Wieso halten Sie es in unserer aktuellen Haushaltslage wirklich für eine gute Idee, die Olympischen Spiele nach Deutschland zu holen?
Sehr geehrter Herr Mayer,
sie sprechen von einer "nationalen Aufgabe" und einer "enormen Chancen für Deutschland, wieder zusammenzukommen". Wäre es in der derzeitigen finanzpolitischen Lage, in der offen darüber diskutiert wird wie der Sozialstaat kostensparender gestaltet werden kann, nicht ein falsches Signal an die Bürger*Innen (ja, ich gendere!) Geld für "Brot und Spiele" auszugeben statt sie sinnvoll in Integration, Bilder, Infrastruktur oder den Sozialstatt zu investieren? Sie kennen sicherlich auch die bereinigten Kosten der vergangenen Spiele, die gerne mal um 10 Milliarden Euro und mehr betragen.

Sehr geehrter Herr A.,
ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihre Frage vom 24. September 2025, die ich Ihnen sehr gerne beantworte.
In einer Deutschen Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele sehe ich – insoweit haben Sie mich zutreffend zitiert – in der Tat enorme Chancen für Deutschland, als Gesellschaft wieder zusammenzukommen, denn es gibt gerade in der aktuellen Zeit wenige Veranstaltungen und Gelegenheiten, die die Bevölkerung als Ganzes zusammenzuführen.
Warum bin ich dieser Meinung? Es mag sicherlich nicht für alle Olympischen Spiele in der Vergangenheit gelten, aber die Spiele von London im Jahr 2012 oder von Paris im vergangenen Jahr haben nicht nur bei den Sportfans weltweit, sondern auch bei der jeweiligen Bevölkerung eine enorme Begeisterung erzeugt, wovon ich mich in Paris auch persönlich überzeugen durfte.
Zweifellos – insofern gebe ich Ihnen Recht – erfordert eine erfolgreiche Bewerbung auch die Bereitstellung entsprechender finanzieller Mittel durch die öffentliche Hand. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass sich diese Investitionen auszahlen werden, und dabei denke ich nicht nur an Tourismus und Gastronomie, sondern an die Begeisterung, die das Potenzial entfalten wird, viele Menschen neu zum Sport zu führen. Dies gilt zuvörderst für Kinder und Jugendliche, ohne die ein erfolgreicher Spitzensport in der Zukunft nicht denkbar ist. Ich sehe aber auch viele Menschen, die bisher nicht nennenswert mit dem aktiven Sport in Berührung gekommen sind; ihnen können die Spiele in Deutschland eine Motivation geben und sie an den Sport heranführen. Gelangen sie zum Sport und bleiben sie ihm auch dauerhaft treu, lassen sich hier gesamtgesellschaftlich gesundheitliche Fortschritte erzielen, die auch volkswirtschaftlich positive Effekte haben werden.
Das Geld, das Deutschland für eine Bewerbung um Olympische und um Paralympische Spiele aufwendet, ist auch deshalb gut investiert, weil eine gelungene Sportgroßveranstaltung der Gesellschaft einen positiven mentalen Schub geben kann; das hat vor allem das „Sommermärchen“, die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2006 im eigenen Land, eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Abschließend möchte ich betonen, dass eine deutsche Bewerbung nur dann erfolgreich sein kann, wenn die Bevölkerung der Bewerberstadt bzw. -region das Vorhaben auch mehrheitlich unterstützt; Spiele ohne oder gar gegen deren Überzeugung dürften kaum von Erfolg gekrönt sein. Ich persönlich blicke daher mit Spannung auf den 26. Oktober 2025, den Tag, an dem München den Bürgerentscheid zur Frage der Bewerbung durchführt.
Ich danke Ihnen nochmals sehr herzlich für Ihre Frage und stehe Ihnen selbstverständlich jederzeit sehr gerne für Ihre Rückfragen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Stephan Mayer, MdB