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Thomas Lutze
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Frage von Norbert S. •

Soziale Gerechtigkeit Die Linke will eine ausbeutungsfreie Gesellschaft, welche sie demokrat. Sozialismus nennt. Haben sie eine Begriffsdefinition von Ausbeutung und von deren Größen für Deutschl.?

Es gibt bisher von Seiten der Linken keine Begriffsdefinition von Ausbeutung und auch keine Aufstellung wie viel Ausbeutung es gibt.
Wie will die Linke zur einer ausbeutungsfreien Gesellschaft bzw. politischen Mehrheiten dafür kommen, wenn sie den Menschen nicht erklären kann, was sie davon haben bzw. was es konkret für Deutschland bedeutet?
Wie viel Geld geht den Menschen verloren, welche Arbeits- und Lebenszeit müssen die Menschen dafür aufwenden? Wie hoch ist der Resourcenverbrauch dafür?
Wieso kommt in Wahlprogrammen von Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen die Begriffe Ausbeutung und Umverteilung nicht vor, obwohl dies ja in jedem Dorf, in jeder Stadt, in jeden Landkreis und in jeden Bundesland tagtäglich stattfindet?

Wie ist ihre Einschätzung dazu?
Für mich sind z.B. „leistungslose Einkommen“ Ausbeutung, weil der erzielte Gewinn/Reichtumszuwachs ohne persönliches Risiko bzw. eigene Arbeit entsteht.
Monopolgewinne/Ausbeutung z.B. d. Immobilien- und Bodenspekulation u.v.a.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Nachfrage. Auch wenn ich mittlerweile kein Mitglied mehr der Linken bin, sondern der SPD-Fraktion angehöre, möchte ich Ihre Frage dennoch beantworten.

Im deutschen Sprachgebrauch gibt es leider zwei verschiedene Verwendungsweisen von „Ausbeutung“, die auch teils bei der Linken durcheinander gehen. Oftmals ist mit „Ausbeutung“ schlicht eine besonders extreme Form eines Arbeitsverhältnisses gemeint, das darauf beruht, möglichst wenig Lohn für schwere und intensive Arbeit zu zahlen.

Wenn die Linke allerdings vom Ziel einer ausbeutungsfreien Gesellschaft spricht, meint sie mit „Ausbeutung“ prinzipiell jedes Arbeitsverhältnis, in dem eine Lohnabhängigkeit besteht. Nach linker Auffassung in Rückgriff auf Marx besteht die Ausbeutung darin, dass der gesamtgesellschaftlich produzierte Wert nicht gesamtgesellschaftlich verteilt wird, sondern in der Klasse der Besitzer der Produktionsmittel konzentriert wird. Für einen einzelnen lohnabhängig Beschäftigten bedeutet das, dass er im Regelfall mehr Wert produziert, als er durch seinen Arbeitslohn vergütet bekommt. In einer ausbeutungsfreien Gesellschaft würden daher die Waren auf Basis demokratischer Entscheidungen in der Gesellschaft nach deren Bedürfnissen produziert und aufgeteilt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Lutze

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