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Robby Schlund
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Frage von Maria S. •

Frage an Robby Schlund von Maria S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Dr. Schlund,

bezüglich der vom Kabinett verabschiedeten Impfpflicht gegen die Masern möchte ich Ihnen als Arzt und Abgeordneten im Gesundheitsausschuss ein paar Fragen an Sie richten:

1. Wie ist Ihre persönliche Meinung zu einer Impfpflicht und wie die Ihrer Partei?
2. Welche Experten werden Sie zu diesem Thema im Gesundheitsausschuss anhören und wer bestimmt diese? Werden beispielsweise Sprecher des Vereins "Ärzte für individuelle Impfentscheidung", die dem Petitionsausschuss mehr als 143000 Stimmen des Volkes gegen eine Impfpflicht vorgelegt haben, eingeladen werden?
3. Inwieweit sind Ihnen die offiziell vom RKI herausgegebenen Zahlen über die Masern-Erkrankungsfälle bekannt? Ich frage deshalb, weil das Bundesgesundheitsministerium und auch die Medien stets von einer in Deutschland steigenden Zahl sprechen, was nicht den Fakten entspricht, siehe hierzu https://www.impf-info.de/images/Med/Impfpflicht/Masern%20D%20nach%20KW.png.
4. Betrachten Sie angesichts dieser niedrigen Zahlen (man vergleiche Sie bspw. mit den Grippe-Todesopfern) und der in den allermeisten komplikationslos verlaufenden Erkrankung die Eingriffe in unsere Grundrechte als verhältnismäßig?
5. Entgegen dem Spahn'schen Gesetzentwurf gibt es nach Ansicht zahlreicher Experten durchaus Alternativen zu einer (auch in ihrer Wirksamkeit) stark bezweifelten Impfpflicht, siehe hierzu die Seiten 5 und 6 in https://www.individuelle-impfentscheidung.de/pdfs/Stellungnahme%20zum%20Referentenentwurf.pdf. Sollte man nicht solchen erfolgsversprechenderen, die Menschenrechte achtenden Alternativen Vorrang gewähren?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen
M. S.

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Antwort von
AfD

Sehr geehrte Frau S.,

Wir als AfD, sowie ich als Arzt, sagen: Impfen ist wichtig, auch bei Masern! Das erfordert aber noch lange keinen Impfzwang sondern eine deutliche Verbesserung bisher mangelhafter Organisationsstrukturen!

Zwar haben frühere Generationen vor Entwicklung des Masernimpfstoffes die Masern als typische sogenannte „Kinderkrankheit“ erlebt und meist auch folgenlos überlebt. Aber leider nicht alle. Vor allem die Entzündung des Gehirns ist gefürchtet. Sie tritt zwar nur bei einem von 1000 Masernfällen auf, ist dann aber in 10 bis 20 Prozent der Fälle tödlich, bei weiteren 20 bis 30 Prozent dieser Kranken bleiben Dauerschäden zurück, die den Betroffenen unter Umständen für das ganze Leben an den Rollstuhl fesseln.

Harmlos sind die Masern also nicht. Deshalb ist Impfen wichtig!

Und die Impfung schützt nicht nur den Geimpften selbst, sondern gleichzeitig auch andere. Es sind zuallererst die Kleinkinder, die die noch gar nicht geimpft werden konnten, denn die Impfung kann ja erst um den ersten Geburtstag herum durchgeführt werden. Und es sind die anderen, die sich gerne impfen lassen würden, bei denen es aber aus medizinischen Gründen nicht geht, insbesondere weil sie eine bösartige Erkrankung, Leukämie, eine HIV-Infektion oder eine andere Erkrankung haben, die die Immunreaktion beeinträchtigt. Wären alle anderen, d. h. 95 Prozent der Bevölkerung geimpft, wären auch all diese Menschen geschützt.
Erfreulicherweise erhalten in Deutschland über 97 % der Kinder die Erstimpfung. Bei der sicherheitshalber empfohlenen Zweitimpfung sind es noch über 93 %.

Ganz ohne Impfpflicht wird so erreicht, dass Deutschland im internationalen Vergleich mit unter 7 Masernfällen auf 1 Million Einwohner weitaus besser dasteht, als Länder mit Impflicht wie Frankreich (fast 45 Fälle) oder Tschechien (18 Fälle). Es gibt auch keine Tendenz des Anstiegs der Fallzahlen.

Könnte eine Masernimpflicht helfen, noch besser zu werden?

Der AK Gesundheit der AfD-Bundestagsfraktion sieht das nicht so:
- Erstens würde die Impfpflicht für Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kitas gar nichts helfen, die Impflücken bei Erwachsenen zu schließen.
- Zweitens würden sich viele überzeugte Impfgegner weiter entziehen wollen, zum Bespiel mit Attesten oder ähnlichen.
- Drittens müssen auch die Impfquoten zu anderen Krankheiten im Auge behalten werden. Manch einer, der sich der Pflicht widerwillig beugt, der sich in seiner Freiheit aber beschränkt sieht, könnte geneigt sein, sich seine Freiheit zurückzuholen, indem er auf andere, freiwillige Impfungen verzichtet. Dafür gibt es Hinweise im Zusammenhang mit der Einführung einer Impfpflicht in anderen Ländern.
- Viertens halten wir angesichts der geschilderten Masernsituation in Deutschland eine Masernimpfpflicht für verfassungswidrig.
-
Was brauchen wir stattdessen?

Wir brauchen eine verbesserte Organisation der Impfungen und eine bessere Kontrolle des Impfstatus insbesondere durch Einbeziehung und Ausbau des öffentlichen Gesundheitsdienstes.

Wir brauchen einen niedrigschwelligen Zugang zum Bespiel am Arbeitsplatz. Die meisten Erwachsenen unterlassen die Impfung nicht aus ideologischer Verblendung, sondern schlicht, weil sie im Alltag sozusagen „untergeht“. Bringt man die Impfung in den Alltag, werden die Impfungen meist auch durchgeführt. Und auch den Hausärzten kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Wir brauchen, dass Asylsuchende schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen gemäß den extra dafür entwickelten Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts geimpft werden. Eine Evaluation aus 2016 zeigt, dass dies überhaupt nicht die Regel war. Zur aktuellen Situation steht die Antwort auf eine Kleine Anfrage unserer Fraktion noch aus.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Robby Schlund