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Sven Lehmann
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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Frage von Nina H. •

Welche konkreten Konzepte und Maßnahmen schlagen Sie vor, um der steigenden Altersarmut – zuletzt 742.410 Menschen mit Grundsicherung im Alter (März 2025) – effektiv entgegenzuwirken?

Hallo Herr Lehmann,

diese Frage stellen wir Ihnen als Verein Mein Grundeinkommen.

Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass im März 2025 bereits 742.410 Menschen, die 65 Jahre oder älter sind, in Deutschland Grundsicherung im Alter beziehen – 3,2 % mehr als im Vorjahr und ein Anstieg um 30,3 % gegenüber März 2021.

Damit wird Altersarmut für immer mehr Menschen zur existenziellen Bedrohung. Gleichzeitig kündigt die Bundesregierung an, bei der Rentenreform dringend Lösungen finden zu müssen, um vor allem Frauen und Geringverdienende besser abzusichern. Wir möchten von Ihren Abgeordneten erfahren, welche kurz- und langfristigen Konzepte sie unterstützen, um Altersarmut nachhaltig zu bekämpfen.

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Antwort von
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Unser Anspruch an eine gute Rentenpolitik ist, dass die Menschen in diesem Land sich auf gute Renten und ihre Altersvorsorge verlassen können. Das gilt heute und morgen aber auch für zukünftige Generationen, also auch und erst recht für diejenigen, die jetzt in ihre Rentenkasse einzahlen.

Dabei ist klar, dass gute Löhne und eine breite Beitragsbasis unsere Rente sicher machen. Daher fördern wir sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, gleiche Löhne, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie qualifizierte Zuwanderung. Diese Schritte tragen individuell, aber auch mit Blick auf das gesamte System der Rentenversicherung zur Bekämpfung von Altersarmut bei. 

Um die gesetzliche Rente zukunftsfest zu machen, wollen wir sie zudem schrittweise zur Bürgerversicherung weiter, indem auch Abgeordnete sowie nicht anderweitig abgesicherte Selbstständige unter fairen Bedingungen einzahlen. Das soll perspektivisch auch für Beamt*innen unter Wahrung des Alimentationsprinzips gelten.

Wir müssen aber auch gezielt gegen Altersarmut vorgehen. Deshalb wollen wir eine Garantie-Rente einführen, die wirksamer vor Altersarmut schützt als die bisherige Grundrente:

Alle, die mindestens 30 Versicherungsjahre in der Rentenversicherung haben, bekommen mit der Grünen Garantierente mindestens 30 Entgeltpunkte und damit einen Rentenanspruch, der ein gutes Stück über der Grundsicherung liegt. Derzeit wäre das eine Rente von 1223 Euro brutto. Eine Einkommensprüfung würde anders als bei der jetzigen Grundrente nicht mehr stattfinden. Davon profitieren insbesondere Frauen, denn auch Zeiten der Schwangerschaft und des Mutterschutzes sowie auch Kinderberücksichtigungszeiten zählen bei den Versicherungsjahren (anders als heute bei den Grundrentenzeiten) mit. Und wenn sie Zeiten in Teilzeit, ohne Arbeitseinkommen wegen Erziehung oder Pflege oder mit geringer Entlohnung haben, werden ihre Rentenpunkte eben mindestens auf 30 aufgestockt. Ebenso profitieren auch alle Geringverdienenden oder Menschen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien.

Wir wollen außerdem, dass alle Menschen Zugang zu einer Betriebsrente haben. Insbesondere für Beschäftigte von kleinen und mittleren Unternehmen und in Branchen mit geringer Tarifbindung besteht Verbesserungspotential. Und mit dem Bürger*innenfonds wollen wir die unzureichende Riester-Vorsorge durch eine wirklich brauchbare private Altersvorsorge ersetzen, die sich alle leisten können sollen und die eine gute Rendite bei geringem Risiko und überschaubaren Kosten bietet. Beides trägt neben der gesetzlichen Rente zu einem armutsfesten Einkommen im Alter bei.

Und ganz wichtig: mit Prävention und Reha, gesünderen Arbeitsbedingungen, Weiterbildung und Tätigkeitswechseln wollen wir dafür sorgen, dass weniger Menschen durch vorzeitiges gesundheitsbedingtes Ausscheiden aus dem Arbeitsleben altersarm werden. 

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