Portrait von Sebastian Brehm
Sebastian Brehm
CSU
50 %
/ 12 Fragen beantwortet
Frage von Mario H. •

Frage an Sebastian Brehm von Mario H. bezüglich Gesundheit

Hallo Herr Brehm,

da sie mit Ihrer Fraktion in der Regierungsarbeit tätig sind und für den Wahlkreis Nürnberg zuständig sind, möchte ich gerne ein paar Fragen zur aktuellen Corona Situation an sie richten.
Mir ist klar, dass die gegenwärtige Situation für alle Entscheider nicht die leichteste ist. Nur würde ich mir schon erwarten, dass man mit Entscheidungen die unser aller Grundrechte betrifft, viel sorgsamer umgeht. Es gibt leider einiges, dass ich in der aktuellen Thematik nicht nachvollziehen kann aber vielleicht können Sie mich bitte dazu aufklären:

1. Warum sagt, dass RKI, Hr. Drosten und die Bundespressestelle noch im März, dass Masken mit dem geringeren Schutz eigentlich nicht helfen? Und warum sollen wir trotz dieser Aussagen nun in Geschäften Masken tragen, obwohl eigentlich keine Schutzfunktion gegeben ist?
2. Warum werden die Ziele reihenweise verändert? Noch im März war das vorläufige Ziel eine Verdopplung der Fallzahlen auf 5 Tage zu verlängern. Dann irgendwann 10 Tage. Dann irgendwann 14 Tage. Dann war die Verdopplung irgendwann nicht mehr interessant und man stürzte sich auf den R-Wert. Ich meine was ist das langfristige Ziel? Wollen wir die nächsten beiden Jahre so weiter machen, bis es vielleicht wirklich irgendwann mal einen Impfstoff gibt?
3. Das bringt mich gleich zur nächsten Frage. Was soll dieser Unsinn mit dem Immunitätsausweis? Also ich selber habe eine Reihe von Impfungen und bin auch alles andere als gegen Impfungen. Aber es ist doch klar, dass so ein Immuntiätsausweis ein verstecktes Druckmittel ist, damit eine Impfung durchgeführt wird. Sowas kann und darf niemals eingefürt werden. Bitte äußern sie sich dazu!
4. Gibt es in der Bundesregierung eigentlich eine gesamteinheitliche Gesundheitsbetrachtung? Die Regierung klopft sich ja täglich auf die Schulter, dass sie mit den durchgeführten Maßnahmen Menschenleben rettet. Ich frage mich wie viele an der aktuellen Siutation leiden und denen es gesundheitlich schlechter geht, weil OP's verschoben wurden, weil kein Therapieangebot mehr vorhanden ist, weil die Einschränkungen einfach belastend sind, weil die finanziellen Sorgen existenzbedrohend sind. Wie ist die Einschätzung der Regierung zu diesem Thema?
5. Alle getroffenen Maßnahmen hätten wir ohne Probleme jährlich bei jeder Erkältungs- und Grippewelle anwenden können. Natürlich hätten wir deutlich weniger Grippeinfizierte und Tote jedes Jahr zu verzeichnen. Warum also nun? Warum wird hier offenbar ein anderer Maßstab angewendet?
6. und die eigentlich wichtigste Frage von meiner Seite: Wenn die Gesundheit der Bürger wirklich so wichtig ist? Warum agiert man mit Vorschriften (Mundschutz, Abstandsregeln, Quarantäne, Versammlungsverbot) und nicht mit Aufklärung (gesunde Ernährung, stärkung des Immunsystems). Warum wird Billigfleisch und Zucker (beides nachweislich gesundheitsschädlich) in Deutschland eher gefördert als verhindert? Sie überlassen den Bürgern die Mündigkeit in Sachen Ernährung, warum dann also nicht in allen anderen gesundheitsrelavanten Themen auch?

Ich bin sehr gespannt auf Ihre Antworten, denn ich verstehe die herangehensweise nicht ganz.

mfg

Mario Hein

Portrait von Sebastian Brehm
Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Hein,

ich bedanke mich für Ihre Nachricht vom 12.Mai 2020, in der Sie sich mit dem Thema Corona und unserer aktuellen Lage befassen. Gerne möchte ich die Gelegenheit nutzen Ihnen zu antworten und entschuldige mich zunächst für die Verspätung.

Nach wie vor befinden wir uns weltweit und so auch in Deutschland in einer sehr dynamischen und ernstzunehmenden Situation. Die Zahl der COVID-19-Fälle ist besorgniserregend angestiegen. Gleichzeitig ist auch die Zahl der COVID-19-Intensivpatienten in deutschen Krankenhäusern gestiegen. Die Infektionszahlen sind zu hoch. Deswegen müssen auch weiterhin Maßnahmen getroffen werden, um Leben und Gesundheit zu schützen, die außerordentliche Belastung des Gesundheitssystems abzufedern, den Öffentlichen Gesundheitsdienst zu entlasten und die Infektionszahlen zu senken.

Zu dem von Ihnen angesprochenen Thema:

1. Die Schutzfunktion der Masken ist erwiesen, besonders im Umgang mit anderen Menschen. Sie sollen helfen vor allem andere nicht anzustecken. Eine Aussage, dass Schutzmasken nicht helfen, kann ich daher nicht nachvollziehen und mir sind darüber hinaus auch weder Aussagen der von Herrn Prof. Drosten als auch der Bundespressestelle bekannt, die gegenteiliges behaupten.
2. Die Pandemie verläuft dynamisch und sowohl für die Bundesregierung als auch den Bundestag bedeutet dies, dass die aktuelle Lage analysiert und die Lösungen angepasst werden müssen. Eine vergleichbare Situation ist seit der spanischen Grippe nicht bekannt. Wir befinden uns nun in einer anderen Zeit. Daher lassen sich die Maßnahmen nicht einfach übertragen. Wir brauchen neue Lösungen und auch der Bund und die Länder lernen an dieser Stelle, täglich neu hinzu. Es gibt keine perfekte Entscheidung.
3. Ein Immunitätsnachweis lehne ich ab. Ebenso bin ich dagegen eine Zweiklassengesellschaft von Geimpften mit Sonderrechten und Ungeimpften zu schaffen.
4. Wie schon in der Beantwortung der zweiten Frage betont, haben wir eine hoch dynamische Situation, die sich von Tag zu Tag ändert. Die gesamtheitliche Betrachtung geht dabei von der Bundesregierung, besonders vom Bundeskanzleramt aus, das nicht alleine, sondern besonders in Absprache mit den Länderregierungschefs Entscheidungen trifft, bzw. diese für das Parlament vorbereitet. Die Krise ist nicht die Stunde der Exekutive, sondern besonders die des Parlamentes. Corona beansprucht unser Gesundheitssystem besonders auf den Intensivstationen. Daher müssen die Ärzte in den Krankenhäusern in Zusammenarbeit mit der Politik Entscheidungen treffen, die in Normalzeiten nicht getroffen werden müssen. Der Fokus liegt daher auf der kurzfristigen Ausbildung von neuen Kapazitäten für die Behandlung von Corona und der Einschränkung der Op’s auf Intensivstationen. Dies ist auch für die Beteiligten keine leichte Entscheidung.
5. Ein anderer Maßstab wird angewendet, weil besonders die Ansteckungsrate sehr hoch ist und die Krankheitsverläufe bei den Seniorinnen und Senioren unserer Gesellschaft deutlich höhere Todesraten hervorrufen gegenüber normalen grippalen Infekten. Darüber hinaus gibt es keine richtigen Medikamente gegen Corona. Die ersten Impfstoffe wurden erst jetzt entwickelt und werden ausgeliefert, wenngleich der Bezug leider zu langsam verläuft. Schwerwiegende Krankheitsverläufe, die auch ohne Corona auftreten sind häufig.
6. Eine gesundes Immunsystem ersetzt nicht eine potenzielle Ansteckungsgefahr durch Corona. Dies hat das Jahr 2020 besonders gezeigt. Es reduziert ebenso wenig die mögliche Ansteckung anderer. Sie können Corona in sich tragen und keine Symptome haben und trotzdem andere anstecken. Dies passiert vor allem bei Kontakten jüngerer Erwachsener, besonders von Kleinkindern.

Ich hoffe ich konnte Ihnen im Rahmen meines Beitrages Ihre Fragen beantworten und stehe für weitere Rückfragen gerne zur Verfügung.

Herzliche Grüße

Sebastian Brehm, MdB

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Sebastian Brehm
Sebastian Brehm
CSU