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Terry Reintke
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Frage von Renate R. •

Frage an Terry Reintke von Renate R. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrte Frau Reintke,

am Wochenende habe ich wieder einen Artikel zum Thema "Insektensterben" in der Süddeutschen Zeitung gelesen. Im Landkreis BadTölz reagieren jetzt die Gemeinden und sorgen für die Anpflanzung natürlicher Wiesenblumen, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten. Insbesondere sorge ich mich - so wie die zahlreichen Bienenzüchter- um das rasant fortschreitende Bienensterben. Ich wohne am Stadtrand von Ingolstadt in ländlicher Umgebung. Hinter unserem Haus gibt es Felder, die vor 10 Jahren am Feldrand noch von zahlreichen Wiesenblumen gesäumt waren. Mittlerweile ist von dieser Vielfalt nicht mehr viel übrig. Als Lehrerin für Soziales möchte ich meinen Schülern Grundlagen für eine gesunde Ernährung vermitteln. Wie soll das funktionieren, wenn man nicht mehr sicher sein kann, dass Pestizidrückstände im Getreide usw. unsere Gesundheit negativ beeinflussen? Sie und ich können im Biomarkt einkaufen- der größte Teil meiner Schüler mit Sicherheit nicht. Ich kann es nicht verstehen dass im Europäischen Parlament über die Glyphosatfrage so unverantwortlich lange herumdiskutiert wird. Der Eindruck, dass es hier nur um Interessen der bekannten führenden Industrie geht erhärtet sich hier für uns Verbraucher. "Stirbt die Biene - so stirbt auch der Mensch"! Aber das trifft dann leider auch irgendwann mal das gesamte Europäische Parlament. Das wäre die einzige Gerechtigkeit in dieser höchst unverständlichen "Kaugummientscheidung".

Mit freundlichen Grüßen aus Ingolstadt
R. R.

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Sehr geehrte Frau R.,

vielen Dank für Ihre Frage und bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen erst jetzt antworte. Ihre Anfrage ist mir leider einfach durchgerutscht.

Inhaltlich stimme ich Ihnen vollkommen zu. Für uns Grüne hätte es im gesamten Entscheidungsprozess um Glyphosat viel früher ein eindeutiges und klares „Nein“ geben müssen. Stattdessen hatten wir es mit langwierigen Verhandlungen zu tun und am Ende stand eine wackelige Verlängerung der Nutzungserlaubnis, die dem Willen der Bürgerinnen und Bürgern in Europa widerspricht.

Für uns ist das Thema aber noch lange nicht abgehakt und nach wir vor erleben wir heftige Widerstände: Der Zugang zu Studien wird verkompliziert, Expertinnen und Experten bekommen die Dokumente von mehreren hundert Seiten nicht zu Gesicht und damit zeigt sich, dass an wirklicher Transparenz kein Interesse besteht. Für uns gilt weiterhin, dass Firmeninteressen nicht über Gesundheits- oder Umweltinteressen gestellt werden dürfen und dies werden wir Grüne im Europäischen Parlament auch in Zukunft weiterhin vertreten.

Mit freundlichen Grüßen
Terry Reintke

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