden. Anders lässt sich eine friedliche Lösung nicht erreichen. Das haben nun schon so viele historische Beispiele gezeigt. Wenn man nicht bereit ist, sich an den Verhandlungstisch zu setzen, dann kann es keine Lösung geben.

Aus demselben Grund habe ich im Juni vergangenen Jahres den ukrainischen Präsidenten Poroschenko in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates getroffen und ihn aufgefordert den damaligen Waffenstillstand zu verlängern bzw. dauerhaft zu machen. Zwar kritisiere ich die Regierung politisch für ihren Kriegskurs, die so genannte „Anti-Terror-Operation“ und die unsoziale Kürzungspolitik. Aber dennoch denke ich, dass es wichtig ist, einen Dialog zu führen.

Unser Aufenthalt in der Donbass-Region war nur sehr kurz und von dem Transport der Hilfsgüter geprägt. Dennoch hatten wir natürlich die Möglichkeit, mit einigen Menschen zu reden. Mein Eindruck war, dass das größte Anliegen der Menschen dort ist, dass der Krieg aufhört, der so viel Leid verursacht. Das war in den meisten Gesprächen das wichtigste Thema.

Mit freundlichen Grüßen

Andrej Hunko

PS: Sie können hier auch ein Interview mit dem Deutschlandfunk zur Reise finden: http://www.deutschlandfunk.de/ukraine-konflikt-wollten-uns-ein-bild-von-den-akteuren.694.de.html?dram:article_id=312162

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