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Roderich Kiesewetter
CDU
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Frage von Sebastian H. •

Sind Sie mit der Ausgestaltung des Sondervermögens und den bisher bekannten Neuanschaffungen zufrieden?

Sehr geehrter Herr Kiesewetter,

wie beurteilen Sie mit Ihrem militärischen Erfahrungsschatz aber auch Ihrer persönlichen Betrachtung des Kriegsverlaufs in der Ukraine und der dort angewendeten Kriegstaktiken die geplanten Neuanschaffungen für die Bundeswehr? Ukrainern gelingt es teils mit kommerziellen Drohnen relativ moderne und teure Kampfpanzer zu neutralisieren, kilometerlange Nachschubkonvois dagegen konnten zwar aufgeklärt, aber mangels Feuerkraft nicht vollständig bekämpft werden, digitale Drohnen-Steuerungen und Flugzeugradare werden mit ungleich günstigeren Jammern wie der KVS G-6 unbrauchbar gemacht.
Die USA sortieren ab diesem Jahr immer mehr A-10 Tunderbolts aus, die AC130 bekam zwar als Ghostrider und Stinger II neue Upgrades, dennoch wird fast nur noch digitale und Tarnkappentechnik neu eingeführt. Sollte die Bundeswehr auch auf analoge Waffensysteme und herkömmliche Gunships zur Luftnahunterstützung CAS neben Luftüberlegenheit setzen?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Nachricht zu einem hochkomplexen Thema. Ich möchte hier keine abschließende Bewertung vornehmen, wie der Kriegsverlauf in der Ukraine die Zukunft militärischer Auseinandersetzungen beeinflussen wird. Es ist aber schon bereits jetzt ersichtlich, daß die Streitkräfte dieser Welt ihre Lehren aus diesem Konflikt ziehen werden.
Die hohe Zerstörungsrate der russischen Kampfpanzer hängt vor allem von zwei Faktoren ab. Erstens sind die ukrainischen Streitkräfte taktisch sehr gut geschult und den Russen in diesem Bereich überlegen. Zweitens haben die russischen Panzer einen Produktionsfehler in meinen Augen. Das Problem liegt in der Art und Weise, wie die Munition in den Panzern gelagert wird. Im Gegensatz zu modernen westlichen Panzern tragen russische Panzer mehrere Geschosse in ihren Türmen. Das macht sie verwundbar, denn schon ein indirekter Treffer kann eine Kettenreaktion auslösen, die den gesamten Munitionsvorrat des Panzers zur Explosion bringt.
Außerdem ist es der russischen Armee nie gelungen die Lufthoheit über die gesamte Ukraine zu erlangen, was dazu geführt hat, daß die Schlachten in der Ukraine zu klassischen Artillerieschlachten wurden. Umso wichtiger ist es daher auch, der Ukraine noch mehr Waffen wie die Panzerhaubitze 2000 oder die Mehrfachraketenwerfer zu liefern, damit Kiew in diesem Kampf bestehen kann.

Bezüglich der Anschaffungen im Rahmen des Sondervermögens der Bundeswehr ist zu sagen, daß unsere Armee Teil der NATO ist. Prioritär muss also geklärt sein, welche Verpflichtungen wir im Rahmen des Bündnisses zu erfüllen haben. Von diesen Aufgaben sind die Anschaffungen abhängig zu machen. Ich begrüße aber die bisherigen Ankündigungen wie bspw. den Kauf von 35 F-35 Kampfjets oder 60 Boeing CH-47 Chinook Transporthubschrauber.

Herzliche Grüße
Roderich Kiesewetter

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